Erzwungene Gunst

[222] Es war Verachtung meine Frucht,

So lang' ich Kreon's Gunst in tiefster Demuth sucht';

Doch1 als mir die Geduld entfiel,

Erreicht' ich unverhofft durch Keckheit Zweck und Ziel.

Er war besorgt für seine Ruh'

Und schrieb mir einen Brief voll Anerbietung zu.

Ich las ihn und erkannt' hierbei,

Daß eines Narren Gunst gleich seinem Briefe sei, –

Daß, eh' man lieset seinen Gruß,

Man erst sein Siegel brechen muß.

Fußnoten

1 Im Orig. Denn, wohl nur aus Versehen. In der ä.A.: Als aber die etc.


Quelle:
Auserlesene Gedichte von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Wernike, Friedrich Rudolf Frhr. von Canitz, Christian Weise, Johann von Besser, Heinrich Mühlpforth, Benjamin Neukirch, Johann Michael Moscherosch und Nicolaus Peucker, Leipzig 1838, S. 222-223.
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