[427] Dieser Mensch ware anfänglich von grossen Mittlen; kame aber durch Unglück nach und nach in die äusserste Armuth: worüber er sich dermassen bekümmert, daß er des zeitlichen Verlursts halben verzweifelt; GOtt (O des entsetzlichen Frevels!) und den Heil. Tauf verlaugnet, und sich mit seinem eigenen Blut dem Satan, (aus Hofnung, dieser werde ihn wiederum zu den vorigen Mittlen verhülflich seyn) verschrieben hat. In diesem unglückseeligsten Stand kommt er einstens in eine Predig, so ein Pater aus dem Dominicaner-Orden gehalten, und höret von der Cantzel herunter, was es für ein Elend sey, wann man sich in des Teufels Gewalt befinde; und wie grausamlich er mit einem solchen umgehe. Herentgegen wie groß GOttes Barmhertzigkeit seye; wie lange Zeit er auf die Bekehrung der Sünderen warte; und wie viel er ihnen Mittel an die Hand gebe, durch welche sich auch die gröste Sünder bekehren, und von des Teufels Gewalt ledig machen können: zu letzt aber sagte er, wie unter solchen Mittlen eines aus den vornehmsten seye die Andacht gegen der Mutter GOttes; benanntlich aber das Gebett des H. Rosenkrantzes.
Diese Predig gienge dem armseeligen Sünder also zu Hertzen, daß er anfienge eines Theils sein Elend zu erkennen, anderen Theils aber, in trauriger Erwegung, wie daß er GOtt verlaugnet, und deswegen zu ihm zu kommen sich unwürdig schätzte, seine Zuversicht und Hofnung zu Maria, als eine Fürbitts-Mittlerin, und Zuflucht aller Sünderen, wann sie sich nur bekehren wollen, zu nehmen. Liesse sich demnach in die Bruderschaft des Heil. Rosenkrantzes, von dessen heilsamer Kraft er viel gehört hatte, einschreiben; und rufte mithin die Mutter der Gnaden und Barmhertzigkeit in seinem Elend, und armseeligsten Stand um ihr Hülf an. Allein der Teufel triebe über dieses alles nur das Gespött; warffe ihm die gegebene Handschrift vor, und sagte, so lang diese vorhanden seye, werde ihn alles Seuftzen und Betten nichts helffen; dann er seye ewiglich verlohren. Der arme Sünder liesse darum die gefaßte Hofnung nicht fallen; sondern verfügte sich mit grossen Vertrauen in eine der Mutter GOttes geweyhten Capell; knyete vor derselben Bildnuß nieder; klagte mit heissen Zäheren seine Noth; bettete auch mit aufgehebten Händen so lang, bis daß (O milde! O kräftige Vorbitt Mariä bey ihrem Sohn!) vor seinen[428] Augen die Handschrift, in welcher er sich zuvor mit seinem Blut dem Satan unterschrieben hatte von der Bildnuß herab gefallen, und er gäntzlich versichert worden, daß alles, was er dem Satan schriftlich versprochen hatte, zernichtet und ausgelöscht worden; und er durch Mariä kräftige Vorbitt mit GOtt vereiniget, und wiederum zu Gnaden aufgenommen seye. Joannes Bonifacius S.J. in Hist. Virginali l. 2. c. 15.