Vierter Unform.

Ein Knecht beichtet von 7. Monat her also:

[1013] O Herr, ihr seyd an GOttes statt: ich knye an eines Sünders statt: ich bitt, ihr wolt mich Beicht hören im Nahmen GOttes des Vatters und des Sohns, und des Heil. Geists, Amen.


Im grossen Ablaß hab ich zum letztenmahl gebeichtet. Herr ich schilt, ich schwör, ich fluch, auf mein Eyd auch: Sacrament: hunder Sacrament; [1013] tausend Sacrament; der Teufel; der Hagel; der Donner; der Blitz: ich hab mich voll gesoffen, ich hab mich übergeben; ich hab gestohlen; ich bin bey der Magd geweßt; ich hab am Feyertag unter der Vesper kartet; ich hab am Sonn- und Feyertag denglet. Herr, ich weiß nichts mehr, wißt ihr noch etwas, so sagt mirs.


Was ist auf diese Beicht zu halten?


Antwort. Dieser Knecht hat gar nicht aus der Kunst gebeichtet.

1. Weilen er einen uneschickten Vorspruch gethan, die Zeit der letzten Beicht übel angezeigt, dann er sagte nur, daß er am grossen Ablaß gebeichtet; hätte auch darzu sollen setzen, was es für ein grosser Ablaß gewesen: das End dieser Beicht war zu grob, und liederlich, weilen er gern hätte, daß ihn der Beicht-Vatter ausfrätschlete. Mein guter Knecht, wann dich auch mancher Beicht Vatter solle ausfrätschlen, so kanst du dannoch nicht sicher seyn in deinem Gewissen, wann du nicht zuvor in Erforschung deines Gewissens den gebührenden Fleiß angewendet habest; was aber für ein Fleiß zur Gewissens-Erforschung vonnöthen seye, wird bald darnach erkläret werden.

2. Ist diese Beicht nicht viel nutz, weilen alles untereinander vermischt, und gebutteret, kleine und grosse Sünden ohne Ordnung und Abtheilung.

3. Weilen er weder die Gestalt der Sünden, weder die Zahl der Sünden, weder die nothwendige Umständ der Sünden angezeiget.

4. Weilen er also den Beicht-Vatter ein so grosse Mühe und Arbeit gemacht hat, indem er alles noch einmahl hat müssen recapituliren, und durch unterschiedliche Fragen hat wiederhoeln müssen.

Knecht, gehe fleißig in die Predigen, und Christen-Lehren, und lese öfters die obige fünf förmliche Beichten, oder wann du nicht lesen kanst, lasse dir solche oft vorlesen, und erklären; mit einem Wort: lerne recht Buß thun, sonsten möchte ich mit dir nicht sterben.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 1013-1014.
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