11. Als das Mädgen auff eben dieser Hochzeit nit wolte lustig seyn

[52] 1.

Hab ich mich nicht gespitzt

Auff dieses Hochzeit-Spiel,

Und gleichwol da ich itzt

Die Lust betrachten will,[52]

So ist sie warlich schlecht,

Das Mädgen will nicht lachen,

Und mir ist auch nicht recht,

So stehen meine Sachen.


2.

Ich hätte mir den Spaß

Viel besser eingebildt,

Doch nun wird diß und das

Die Helffte kaum erfüllt:

Ich war von Hertzen froh,

Da schickt ich mich auff Minen,

Da wolt ich so und so,

Das lose Kind bedienen.


3.

Es hat sich wohl bedient,

Wann sie auß lauter List

Sich nicht so viel erkühnt

Und selber lustig ist;

Wann sie den schönen Rest

Der Zeit nur wil verliehren,

Und den Saturnus läst

In ihren Sinn regieren.


4.

Ich bin zu wunderlich

Und werde flugs betrübt,

Wann nur ein Mädgen sich

Ein wenig theuer gibt:

Es darff ein eintzig Blick

Sich wider mich erregen,

So prall ich schon zurück,

Und ist mir alls entgegen.


5.

Was hilffts, ich wil hinfort

Ein bißgen klüger seyn,

Und mich auff keinen Ort

So übermässig freun:

Es ist doch mein Gebrauch,

Je ärger ich mich spitze,

Je wenger wird mir auch

Der Freude selber nütze.


6.

Hingegen so behält

Dieselbe Lust den Preiß,

Wenn daß man auff der Welt[53]

Nichts von den Händeln weiß,

Denn also kömmt man offt

Zu angenehmen Leuten,

Die einem unverhofft

Den schönsten Spaß bereiten.


7.

Dem sey nun wie ihm sey,

Itzt bin ich wohl vexirt,

Und kan doch nicht vorbey,

Daß so ein Stern regiert,

Ist mein Gelücke gut,

So will ichs bald erleben,

Daß mir das lose Blut,

Soll bessre Blicke geben.

Quelle:
Christian Weise: Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken, Halle a.d.S. 1914, S. 52-54.
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