10. Als Monsieur Läppisch ein Mädgen zu Tode complimentiren wolte

[123] 1.

Es ist ja sonsten Gifft genug,

Wir dürffen kleine Feuer-Schlangen,

Und irgend dürre Kröten fangen,

So haben wir den rechten Trunck,

Auff allen Nothfall thut es auch

Ein kleines Bißgen Hütterauch.


2.

Was treibt dich dann vor Noth darzu,

Daß du dem armen Mädgen eben

Mit deinen Worten wilst vergeben?

Ach halt das Maul und schaff ihr Ruh,

Dann hat sie ja den Todt ersehn,

So könt es ohne dich geschehn.


3.

Da steht der Narr, und knastert ihr

Sechshundert tausend Eitelkeiten,

Die weder gicks noch gacks bedeuten,

Auß seiner lahme Zunge für,

Da fippert er und radebrecht

Die Reden als ein Schinder-Knecht.


4.

Ihr Leuthe, nun gedenckt an mich,

Wir haben Morgen eine Leiche,

Der Gümpel führt die stumpffen Streiche

Bald oben hin, bald unter sich,

Darum, sol Ungelücke seyn,

So sticht er leicht zum Hertzen nein.


5.

Es jammert mich das arme Kind,

Daß eben die beliebten Sachen,

Die andere Mädgen lustig machen,

Ihr an dem Leben schädlich sind,

Und daß ein Wort, das sonst verstäubt,

Ihr an dem Hertzen kleben bleibt.


6.

Sie kömmt in Warheit nicht darvon,

Dann wolte sie den Leib purgiren,

Und allen Unflat von sich führen,

Wo wäre die Purgation?

Ach nein, sie stirbt in dieser Qual,

Wir sehn sie nun das letzte mahl.

Quelle:
Christian Weise: Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken, Halle a.d.S. 1914, S. 123-124.
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