Unterschied der Schönheit

[168] Das Doris schön sei, find't mein Aug' im ersten Blick,

Ich fühle die Gefahr und weich' umsonst zurück;[168]

Hergegen wenn ich viel mit Chloris umgegangen,

So nimmt sie erst, und, eh' ich's merke, mich gefangen.

Dort raubt man mir mein Herz, hier wird es mir gestohlen,

Weil Doris schneller zwar, doch Chloris sichrer siegt.

Die Schönheit zeigt sich dort im freien Feld' und liegt

In Chloris Angesicht, als hinterm Busch, verhohlen.

Quelle:
Auserlesene Gedichte von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Wernike, Friedrich Rudolf Frhr. von Canitz, Christian Weise, Johann von Besser, Heinrich Mühlpforth, Benjamin Neukirch, Johann Michael Moscherosch und Nicolaus Peucker, Leipzig 1838, S. 168-169.
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