3. Als Coridon dem Florindo an das Knie kützelte, in Meynung, als hätte er die Marilis darbey

[114] 1.

Mein Knie thut mir abscheulich weh,

Es juckt mich wo ich geh und steh,

Ich weiß nicht, was ich dencke:

Es krappelt stets und wo ich bin,

Da fähret mirs bald oben hin,

Bald sitzt mirs im Gelencke.


2.

Dann eine Junggesellen Hand,

Die hat mich gestern so verbrandt

Mit ihren Complimenten,

Sie griff mir dran, und macht es doch

So wunderschön, als wann wir noch

So wohl einander kennten.


3.

Es ist fürwar ein artig Schwanck,

Mein Knie das must, ohns Henckers-danck,

Ein Jungfer-Knie bedeuten,

Da kriegte mich der Narr dabey,

Und machte seine Löffeley

Gantz heimlich vor den Leuthen.


4.

Die Worte waren schrecklich krumm,

Sie flogen in der Stuben rum

Wie lauter Ungeziefer,

Monsier der hat ein Hauß gebaut

Von Butter-Milch und sauer Kraut,

Und deckt es nun mit Schiefer.


5.

Er fand bey mir zwar guten Platz,

Doch dacht ich ja, mein lieber Schatz,

Je seyd ihr nicht ein Flegel?

Fürwahr, wo ihr euch nicht bequemt,

Und höfflich euren Abschied nehmt,

So hust ihr auff den Schlegel.


6.

Er sah mir die Gedancken an,

Drum gieng er als ein nasser Hahn,

Und kratzte mit den Füssen,

Ich hab hingegen grosse Müh,

Und werde noch zu meinem Knie

Den Zahn-Artzt brauchen müssen.

Quelle:
Christian Weise: Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken, Halle a.d.S. 1914, S. 114-115.
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