XLIV.

[60] Ungereimte Händel sind / welche sich mit unserer hergebrachten Weise nicht vertragen wollen / wie ich einmahl in einem Actu Oratorio den weinenden Hercalitum und lachenden Democritum einführete / und im Programmate aller Facultäten erwähnete / wie selbige in jhren ernsten Qvæstionibus eine und andere lustige Materie antreffen könten. Zum Exempel man darf die Theologiam mythicam bey den Juden[60] den nur propriè verstehen / so hat man gnung zu lachen / wen sie sprechen im Paradiese würde ein grosser Vogel geschlachtet werden / der habe in einem See gestanden / darinne eine Axt kaum in sieben Jahren zu Boden fallen könte / und wäre jhm doch das Wasser kaum über den Fuß gegangen. Og der König zu Basan wäre so groß gewesen / daß Moses ein Mann 10. Elen lang / mit einer Stange von 10. Ellen / als er 10. Ellen in die Höhe gesprungen / jhn nur an den Fuß-Knöchel getroffen habe. Was haben die Juristen nicht vor Gesetze hin und wieder anzutreffen / darüber man lachen muß. Claudius gab ein Gesetze man solte die Weinfässer pichen / und wen jemand von einer Schlange gestochen würde / solte man nichts anders brauchen / als[61] Safft vom Eschenbaume. Wer es nicht that / der war schon reiff zur Straffe: einmahl war alles Getraide verdorben / un der befahl durch ein Gesetze / man solte das Korn wolfeil verkauffen. Die Politici dürffen nur zu Hofe die ordentlichen Ceremonien durchgehen / und die täglichen Absurda dargegen halten / so wird es klar werden / daß Haterius beym Tacito noch viel seines gleichen hat / welcher dem Kayser aus Höfligkeit die Knie küssen wolte / und jhn mit solcher Complimente zu Boden warff.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 60-62.
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