18. auftritt.

[149] DER KRIEGSSMAN zum kauffman.

14. Du bist ein narr grösser dann der.

Inn grossen schauben dritst du her

Und wilt ein grosser kauffherr sein,

Ist doch der zehend theyl nicht dein.

Du nimpst auff borg, wie man dirs geyt,

Denckst nit, das wider kum die zeyt,

Das du die frist solt richten auß,

Und lebst doch köstlich inn deim hauß,

Als ob das gut dein eygen sey,

Machst auch dein rechnung nit darbey,

Ob du gewinnest oder nicht.

Damit so wurt nichts außgericht,

Das man lang hat geborget dier,

Verderbst mit dir drey oder vier,

Die dir lang thetten lyhen, borgen,

Die müssend alle mit dir sorgen.

Derselben kauffleut on gewinn,

Die sitzen in ein handel hnin

So lang, biß das entlauffen münd,

Vergleich ich denen, die do thüend[149]

Vil groß palest und heußer bawen,

Lond diren, fenster köstlich hawen;

Dann, wanns untz anß auffsetzen gadt

Und yetz der baw wol halber stat,

So hand sye nymmer gelt zu bawen,

Dann fyndens inn der first den rawen,

Hand weder murer, zimmerleut.

Das macht, das er keyn gelt mer geyt,

Und bleibt sein baw dann also bston.

Seind das nit narren, sag darvon,

Die kappen dragen mit vier oren?

Ists nit also, hab ichs verloren.

DER GOTTSLESTERER zum kriegßman.

Du grosser narr, du dunckst dich witzig

Und machst dich gegen dem gar spitzig;

Nun bist auch umbsunst ein kauffman,

Wie ich dirs dann wol sagen kan.

Du dreyst offt feyl dein leib und leben

Umb wenig, das man dir thut geben.

Du zeuchst auch offt eim herren noch,

Weyst nit, ob du wurst gmustert doch,

Und hast nit weder bscheyd noch gelt.

Du leidst frost, hunger, durst und kelt,

Must offt z nacht auff der schiltwacht ston,

Der angstlich schweyß thut dir außgon,

Hast keyn ruw weder nacht noch tag.

Dein leiden ich nit zälen mag,

Du leidst umbsunst sorg, angst und schmertz

Und bist ein narr inn blut und hertz.

Im summer wogst dein leben dran,

Wanns winter wurt, must urlob han;

Dann thust du inn dem land umblauffen,

Hast nit ein bissen brodt zu kauffen.

Also vil glucks hast und vorstand

Umbs rauben, so d hast thon im land,

On ander mutwill, buberey,

Da keyn gluck, eer noch recht ist bey,

Das alles must du deyen wider.[150]

Offt kumpst an einer kranckheyt nider,

Stirbst nit, so hast groß gluck darbey.

Lug, was das fur ein weißheyt sey!

Blibstu daheym, lugst deinr arbeyt,

So dörffst nit dragen an das kleydt.


Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 5, Tübingen 1903, S. 149-151.
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