Viertes Kapitel

[666] Die Sorgen der Wirtschaft zerstreuten bald den Schmerz, besonders da sie ernster und zahlreicher waren, als sie beide in der ersten Begeisterung vermuteten, und da Herrmann seine neuen Beschäftigungen um ihrer Neuheit willen mit seiner gewöhnlichen Heftigkeit betrieb. Gleichwohl, bei allem Ernst und aller Emsigkeit, war und blieb es eine poetische[666] Wirtschaft, die Bemühung, den arkadischen Traum einer entflammten Einbildungskraft und eines sanftempfindenden Herzens zur Wirklichkeit zu bringen. Herrmann bedauerte von ganzer Seele, daß Ulrikens zarte Fingerchen durch harte Arbeit schwielicht und ungestalt und durch unreine Beschäftigungen schmutzig werden sollten: sie hätten alsdann ihren Reiz für ihn verloren: er hielt ihr eine Magd und zog sie oft zu ihrem Verdrusse von Arbeiten ab, weil sie ihm für die Feinheit ihrer Haut oder die Weiße ihrer Farbe gefährlich zu sein schienen. Mit aufgestreiften Armen deckte sie den Tisch und trug das Essen auf, das die Magd unter ihrer Anordnung gekocht hatte; und Herrmann würde es mit geringerm Vergnügen und vielleicht mit Mißfallen von diesen wirtschaftlich aussehenden Armen angenommen haben, wenn sie mit der Zubereitung mehr beschäftigt und mit Spuren der Küchenarbeit bezeichnet gewesen wären. Sie harkte auf der Wiese das Heu oder sammelte auf den Feldern das Getreide, das er gehauen hatte: aber Handschuhe verwahrten Arme und Hände vor den Beleidigungen der Luft, den Busen beschützte ein Tuch, und ungern ließ er sie auf das Feld, solange die Sonne das Gesicht schwärzen konnte.

Ebenso besorgt war sie für ihn: der Mann, der anfangs alle Äcker umpflügen wollte, ließ es durch einen Knecht nebst seinem kleinen Pommer verrichten und mußte schon aufhören, wenn er beim Spaziergange dem Knecht das Regiment abnahm und zwo Furchen zog. Inständigst wurde er gebeten, die Sense niederzulegen oder dem müßigstehenden Lohnarbeiter abzutreten, wenn er sich ein wenig zu stark angriff: Ulrike trocknete ihm freilich den Schweiß vom Angesichte bei der Arbeit, aber sobald er abgetrocknet wurde, hatte die Arbeit ein Ende. Zu allen Verrichtungen bezahlten sie Leute, und diesen Leuten, aber weder der Wirtschaft noch der Einnahme, kam es zugut, wenn Herr und Frau Hand anlegten. Sollte ihnen ihr neuer Stand Vergnügen geben, wie sie wünschten, so mußten sie sich mit seinen Beschäftigungen nur zuweilen abgeben und sie nie weiter treiben, als bis die Beschwerlichkeit anfing; und ihr ganzer[667] Bauerstand blieb eine angenehme Spielerei. Sogar in ihrem Anzuge wurden sie nicht wirkliche Landleute: Beide unterschieden sich von den übrigen Bewohnern des Dorfs durch den Geschmack, und die Artigkeit, die sie mit der Einfachheit der Kleidung zu verbinden suchten, nicht etwa aus Stolz und Unterscheidungssucht, sondern weil sie sich in ihrer vorigen Lebensart an Nettigkeit und Sorgfalt für die Annehmlichkeit ihrer Personen gewöhnt hatten. Ulrike raffinierte itzt so gut wie ehemals, in welcher Lage und Anordnung ihre Haare die beste Wirkung zu dem runden Hute und dem Gesichte tun würden: diesen Morgen mußten sie, mit einem Bande leicht gebunden, über den Rücken hinunterwallen: den folgenden wurden sie in ein Paar kunstlose Locken geschlagen, an einem andern geflochten und aufgesteckt: der runde Hut empfing ein Band zur Verschönerung, eine Blume, einen Zweig oder etwas ähnliches: die Brust zierte beständig ein Blumenstrauß von bescheidnen Feldblumen: die Bemühung zu gefallen arbeitete bei ihr freilich nicht mehr mit Schafwolle, Straußfedern, falschen Locken, Seide und Flor, aber mit geringern Materialien noch immerfort. Auch hätte, bei ihrer einmal eingewurzelten Art zu denken und empfinden, die Liebe auf beiden Seiten unstreitig sehr viel dabei gelitten, wenn die Sorgfalt, sich wechselsweise durch solche kleine Galanterien in der Person und im Umgange zu gefallen, durch ernstere Sorgen verdrängt worden wäre.

Herrmann, da er mit Anschaffung der nötigsten Bedürfnisse zustande war, fand in seinem Hause alles zu schlecht und fing an zu verschönern. Der Hof war unter seinem vorigen Besitzer ein großer Düngerhaufen gewesen, wurde itzt gesäubert, mit Sande überfahren und zuverlässig ungleich schöner als vorher, aber auch ungleich weniger nützlich; Türen und Wände empfingen ein schöneres Kolorit, die Treppen eine bequemere Stellung und alles bis auf den kleinsten Winkel die Miene der Ordnung, Sauberkeit und Regelmäßigkeit, soweit es sich ohne gänzliche Umschaffung tun ließ.

Auch der Garten wurde verschönert, die schlechtesten Obstsorten[668] ausgemerzt und edlere angepflanzt, die freilich unter sechs, acht Jahren weder einen Kirschkern noch einen Apfelstiel trugen; die Einzäunung ließ er sehr geschmackvoll und malerisch machen, und seine und Ulrikens Hände setzten manchen Strauch in die Erde, der mit seinen ausgebreiteten Ranken das hölzerne Gerüste grün bekleiden sollte. Nischen erhuben sich in seinen Winkeln mit angepflanzten Weinstöcken, die an den Stäben hinaufklimmen, mit ihren breiten Blättern kühlenden Schatten geben und die Traube dem Sitzenden zu den Lippen herabreichen sollten: Aurikeln und Tulpen verdrängten die Küchengewächse, die samtne Pfirsche den plumpen Apfel, aus welchem sein Vorgänger Cyder preßte. Ein krummer, übelgebildeter Baum beleidigte durch seinen schlechten Anstand das Auge, er mußte sterben, wenn er gleich sonst dem Gesinde einen Teil seiner Kost gereicht hatte. In zwei Jahren war durch solche unermüdliche Bemühungen sein Garten der wohlriechendste und ordentlichste im ganzen Dorfe; gab zwar nicht einen Zoll breit Schatten, aber doch die angenehme Hoffnung, daß man nach vielen Jahren völlig unter gerade gewachsenen Bäumen und zarten Zweigen werde ruhen können; erfrischte den durstenden Mund mit keiner einzigen saftigen Frucht, versorgte den Tisch mit keinem einzigen Bissen, aber dafür ließ er in vielen Jahren die köstlichsten, labendsten Erquickungen des Gaums erwarten. Da also kein gegenwärtiges Vergnügen, sondern viele gegenwärtige Unbequemlichkeiten darinne zu finden waren; da die Sonne den Kopf stach, man mochte sich hinwenden, wohin man wollte, und das Auge allenthalben nichts als nur günstige Erwartungen erblickte, so wurde der Garten, sobald er zustande war, verlassen, äußerst selten besucht und über der Vergrößerung des künftigen Vergnügens das gegenwärtige geschmälert.

Herrmann hatte Scharfsinn und Einbildungskraft: er konnte also unmöglich den stillen Pfad der Gewohnheit in seiner Ökonomie gehen. Bei tausend Gelegenheiten spekulierte er, daß es so oder so besser wäre: das Gesinde mußte nach seinen Grillen und Spekulationen verfahren, und das neue Verfahren[669] mißlang jedesmal, weil es die Leute entweder aus Ungewohnheit oder mit Vorsatz verpfuschten, um den Herrn wieder zur alten geläufigen Praxis zu zwingen; und jeder neue Versuch erzeugte nicht bloß Verlust, sondern auch Unordnung.

Außer den Freuden, die Enthusiasmus und Neuheit und so mannigfaltige Veranstaltungen und Umschaffungen gewährten und die sie beide um so viel voller und ungestörter genossen, weil sie den Schaden der Unordnung nicht eher fühlten, als bis er ihnen auf dem Nacken saß, verschafften sie sich noch viele andre Vergnügungen, die meistens in süßen Einbildungen und artigen Spielereien bestunden. Herrmann wurde durch seine itzigen Beschäftigungen wieder an die längstvergessne klassische Belesenheit erinnert, die er sich unter Schwingers Anführung erwarb: das Pfropfen eines Baums; das Bild eines Feldes voll Schnitter und Sammler, wo, mit zahlreichem Gewimmel, einige Garben banden, andre in hohe Haufen sie türmten, hier lachende Dirnen auf den wartenden Wagen sie luden, dort schwerbefrachtete Wagen, seufzend unter der Last, langsam dahinwankten, um den ländlichen Reichtum den Scheuren zuzuführen; ein rauschender Quell, ein sanft hingleitender Bach, eine romantische Höhle; Wiesen, mit weitduftenden Heuschobern übersät, wo Jünglinge und Mädchen, Männer und Mütter mit fröhlichem Gespräch und lautschallendem Gelächter, hier singend, dort pfeifend, den Vorrat des künftigen Winters in Haufen sammelten oder auf Gabeln, hochflatternd in der Luft, an den Wagen hinanreichten, während daß die hungernden Rosse mit betrübter Lüsternheit den Dampf des Futters einschnauften, das sie nicht genießen durften; das Abendgebrüll der heimeilenden Kühe, die mit harmonischem Geklingel die strotzenden Euter dem Stalle zutrugen, um von der Last befreit zu werden und in wohltuender Gemächlichkeit den gefräßigen Gaum mit der aufgeschütteten Abendkost zu ergötzen: ein strauchichter Berg, woran das weidende Vieh hing, wiederkäuend umherschaute oder unter Steinen und Stämmen die nährendsten Kräuter hervorsuchte;[670] ein kahles Brachfeld, wo der bequeme Stier oder das arbeitsamere Roß unter den lautkreischenden Befehlen ihres Regierers am blinkenden Pfluge lange Furchen öffneten; das schallende Getöse der Arbeiter, wenn sie abends in taktmäßigem Unison die gestumpften Sensen für die Morgenarbeit schärften; die Konzerte der Drescher, wenn sie bald in Solos, bald in Duetten, bald in vierstimmigen Chören mit mutigem Tempo dem Besitzer Brot und reichliche Einnahme verkündigten: – alles, alles, wohin er nur blickte, wohin er nur hörte, was er nur tat und tun sah, brachte ihm die Beschreibung eines alten Dichters zurück, und alles ward durch eine solche Erinnerung süßer und eindringender für Phantasie und Herz. Ulrike unterhielt sich allenthalben mit Szenen aus ihrem Geßner und Thomson; und was dem gegenwärtigen Gegenstande an Ähnlichkeit gebrach, schenkte ihm ihre glückliche Einbildung. Ihr Gespräch auf dem Spaziergange war oft eine fortgesetzte Schilderung der Bilder um sich her, aus jenen Malern der ländlichen Natur: alles, auch nichtbedeutende Kleinigkeiten, die andre verächtlich kaum des Anblicks würdigten, erhielten dadurch einen phantastischen Anstrich für sie, einen erhöhten Reiz, daß sie bei einer halbvertrockneten Quelle, bei dem gesanglosen Zwitschern der Vögel auf einem Baume über ihnen, Empfindungen fühlten, die auch die herrlichste Natur ohne die zaubrische Verschönerung der Imagination nie zu geben vermöchte. Wonne und Entzücken begleitete sie mit jedem Tritte, sprach aus dem Lispeln jedes Baums, hauchte in jedem Lüftchen sie an und gleitete durch Blicke und Mienen aus Seele in Seele hinüber.

Wenn am längsterwarteten Sonntage die Mitbewohner des Dorfs sich unter der fünfzigjährigen Linde versammelten und das Andenken der alltäglichen Beschwerlichkeiten im frischen Trunke ersäuften, in die Lüfte ausjauchzten und mit geräuschvoller Fröhlichkeit vertanzten, dann fehlten Herrmann und Ulrike nie: sie eröffneten den Ball der Freude: das kunstlose Dorfmädchen lernte von ihr Grazie und Anstand, und der Bauerkerl ahmte mit tölpischer Zierlichkeit seine Manieren[671] nach. Ihre zutrauliche Offenheit erwarb ihnen das Herz aller Anwesenden: der lustige Alte drückte ihnen treuherzig die Hand, und der lustige Junge hielt aus Ehrfurcht vor ihnen seine Lustigkeit in den Schranken der Anständigkeit. Der galante Jüngling nahm alle seine Artigkeit zusammen, wenn er mit Ulriken tanzte, warf die Füße zehnmal zierlicher als sonst und schmückte jeden Schritt mit originalen Bewegungen der Arme und des Kopfs: das Mädchen, wenn ihr Herrmann zuteil ward, faßte mit niedlicher Züchtigkeit die Zipfel der Schürze zwischen die Finger und drehte mit den lieblichsten Grimassen den braunen Hals. Ulrike war bei jedem ländlichen Feste das Orakel der Mädchen: sie wählte und ordnete Bänder und Kränze an den geschmückten Maien, zu den Johannistöpfen und dem Erntenkranze: sie putzte die Mädchen, wenn sie zum Altare gingen und wenn sie eine ihrer Schwestern zu Grabe begleiteten; und jede Mühe belohnten ihr die vergnügten Mütter mit herzlichen Geschenken von ihrem ländlichen Reichtume. Der Schulze holte sich bei Herrmannen Rat und Beredsamkeit, wenn er in der Schenke vor dem vollen Senat und Volke philippische oder katilinarische Reden halten mußte: das Volk brauchte ihn zum Mittelsmann, wenn es sich mit dem Senat entzweite: selbst der gelehrte Schulmeister verschmähte seine Belehrung nicht, sooft ihn die Orthographie schwerer lateinischer Worte quälte: jeder achtete ihn in allem für den Weisesten im Dorfe, nur nicht in der Wirtschaft: sobald man auf diese zu sprechen kam, gab sich auch der Geringste ein Ansehn über ihn, und das allgemeine Orakel mußte dann schweigen und lernen.

Auch stifteten sie außer den Feiertagen des Dorfs eigne häusliche Feste, die sie nur mit wenigen Vertrauten teilten. Jeder Geburtstag wurde mit einer kleinen ländlichen Feierlichkeit begangen: ein Strauß, ein Band, ein Tuch war auf beiden Seiten das Geschenk: Ulrike weckte Herrmannen an dem seinigen mit einem Liedchen; er versammelte an dem ihrigen die Kinder und ließ sie vor dem Hause auf dem Rasenplatze tanzen, spielte selbst die schnarrende Fiedel dazu,[672] und Bänder und wehende Tücher flatterten hoch an Stangen in dem fröhlichen Reihentanze empor. Da die Kinder den Tag einmal wußten, kamen sie das folgende Jahr aus eignem Triebe sehr früh und hingen an ihre Schlafkammer einen großen Kranz von Zweigen und Blumen: der übrige Teil des Tages wurde in nüchternem ländlichen Wohlleben, kindischen Tänzen und Liedern zugebracht.

Noch hatten sie zwei Trauerfeste jährlich, die sie beide allein unter sich in feierlicher Stille begingen: eins, dem Andenken einer Nacht gewidmet, wo sie die Liebe betrog und so mannigfaltiges Weh über Ulriken ausgoß; das andre, dem Todestage ihres Kindes geweiht.

Das erste feierten sie in einem kleinen Tannenbusche, der zu Herrmanns Bauergute gehörte: in diesem schmalen Streifen Wald, der vielleicht dreißig oder vierzig Schritte in der Breite und etwas mehr in der Länge betrug, lag ein öder unfruchtbarer Sandhügel, von jungen buschichten Kiefern umzäunt und hohen dichten Tannen und Fichten umschlossen. Hier hatte Herrmanns und Ulrikens Schwärmerei ein Grabmal errichtet, das sie das Grab der Unschuld nannten: von Rasen bildeten sie die Gestalt eines Sargs, der mit der obersten Hälfte aus dem Hügel hervorragte: auf ihm stund eine kleine abgestutzte Pyramide mit der Inschrift: ›Sie starb‹. Der Rasen verdorrte in dem trocknen Sandhaufen, und das Ganze bekam dadurch für denjenigen, der den Sinn wußte, ein bedeutungsvolles Ansehn. Als zum ersten Male der August wiederkam, gingen sie beide an dem unglücklichen Abend zu diesem Grabmale: ein jedes hing an die Pyramide einen verdorrten Weidenkranz, mit Flor durchflochten, und lange blieben sie in stummer Betrübnis einander gegenübersitzen, auf den Rasensarg gestützt. Ulrike erzählte mit Tränen ihren Kummer seit jenem Augenblicke, dessen Gedächtnis sie feierten, und gegen Mitternacht gingen sie schweigend, in ernste Gedanken verloren, wieder von ihm hinweg.

Am zweiten Feste begaben sie sich zu dem Grabe des Kindes, dem es galt, und pflanzten ein Bäumchen darauf neben dem schwarzen Kreuze; der ganze kleine Raum, den es einnahm,[673] war indessen grün geworden und mit gelben und weißen Blumen bewachsen: Ulrike pflückte sie alle, band einen Strauß aus ihnen und trug sie an ihrer Brust, bis Blumen und Stengel in Staub zerfielen.

So mannigfaltige Spiele schwärmerischer Zärtlichkeit, welche durch Einsamkeit und Stille täglich genährt wurde, so viele phantastische Ergötzlichkeiten und süße Täuschungen einer hochgespannten Empfindlichkeit ließen ihnen freilich Freude und Glückseligkeit aus Gelegenheiten erwachsen, die andern kaum einen Puls schneller bewegt hätten: sie waren Kinder geworden und träumten sich da ein Paradies, wo ihre Mitmenschen nichts als Kummer, Not und Beschwerlichkeit fühlten. Ihre Träumerei verdeckte ihnen freilich die traurige Seite des Bauerstandes; allein sie bereitete sich auch ihr eignes Ende, je mehr sie die beiden Träumer aus der wirklichen Welt hinauszauberte.

Ein Engel mit flammendem Schwerte vertrieb uns aus dem Paradiese; und wehe dem Betrognen, der noch darinne zu sein wähnt! Not, Bedürfnis war der Engel, der die ersten Menschen aus einem erträumten Paradiese voll untätigen Genusses herausscheuchte: Herrmann und Ulrike empfanden seinen Schwertschlag sehr bald, aber die Trunkenheit ihrer Einbildung ließ sie nicht eher auf die Warnung achten, als bis der drohende Vertreiber vor ihren Augen stand.

Solange das bare Geld widerhielt, das Herrmann von dem Ankaufe seines Bauergutes übrig hatte, konnten sie ungestört in ihrer eingebildeten Welt fortleben und weiter nichts tun als Empfindungen suchen: allein wie lange dauerte diese kleine Summe bei einer so unordentlichen Wirtschaft! Alles mußte gekauft werden, weil er ohne Ebenmaß so viel Vieh hielt, als er zur Verschönerung seines Hofs für nötig achtete: um einen schönen Vers aus dem Kleist oder ein schönes Bild aus dem Geßner in der Wirklichkeit zu sehn, füllte er seinen Hof mit Pfauen und artig gezeichneten Tauben und schönen Hühnern an, die ihm in einem Monate alle Gerste und allen Hafer wegfraßen, den er im ganzen Jahre erntete. Seine Kühe waren die schönsten an Farbe, die reinlichsten und ansehnlichsten[674] im ganzen Dorfe: aber sie fraßen das Korn, das ihrem Herrn das Brot geben sollte. Alles mußte um Lohn getan werden; denn die beiden wirtschaftlichen Enthusiasten, die mit Leib und Seele Bauern werden wollten, als sie den Bauerstand nicht kannten, entzogen sich allen beschwerlichen Arbeiten und spielten nur mit den leichtern: gleichwohl verlangte das kleine Gut schlechterdings die eignen Hände des Besitzers und strenge Aufsicht über das wenige Gesinde, das es verstattete; allein hier gingen die Lohnarbeiter müßig, das Gesinde tat, soviel ihm beliebte, und wenn sich Herrmann ein strenges Wort entwischen ließ, winselte Ulrike gleich, daß er die armen Leute zu hart behandelte, schalt ihn einen Tyrannen, einen Grausamen, und er schwieg. Wer für ihn arbeitete, betrog ihn durch Müßiggang oder Veruntreuung. Seine Äcker waren vom vorigen Besitzer ausgemergelt, und der itzige nährte sie schlecht und kostbar, weil er seinen Hof, diesen unsaubern Kothaufen voller Fruchtbarkeit vormals, zum ebnen, reinlichen, artigen Viereck gemacht hatte, das keine Schuhsohle beschmutzte, aber auch keinen Kornhalm düngte. Überhaupt vertrug sich dieser unendle Teil der Ökonomie mit seinen ländlichen Dichterideen so wenig, daß er ihn weder riechen noch sehen noch davon hören mochte: seine Delikatesse überließ dem Knechte die völlige Besorgung dieses Geschäftes.

Den Schaden, den ihm Mangel an Aufsicht, Untreue und Unordnung zufügten, vollendete seine Gutherzigkeit: die Bitte jedes ärmern Nachbars war für ihn ein Befehl. Wer kein Brot, keinen Samen, kein Stroh, kein Futter hatte, wandte sich an ihn, bekam entweder die Sachen selbst, wenn sie vorrätig waren, oder Geld dazu: alle borgten und bezahlten teils gar nicht oder bekamen das Geborgte zum Geschenke, wenn sie Miene machten wiederzubezahlen und die Barmherzigkeit mit einem paar Tränen oder kläglichen Tönen zu bestechen wußten. Herrmann genoß allerdings das edelste Vergnügen, dessen eine menschliche Seele fähig ist – die Zuflucht aller Notleidenden zu sein, kein Auge ungetrocknet, keinen Mangel unbefriedigt, keinen Kummer ungestillt[675] von sich zu lassen. Stolz freute er sich seiner Güte, wenn er auf seinen Spaziergängen hier einen dankbaren Händedruck von einem alten Mütterchen empfing, dem er das sieche Leben durch seine Wohltätigkeit fristete; wenn dort ein Bauer ihm freundlich die schöne Saat zeigte, die von seinem vorgestreckten oder geschenkten Samen aufgegangen war; wenn ein Kind, das er gekleidet hatte, auf den Armen seiner Mutter, von ihr zur Dankbarkeit ermuntert, ihm die kleinen Hände reichte und der Mutter die kindischen Danksagungen nachstammelte: wo er ging und stund, erblickte er Beweise seiner Gutherzigkeit und Gelegenheiten, auf sich stolz zu sein. Auch Ulrike war nie geschäftiger und froher, als wenn sie in der Türe stand und einem Haufen versammelter Kinder, die wetteifernd an ihr hinaufreichten, Stücken Brot, Kuchen oder andre Annehmlichkeiten austeilte: nach einer solchen Verrichtung sprach sie viel freudiger, ging viel lebhafter, und jede Gebärde wurde viel feuriger. Schade, daß alles in und um den Menschen und also auch die Freuden der Tugend eingeschränkt sein sollten! Mit jedem neuen Vergnügen der Wohltätigkeit näherten sich unsre beiden Landleute der Verwirrung ihrer Umstände mehr: das Gut nutzte sich nicht allein schlecht, sondern fraß ihnen auch das bare Geld weg, und Guttätigkeit leerte ihre Börse ganz aus.

Wie bekam alles nunmehr eine andre Miene! Der glänzende Firnis, womit Empfindung und Phantasie vorher jeden Gegenstand rings um sie her überzogen, verblich, verschwand, und alles erschien in seiner wahren alltäglichen Gestalt. Daß auf dem Landmanne die Last der Abgaben hart liege, hatte Herrmann sonst gar nicht gefühlt; daß in seiner Wirtschaft alles teuer gekauft werden müsse und daß er nie etwas zu verkaufen habe; daß sein Gütchen bei der gegenwärtigen Einrichtung in einem Monate mehr Geld verzehre, als es auch bei der besten Ordnung abwerfen könnte; daß er zwar nüchtern und sparsam lebe, wie er sich anfangs vorsetzte, daß er aber an seinem mäßigen Tische mehr Menschen speise, als der Ertrag seiner Ökonomie verstattete; das merkte er sonst nicht: er griff in die volle Börse, wenn man foderte, und gab,[676] sooft zu geben war; doch itzt, da er in der leeren Börse nichts mehr fand, wenn er hineingriff, itzt empfand er das Los des Landmanns doppelt schwer. »Geld!« schrie der Knecht; »Geld!« schrien die Mägde; »Geld!« foderte der Einnehmer. Fräulein Hedwig klagte den ganzen Tag, daß die Kühe fast verhungerten, weil ihnen das Futter fehlte, daß ihnen die Knochen durch die Haut stächen und die Euter keine Milch gäben: der Knecht fluchte, daß seine schönen Pferde fasteten, vor Magerkeit nicht mehr ziehen könnten und bald vor Herzeleid und Elend verscheiden würden: Ulrike weinte, daß ihr ein Perlhuhn, ein goldgesprenkter Hahn, eine schöne Henne nach der andern sich hinlegte und stürbe: die Magd jammerte, daß das prächtige Gras auf den Wiesen versauerte, weil sie es nicht allein ohne Lohnarbeiten zwingen könnte: das war den ganzen Tag vom Morgen bis zum Abend nichts als ein Fodern und Beschweren: die Unordnung wuchs täglich, und der arme Herrmann sah sich ohne Rettung verloren.

Nunmehr, nachdem ihn das Unglück aus seinem geträumten Paradiese verstoßen und ihm die Ökonomie verhaßt gemacht hatte, erwachten tausend Wünsche und Leidenschaften wie eingeschlummerte Löwen, um ihn zu quälen. Verdruß, Langeweile, Verlegenheit erweckten Begierde zum Spiel, das ihm schon einmal zur ergiebigen Goldmine gedient hatte; und er ärgerte sich, daß ihm hier auf dem Lande ein so herrliches Rettungsmittel versagt war: der Ekel an der mißlungnen Landwirtschaft ängstigte seinen Ehrgeiz; und er ärgerte sich, daß er seine Talente und Tätigkeit zu so elenden kleinen Geschäften erniedrigt hatte: er wollte den gesenkten Flug wieder erheben, aber leider! waren ihm die Flügel verbrannt. Seine niedergedrückte Seele arbeitete unter den Bürden des Unglücks und der Leidenschaft, daß ihr der Atem verging, und sah keine Möglichkeit, sie abzuwerfen: der Mann, der zwei Jahre her sich glücklicher als ein König dünkte, der alle Freuden der Welt in sich zu fühlen glaubte, entbehrte itzt alles, seufzte nach Vergnügen, dürstete nach Gewinn, beneidete den Bewohner der großen Städte wegen[677] der zahllosen Wege zum Erwerbe, beneidete den Vornehmen, den Reichen über die Leichtigkeit, zur Ehre hinanzusteigen, und über ihren reichen Genuß der Vergnügen. So mannigfaltiger Neid, Unwille, Schmerz teilte seinem Gemüte eine Säure, eine Bitterkeit mit, die endlich auch die Liebe überwand: er mißhandelte Ulriken nie mit einem Worte, aber er betrachtete sie bei sich als die Urheberin seines Unglücks, als eine Zentnerlast, die ihm am Nacken hinge und alles Emporkommen erschwerte. ›Wie leicht flög ich durch die Welt, wenn Ulrike nicht wäre!‹ dachte er oft. Immer mürrisch, immer von innerlichem Tumulte erschüttert, gab er ihr keine Freude und nahm keine von ihr: Amor mit seinem ganzen anmutigen Gefolge, Zärtlichkeit, Schwärmerei und Wonne, hatte sein Haus verlassen, und Ulrike weinte um ihre Flucht. Sie sahen sich nicht anders als bei Tische und auch dann mit gesenkten Häuptern und nassen Blicken des Mitleids: Armseligkeit war ihre Kost und Kummer ihre Würze: sie wichen einander die übrige Zeit des Tages aus, weil ein jedes dem andern Gram mitteilte und Gram von ihm empfing. Das nachbarliche Gespräch vor der Tür in den kühlen Abendstunden verstummte, Scherz und Lachen bei dem Essen waren verbannt, der Hof ertönte nicht mehr vom frohen Geschnatter und Gekreische des Federviehes: aus jedem leeren Winkel starrte der Mangel mit hohlen Augen und eingefallnen Backen hervor: es war ein totes, banges Leichenhaus, wo man um die zween größten Schätze des menschlichen Lebens trauerte – um Liebe und Glück.

Vor so großen Widerwärtigkeiten, ehe sie mit völliger Macht auf den armen Herrmann hereinbrachen, ging ein Unglück her, das er nicht sogleich übersah und das ihn in der Folge aus dem Abgrunde über Felsenspitzen, Stämme und Äste mit mancher blutenden Wunde emporriß. Gegen das Ende des zweiten Winters kam der Pfarr an einem Nachmittage sehr unmutig zu ihm und brachte die Nachricht, daß der äußerst verwickelte Konkurs, den der verstorbne Herr des Dorfes hinterlassen habe, endlich einmal geendigt sei und daß zu seiner höchsten Unzufriedenheit der gewesene Bediente,[678] von dem er ihm schon kurz nach seiner Ankunft aus Leipzig gesagt hatte, ein Bösewicht, der von dem gestohlnen Gelde seines verarmten Herrn sich in der ganzen Gegend Güter ankaufe und weder Lomber noch Trisett verstehe, das subhastierte Gut wirklich erstanden habe und also ihr hochgebietender Erb-, Lehn- und Gerichtsherr geworden sei. Herrmann, dessen Vergnügen nichts dabei einbüßte, hörte die Nachricht sehr gleichgültig an: da er bei der darauffolgenden Huldigung, wo ihm der Gerichtsverwalter auch seinen Handschlag abnahm, in Erfahrung brachte, daß sein neuer Gerichtsherr Siegfried hieß, und nach weiterm Nachforschen völlig überzeugt wurde, daß es Jakobs Vater, der gewesene Günstling und sogenannte Maulesel des Grafen Ohlau war, dann wurde ihm die neue Herrschaft schon widriger und bedenklicher: allein teils hielt sie sich auf den übrigen benachbarten Gütern für gewöhnlich auf und besuchte dieses nur zuweilen, teils versank Herrmann nicht lange darauf in die vorhin beschriebne Verlegenheit; und darüber ließ er den Herrn Siegfried samt seiner Bosheit aus der Acht und hütete sich nur, wie auch Ulrike, ihm zu Gesichte zu kommen, wenn er einmal einige Tage im Dorfe zubrachte. Der neue Erb-, Lehn- und Gerichtsherr, dem das Vergnügen, den kleinen großen Herrn zu spielen, unendlich wohl tat, wollte es gern in seinem ganzen Umfange genießen und den Grafen Ohlau im kleinen vorstellen: er ahmte deswegen viele von seinen Feierlichkeiten und prunkhaften Possen nach, aber freilich jedesmal mit so vieler Sparsamkeit und Lächerlichkeit, daß er die Fabel der ganzen Gegend wurde. Ohngefähr ein paar Monate nach der Huldigung seiner neuen Untertanen fiel der Geburtstag der Frau Gemahlin: er sollte auf diesem neuen Gute nach dem Modell der ehemaligen hochgräflichen mit dem nämlichen Pomp begangen werden, womit er schon zwei auf seinen andern Gütern gefeiert hatte. Es wurde einige Tage vorher angesagt, daß sämtliche Untertanen ihre Röcke ausflicken und in dem auserlesensten Feststaate an mehrbenanntem hohen Geburtstage früh um zehn Uhr auf dem herrschaftlichen Schloßplatze[679] paarweise erscheinen sollten; die jungen Mädchen und Knaben, mit Bändern, Kränzen und Blumensträußen geschmückt, sollten mit einigen flatternden Freudenfahnen vorangehn und die Alten, bunte Tücher und große Zitronen in den Händen, ihnen nachfolgen, und die sämtlichen Materialien zu der Feierlichkeit wurden zugleich auf herrschaftliche Kosten Haus für Haus ausgeteilt. Die Bauern, die sich allgemein freuten, einen Frontag erlassen zu kriegen und auf eine vergnügte Weise müßig zu gehn, stellten sich an dem bestimmten Tage, der Verordnung gemäß, vor der Schulwohnung ein, nur Herrmann und Ulrike nebst ihrem ganzen Hause blieben aus. Der Schulmeister mit einer Perücke, worauf zwei Pfund des feinsten Weizenmehls glänzten, und einen großen Bakel in der Hand – so nennte er seinen Stock18-stellte mit gebietrischer Wichtigkeit die Geburtstagstruppen: die Glocken hatten während des Zugs geläutet werden sollen, aber der Pfarr ließ es, vermöge seiner bischöflichen Gewalt über alle geistliche Dinge im Dorfe, nicht zu. Die gnädige Herrschaft mußte sich also begnügen, bloß das Schloßglöcklein ertönen zu hören, womit den Frönern gewöhnlich der Mittag und Feierabend angekündigt wurde: es hatte ohngefähr den Klang wie die Armensünderglocke an manchen Orten. Der Zug begann: am Schloßtore paradierten die Hofknechte mit hölzernen Spießen, alten Flintenläuften und Pistolen, und zwei von ihnen, als Hanswürste angezogen, peitschten auf zwei Feuertrummeln herum, daß alle Balken zitterten. Ausdrücklich zu dieser Feierlichkeit hatte der tolle Nabob einen Taubenschlag, den der vorige Besitzer aus großer Liebhaberei für diese Tiere an ein Fenster des Wohnhauses anbaute, in einen Balkon verwandeln lassen: er war rund gebaut, bloß das Dach und der oberste Teil abgenommen, himmelblau angestrichen und hatte also das förmliche Ansehn einer Kanzel. Nachdem die versammelten Untertanen eine halbe Stunde gewartet und die Hanswürste ihre Trummeln und ihren Witz müdegeplagt hatten, erschien auf dem runden himmelblauen Balkon die[680] gnädige Herrschaft in dem schimmerndsten Prunke, die Dame in einem rosenroten Kleide mit silbernen Blumen, das zu dem Mulattengesichte und dem lichtgelben Halse ungemein lieblich abstach: Brust und Arme zierten ganz alltägliche, schneidend gelbe Schleifen, und auf dem Kopfe stund ein fürchterlich hohes Gebäude von Locken und Spitzen, daß sich die Bauern ängstlich nach ihrem Kirchturme umsahn, aus Furcht, ihre hochgebietende Frau möchte ihn zur Vermehrung der Feierlichkeit auf ihren Kopf haben setzen lassen: die bretterne gesenkte Brust war so unverschämt entblößt, daß kein Sterblicher ohne Ekel hinzuschauen vermochte. Ihr ungeheurer Fischbeinrock füllte den ganzen engen Balkon aus, daß der Herr Gemahl nur mit dem Kopfe über den einen emporstehenden Flügel desselben herübergucken konnte: sein Staat war aber auch sehr merkwürdig: ein seladongrünes Kleid, mit Gold gestickt, eine hellblaue Weste mit Silber und ein Paar schwarzsamtne Beinkleider nebst perlfarbnen Strümpfen sagten auf den ersten Blick, wer der Mann war. Alle diese Kleider wie auch die schönen Möbeln im Hause hatten ehmals dem Grafen Ohlau und seiner Gemahlin gehört und waren von seinem Günstlinge in der Auktion, nach ausgebrochnem Konkurse, mit des Grafen eignem Gelde erstanden worden.

Der Nabob begab sich sehr bald mit seiner Frau in ein Zimmer und erteilte Befehl, daß die Prozession heraufkommen sollte: auf den nämlichen zween Stühlen, worauf sonst Graf und Gräfin Ohlau Glückwünsche annahmen, empfingen itzo jene beiden Geschöpfe den Handkuß der vorübergehenden Bauern, Weiber, Knaben und Mädchen. Siegfried, um seinen gewesenen Herrn in allem nachzuahmen, ließ sich das Verzeichnis der Einwohner bringen und rief einen nach dem andern mit Namen auf; und wenn der Aufgerufne hervortrat, dann blinzte er ihm ein paar Sekunden geradeso ins Gesicht, wie der Graf zu tun pflegte, und wandte sich zu seiner Frau, um ihr etwas über die Nase oder das Kinn des Hervorgetretnen zu sagen, und rief dann plötzlich einen andern, daß der Vorhergehende verlegen dastund, sich die[681] Haare hinter die Ohren strich und nicht wußte, ob er gehn oder bleiben sollte. Sehr bald zeigte es sich, daß nur ein einziger Hauswirt fehlte: der Herr Schulmeister wurde aufgerufen, um Nachricht von dem Ungehorsamen zu geben. Der Herr Schulmeister berichtete untertänig und gehorsamst, daß es ein Mann wäre, der – der – der sich zuviel dünkte, um dergleichen Solennitäten und Feierlichkeiten mitzumachen. Mit versteller Gleichgültigkeit verbarg der feine Mann, wie sonst der Graf Ohlau bei solchen Übertretungen, seinen geheimen Unwillen: aber die Widerspenstigkeit dieses einen ärgerte ihn zu empfindlich, um seinen Groll lange zu verbergen. Er erkundigte sich bei dem Gerichtsverwalter nach diesem einen, erkundigte sich bei dem Pfarr, der mittags zur Tafel geladen war, unaufhörlich nach diesem einen: beide entschuldigten ihn, wollten mit der Sprache nicht heraus, allein da das Nachfragen nimmermehr ein Ende hatte, erzählte der Pfarr, der von Siegfrieds und Herrmanns ehemaligem Verhältnisse nichts wußte, von der Geschichte des letztern, soviel ihm bekannt war und ohne Schaden erzählt werden konnte. Nun stieg Siegfrieds Neugierde auf das äußerste: der Pfarr wurde mit ewigen Fragen geplagt, der Wein machte ihn schwatzhaft und unvorsichtig, und das ganze Geheimnis entwischte ihm, daß Herrmann und Ulrike nicht getraut wären, sich bisher mit seiner Begünstigung bei dem Publikum für getraute Eheleute ausgegeben und auch so zusammen gelebt hätten. Siegfried brach in heftige Vorwürfe aus, daß er als ein christlicher Prediger dergleichen Unzucht im Dorfe duldete, und befahl dem Gerichtsverwalter, Untersuchung darüber anzustellen. Sein Herz hüpfte vor Freuden, daß er unter einem so ehrbaren Vorwande den ungehorsamen Verächter des hohen Geburtsfestes bestrafen konnte. Er schöpfte bloß aus den Namen einige Mutmaßungen, wer es sein möchte, aber er war mit seiner eignen Rache zu sehr beschäftigt, um einer solchen Mutmaßung weiter nachzugehn, besonders da der Pfarr bei beiden jungen Leuten einen höhern Stand bloß aus ihren persönlichen Eigenschaften vermutete und ihre Namen[682] für angenommen hielt. Die Untersuchung wurde durch Vermittelung des Pfarrs bei dem Gerichtsverwalter von einer Zeit zur andern verschoben: Herrmann erfuhr von allem nichts. Sein Gerichtsherr gab sich zwar viele Mühe, ihn zu sehn; aber er hielt sich mit Ulriken so sorgfältig inne und seine Türe so verschlossen, daß es nicht möglich war; und wenn er auf das Schloß beschieden wurde, befand er sich allemal nicht wohl.

Während daß Siegfrieds Rache sich durch die Vermittelung des Gerichtshalters und des Pfarrs verzögerte und Herrmann mit sich zu Rate ging, wie er sich aus einer lastvollen Lebensart, einer verhaßten Untertänigkeit und der traurigsten Verworrenheit seiner häuslichen Umstände herausreißen, woher er, wenn sein Gütchen nicht sogleich einen Käufer fände, Geld nehmen, wohin er sich mit seiner Gesellschaft wenden, was er anfangen sollte – während dieser Zwischenheit empfing Siegfried einen Brief von Schwingern, worinne er ihm entdeckte, daß sich die Baronesse Ulrike auf seinem neuangekauften Gute aufhalten müßte: er bat ihn daher in der Gräfin und seinem eignen Namen, heimliche Nachforschung zu tun und die Baronesse in Verwahrung zu bringen, bis man weiter über sie verfügen könnte – ein Auftrag, der Siegfrieds Bosheit und Intriguensucht unendlich willkommen war.

Eigentlich hatte Herrmann selbst dieses neue Ungewitter veranlaßt. In dem Rausche seiner ländlichen Glückseligkeit, ohngefähr ein Jahr nach seiner Ankunft auf dem Lande, schrieb er teils aus Begierde, die Freude über sein Wohlsein seinem besten, geliebtesten Freunde mitzuteilen, teils aus Pflicht, Dankbarkeit, Zuneigung einen Brief an Schwingern in der vollsten Ergießung des Herzens: seiner Empfindung gemäß waren auch seine Ausdrücke äußerst feurig. ›Endlich‹, sprach er unter andern, ›habe ich mich durch alle Gefahren, Verfolgungen, Leiden durchgeschlagen, durch so mannigfaltige Widerwärtigkeiten hindurchgearbeitet und auf ein kleines, ruhiges Eiland gerettet, wo ich allen, die mir übelwollen, Hohn spreche; wo ich alle, die mich noch neulich[683] durch fruchtlosen Arrest unglücklich zu machen suchten, verachte, verspotte, verlache. Von der Höhe meiner ländlichen Glückseligkeit sehe ich mit Mitleid und Triumph auf die elenden Kreaturen herab, die durch schwache Maschinen und kraftlose Anstrengung mit ohnmächtigem Zorne meine Standhaftigkeit erschüttern und das Gebäude meines Glücks einstürzen wollen. In Ihrem Busen, liebster Freund, lege ich das Geheimnis nieder, daß Ulrike meine Glückseligkeit mit mir teilt: wir wohnen beisammen, aber mit einer Unsträflichkeit, einer Unschuld wie Heilige, wie Engel. Wir beide, mein Vater und Fräulein Hedwig bilden eine kleine glückselige Republik, eine Familie, die Einigkeit, Wohlergehen und Seligkeit belebt. Wollen Sie meinen Feinden die Demütigung machen, daß sie mich, sich selbst zum Trotze, in dem Besitze des liebenswürdigsten Mädchens sehn und lassen müssen, so entdecken Sie ihnen meine Glückseligkeit, wenn Sie es für gut befinden: doch ist es mir lieber, wenn Sie schweigen und meine Nachricht als ein anvertrautes Geheimnis bei sich bewahren. Auch die halbtote Schlange kann noch schädliche Bisse tun: zischen mag der Graf Ohlau und sich ärgern, daß er mich nicht erreichen kann, weil er mich nicht zu finden weiß: aber wenn er mich auch zu finden wüßte, Ulriken soll mir niemand nehmen, und wenn Sie selbst, lieber Freund, sich wider mich verschwüren: Freundschaft und Leben opferte ich einer Kostbarkeit auf, nach welcher ich so lange gerungen habe.‹

In einem solchen Triumphtone war der ganze Brief geschrieben – übermütig, überspannt, ausschweifend, aber aus den lautersten Bewegungsgründen und mit der freundschaftlichsten Empfindung. Gutmütige Leute kommen langsam zu Argwohn und Zorn, kommen aber auch ebenso langsam von beiden zurück, wenn sie einmal dazu gebracht werden. Der Mann, der länger als zehn Jahre keinen Verdacht wider Herrmannen an sich haften ließ, der ihn wider die scheinbarsten Anzeigen, wider schriftliche und mündliche Zeugnisse verteidigte, seine unwiderlegbaren Vergehungen entschuldigte, ihn als einen Schwachen liebte, warnte, leitete,[684] unterstützte,19 der ihm sogar den frechen beleidigenden Brief aus Berlin von Herzen vergab und neue Wohltaten erzeigte: dieser so nachsichtige Mann wurde durch die persönlichen Beleidigungen des Berliner Briefs zu einem Verdachte geführt, der ihm alles, was Herrmann tat und schrieb, in einen unrechten Gesichtspunkt stellte. Herrmann hatte ihm schon oft lange auf Briefe nicht geantwortet, ohne daß es ihm etwas anders als Nachlässigkeit schien: da der junge Mensch in Leipzig auf die Verzeihung für den Berliner Brief und den erneuerten Vorschlag, den Winter auf dem Lande bei ihm zuzubringen, die Antwort aus Zerstreuung und Spielsucht unterließ, wurde Schwingern diese Unterlassung sogleich verdächtig: er geriet augenblicklich auf den Argwohn, daß er ihn mit seiner Reue über die Beleidigungen des Berliner Briefes hintergangen habe. Nikasius gab ihm die Nachricht, daß Herrmann unter Spielern und Trinkern lebe; und Schwinger wurde nicht nur in jenem Verdachte bestärkt, sondern sah auch seinen jungen Freund nun nicht mehr als einen Schwachen an, der aus Übereilung fehlte, sondern als einen Verderbten, Lasterhaften, Undankbaren: seine gutmütige Seele wurde vom Zorn ergriffen wie vielleicht noch niemals und beschloß Strafe über den Boshaften, wiewohl selbst dieser zornige Entschluß auf der andern Seite ein Beweis war, daß er auch den vermeintlich boshaften Herrmann noch liebte; denn außerdem hätte er ihn verachtet und dem Schicksal überlassen: aber nein! weil er ihn noch liebte, bewegte er den Grafen, ihn in Verhaft nehmen zu lassen, um teils Ulrikens Aufenthalt von ihm zu erfahren, sie ihm wegzunehmen und größre Vergehungen zu verhüten, teils ihn durch eine leichte Züchtigung zum Nachdenken zu bringen. Die Verhaftnehmung war in jeder Rücksicht fruchtlos, wie bereits am gehörigen Orte erzählt worden ist: aber Schwinger hielt diese Fruchtlosigkeit nicht für eine Wirkung der Umstände, wie sie es war, sondern glaubte in seiner argwöhnischen Gemütsverfassung, daß Herrmann aus beharrlicher Bosheit sich durch Leugnen und den Vorschub seiner[685] lüderlichen Brüder losgemacht habe. So vorbereitet, empfing Schwinger nach anderthalbjährigem Stillschweigen – das anfangs Zerstreuung, alsdann die Beschäftigung mit Ulrikens Kummer, mit der Einrichtung seines Gütchens und endlich der erste Taumel seiner ländlichen Glückseligkeit veranlaßte – jenen hochfliegenden Triumphbrief; und der gute Mann verstand ihn als eine neue Beleidigung, als den bittersten Spott, wodurch sich Herrmann für die Verhaftnehmung in Leipzig an ihm rächen wollte, deren eigentlichen Urheber er nach Schwingers Voraussetzung wissen sollte, ob es gleich gar nicht möglich war; denn die Sache geschah im Namen des Grafen Ohlau. Diese neue, vermeintliche Bosheit brachte einen neuen Zorn bei Schwingern hervor, aber einen kränkenden Zorn, der die Liebe ganz verdrängte; denn er nahm sich vor, einen so äußerst boshaften Menschen der Züchtigung des Schicksals zu überlassen und nur zu Ulrikens Rettung das seinige aus allen Kräften beizutragen, wofern ihr noch zu helfen wäre. Er reiste zu dem Grafen und wurde von ihm abgewiesen, weil er ein entlaufnes, lüderliches Mädchen nicht wieder in seine Familie aufnehmen wollte. »Sie mag sterben oder leben«, sprach er, »ich tue schlechterdings, als wenn sie mich nichts angeht. Ich verbiete hiermit von neuem, daß man sie mir jemals wieder nennt: auch wenn sie sich demütigte und um Gnade bäte, würde ich sie doch nicht als meine Schwestertochter annehmen.« –

Nach dieser abschlägigen Antwort wandte sich Schwinger an die Gräfin und fand viel günstiger Gehör. halb aus Güte, halb aus Weichheit des Herzens, auch aus einem Rest von Liebe für Ulriken willigte sie in Schwingers Verlangen, sie mit Gewalt aus Herrmanns Besitze zu reißen: aber wohin mit ihr? – Auch diese Schwierigkeit wurde gehoben: einer ihrer Vettern stand als Oberste in den Diensten eines kleinen Hofs und war Generalissimus über die ganze Mannschaft, die er hielt. Die Gräfin bat ihn schriftlich, seinen Kredit bei der Fürstin anzuwenden und Ulriken einen Platz als Hofdame bei ihr auszuwirken: der Oberste gab Hoffnung, daß es ihm glücken werde, sie anzubringen, obgleich vorderhand kein[686] Platz ledig sei, und bot ihr unterdessen sein Haus an, damit sie sich bei der Fürstin vielleicht durch ihre eigne Person in Gnade setzen könnte. Nun war nur noch eine Bedenklichkeit übrig – ob sie nicht durch langen vertraulichen Umgang mit Herrmannen in Umstände geraten sei, daß man sie nicht ohne Schande einer Fürstin zur Hofdame anbieten könne; denn seiner Versicherung, daß sie als Engel beisammenlebten, traute man nicht. Aber woher sollte man sich über diesen Punkt zuverlässig unterrichten? – Schwinger suchte auf der Karte die Lage des Dorfs, aus welchem Herrmanns Brief datiert war, und fand es in der Gegend, wo sich Siegfried zufolge seines letzten Berichtes angekauft hatte: denn dieser neue Gutsherr hatte die Höflichkeit oder vielmehr die Unverschämtheit, dem Grafen und allen seinen Bekannten, auch wenn er sie sonst gehaßt hatte, in einem großen Briefe jeden Ankauf zu wissen zu tun, wenn er auch nur in einem Vorwerke bestund. Schwinger schlug ihn der Gräfin zur Mittelsperson vor; allein sie wollte dem Manne, der sich durch das blinde Vertrauen ihres Gemahls bereichert hatte, auch diese kleine Verbindlichkeit nicht schuldig sein: die Sache blieb hängen. Es kam ein Brief vom Obersten, der die Fürstin schon so weit gebracht hatte, daß sie Ulriken zu sehen verlangte und ihr einen Platz mit der halben Besoldung einer Hofdame versprach, wenn sie ihr gefiele: es kam ein Notifikationsschreiben vom Herrn Siegfried, welches den Ankauf des nämlichen Dorfs meldete, wo sich Herrmann aufhielt. Schwinger drang nach diesen Nachrichten mit seinem gutherzigen Eifer noch einmal in die Gräfin, einen Versuch zu machen, nahm die Besorgung des ganzen Geschäftes über sich und bat bloß um die Erlaubnis, es im Namen der Gräfin betreiben zu dürfen: darein wurde dann gewilligt. – So zog sich über Herrmanns Haupt, unterdessen daß er seine ländliche Ruhe genoß, verlor und darbte, auf seine eigne Veranlassung das Ungewitter zusammen, das ihn itzt bedrohte, ohne daß er etwas davon wußte: so entstand der Brief, den itzt, wie vorhin gesagt wurde, Siegfried von Schwingern erhielt, mit dem Auftrage, die Baronesse Ulrike auszuforschen.[687]

Der Mann hatte sein Talent zu dergleichen Verrichtungen schon auf dem Schlosse des Grafen sattsam bewiesen: er bewies es auch itzt. Er bat den Pfarr zu sich zu Tische, und vieles Fragen und etliche Gläser Wein vermochten abermals so viel, daß er Herrmanns armselige Umstände entdeckte: Siegfried tat, als wenn er ihm durch verborgne Wohltätigkeit aufhelfen wollte, und bat den Prediger, daß er ihm Gelegenheit verschaffen möchte, den jungen Mann und seine Frau in seiner Pfarrwohnung zu sehen, ohne von ihnen gesehen zu werden. »Ich weiß wohl«, sagte der Verstellte, »solche Leute, die einmal vornehmer gewesen sind, haben zuviel Bettelstolz; sie lassen es nicht gern merken, daß sie Wohltaten brauchen. Wenn sie mir wie ehrliche Leute aussehn, will ich ihnen durch Sie Geld vorschießen: Sie können ja tun, als wenn es von Ihnen käme.«

Der Pfarr, der so oft für Herrmanns Ungehorsam bei der Geburtstagsfeier Vorbitten eingelegt hatte, war über eine solche unvermutete Wendung der Sache ungemein vergnügt, lud die beiden jungen Leute zu sich, Siegfried kam durch die Hintertür herein, verbarg sich und lauschte an dem Fenster in der Stubentür, sobald sie darinne waren. Sosehr sie sich beide in den sechs Jahren, daß er sie nicht gesehn, verändert hatten, so erkannte er sie doch gleich. Der Pfarr tröstete sie mit der Hoffnung, daß er ihnen mit einem kleinen Kapital, das man ihm vor einem paar Wochen aufgesagt hätte, ohne Interesse dienen wollte, um ihrer Wirtschaft emporzuhelfen: sie nahmen das Anerbieten mit freudiger Dankbarkeit an und ging ein wenig beruhigter von ihm weg, als sie kamen.

Siegfried ließ den Pfarr auf eine Spielpartie noch den nämlichen Tag zu sich bitten. Auf eine Spielpartie? – Nun war die Freundschaft zwischen beiden geknüpft, da der Pfarr sah, daß sein Patron spielte: das Spiel lieben und ein ehrlicher, verständiger, braver Mann sein war in seinen Augen dasselbe. Er fand sogar, daß Siegfried gut spielte, und nunmehr offenbarte er ihm seine innersten Gedanken, weil ein Mann, der so gut spielte, nach seiner Meinung weder Schelm noch[688] Verräter, noch Bösewicht sein konnte. Das Gespräch wurde sogleich bei dem Abendessen wieder auf Herrmannen gelenkt: Siegfried versicherte, daß ihm die beiden Leutchen ziemlich gefielen und daß er sie schützen und unterstützen wollte. Da er einmal durch sein gutes Spielen und diese verstellte Güte das Vertrauen des Predigers gewonnen hatte, so war es äußerst leicht zu bewerkstelligen, daß dieser alles beichtete, was er das letzte Mal verschwiegen hatte. Sogleich wurden die eingezognen Nachrichten Schwingern mitgeteilt, der aber der Gräfin alles verheimlichte, was sie geneigt machen konnte, Ulriken ihre Hülfe zu entziehn: sie schrieb ihrem Vetter, dem Obersten, daß er die Baronesse in einigen Wochen erwarten sollte, und ersuchte ihn inständigst, sie nach ihrer Ankunft in sorgfältiger Verwahrung zu halten, daß sie nicht wieder entwischte. Schwinger nahm mit dem Geschäfte auch stillschweigend die Kosten über sich, teils vielleicht aus einer kleinen Rache gegen Herrmann, teils, und zwar größtenteils, in der Absicht, ein gutes Werk zu tun, eine junge Person, die er liebte, aus der Verirrung zurückzubringen und die Unruhe zu vergüten, die er wider seinen Willen durch die Verteidigung und Unterstützung seines mißgeratenen Freundes einem Hause zugefügt hatte, dem er Verbindlichkeit schuldig war; und Siegfried bot willig die Hände zur Ausführung eines Komplotts dar, das seiner tückischen Schadenfreude und seinem gekränkten Stolze so wohltat. Alles war angelegt, Ulriken durch List oder Gewalt zu rauben und in die Hände des Obersten zu bringen.[689]

18

Vermutlich ist das Wort von ›baculus‹ abgeleitet.

19

in seinen Briefen an ihn nach Dresden und Berlin.

Quelle:
Johann Karl Wezel: Hermann und Ulrike. Leipzig 1980, S. 666-690.
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