14.
Ein reicher goldschmit, so sein handel mit berlin und kostlichem edlem gestein füret, kumpt Reichart zů hilff; dann im die vier gar überlegen waren. Die beyden riffiener bleiben todt.

[157] Auff disen nachtimbis was auch bey gedachter geselschafft gewesen ein junger mann, ein goldschmit, welcher einen schweren unnd grossen handel fůrt mit edlem gestein und den allerkostlichsten orientischen berlin; darumb er dann gar wol bekant was under den kaufleuten, so aus ferren landen waren. Der sass nit gar weit von herr Roberten haus; darumb dann beide gůten herren, Reichart und der goldschmidt, eines wegs heimgiengen. Sie hetten beidsamen ire jungen mit zweien wintliechtern bey ihn; darvor die erbar geselschafft nicht zů schwert kumen kunden. Also schlichen sie so lang hinach, bis der goltschmit urlaub von herr Reicharten nam und schlos sein haus auff, gieng mit seinem jungen hinein.

Bald waren die schälck all vier mit gewerter hand ob dem gůten jungen herren, das er gar kein flucht wußt. Auff dletst riß er sich mit gantzem gwalt von in aus, erwischet seiner pomerantzen eine, warff damit den einen riffiener an sein schlaff, das er tod nider zů der erden sanck. Reichart schre sie an und sagt: ›Ihr verzweifleten bößwicht, was ansprach habt ir an mich unschuldigen? Es ist mir doch keiner under euch allen bekant.‹ Nůn waren sie noch so nahend bey des goltschmits haus, das er alle wort von Reicharten vernemen mocht; so erkant er ihn auch an seiner red. Er hieß eylents ein wintliecht oder zwei anzünden, nam sein gůt schwert von der wand, damit zů seinem haus hinaus und sprach herr Reicharten mannlichen zů und sagt: ›Lieber herr, sind manlich und unerschrocken! Ich will uff dise nacht mein leib und leben bey euch lassen. Wir beid wend diser dreyer schälck wol mechtig sein.‹

Von disen trostlichen worten die drey grossen schrecken empfiengen. Richart, der hett erst noch mer mannesmůt überkumen, zucket die ander kugel und fasset einen solchen starcken[158] wurff, das den andren riffiener sein pantzer gar nit gehelffen mocht, sunder můst den tod an der pomerantzen fressen, wie dann sein gesel an der anderen gethon het. Da diss die zwen gewar wurden, understůnden sie die flucht zů geben. Der goltschmit aber eylet hinach, und in der flucht wundet er Richarten find gar hart. Also haben sie die riffiener uff der gassen ligen lassen, welchen das blůt zům mund, ohren und nasen außlieff.

Der goldschmit ist mit herr Reicharten zů haus gangen, haben gar manigerley von diser sachen, wohar das kumen möcht, berhatschlaget, aber den rechten zweck nicht treffen künden; also mit einander der sachen eins worden, das sie den künfftigen morgen in alle balbierer- und scherheuser gon wolten und erforschen, was sie in der nacht für wunder leut verbunden hetten. Zůletst name der goltschmit urlop und gieng mit seinem diener zů haus.

Es war aber der alt herr und fraw schon zů beth gangen, wußten gar nichts umb dise sachen, desgleichen auch die jung fraw; dann sie versahend sich nit, das Reichart so zeitlich zů haus keme, und was gar niemants mer, so auff in wartet, vorhanden wann das gesind im haus. Also gieg Reichart auch zů beth, befahl dem hausgesind, fewr und liecht zů verwaren. Er sagt seiner Cassandra auch gar nicht von dem lerman, damit er sie nit angsthafft machet und erschreckte.

Des nachts gedacht er gar manigerley und sunderlich an den goldschmit, der im so trostlich zůgesprungen was, besan sich offt, womit er im doch semliche gůtthat möcht vergelten, und nam im entlich für, dieweil im gott sein leben günnet, das er in für einen brůder und freundt ansprechen wolt. So waren sie beide fast in einem alter, zwen frölich jung kerle, mit allerhand sprachen gefaßt. Reichard was lang im land zů Meissen bey einem herren gewesen, da er dann sein zierlich gůt tentsch gelernt het; so het Lasarus der goltschmit Teutschland allenthalben ausgewandert und sein handwerck gearbeit. Es kund auch Robertus, sein weib und alles gesind im haus gůt niderlendisch oder brobendisch teutsch; dann er von Antdorff dahin gezogen was, alles gesind, knecht und mägt, mitbracht.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 157-159.
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