15. Die Sonne und der Mond

[378] Die Sonn' heisst die,1 der Mond heisst der

In unsrer Sprach', und kommt daher;

Weil meist die Fraun wie die gemein,

Wie der gehörnt wir Männer sein.2


Fußnoten

1 Die Sonn' heisst die etc. Denn in allen andern Sprachen die mir bekannt sind, heisst die Sonne der, und der Mond die; die Sonne ist männlichen, und der Mond weiblichen Geschlechts.


2 Wir Männer sein. In der vorigen Ausgabe hiess es, die Männer sein. Man hat aber in der Nachsehung befunden, dass man in diesen Worten dem Deutschen Priscianus einen kleinen Backenstreich gegeben, indem man sein vor sind gesetzet hat. Ob nun gleich diesen Fehler die meiste Verfasser in der deutschen Sprache täglich begehen, so hat man doch denselben unverbessert nicht vorbey streichen lassen, sondern sich lieber selbst in das löbliche Ambt der Acteons Brüder mit einschreiben wollen; ohngeachtet man dazu nicht das geringste Recht habe, weder in actu primo, noch actu secundo, wie die Ambtsmeister dieses Ordens die Philosophi reden; als welche es unterweilen bey den zwey ersten Acten nicht bewenden lassen, sondern so gar bis auf den vierdten kommen. Die Geschichte ist bekant, der Titel aber derselben heisst: Le mari, cocu, battu, et content.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 378.
Lizenz:
Kategorien: