6.
Wie zwen reicher kauffherren eines handels und gewerbs zůsamen auff einem schiff kumen, fründtschafft und geselschafft zůsammen sůchen, der ein fast kranck ward, der ander sein gar trewlichen pflegen was und, als sie gehn Lisabona kumen, zů ihm in sein haus nam.

[137] Als auff ein zeit ein mechtig schiff mit kauffmanschafft von Lunden aus Engeland gohn Lisabona in Portugal gantz wol gerüst fahren wolt, hand sich gar viel kaufleut zůsamen geschlagen, sich mit einander verbunden, in einer gemeinen geselschafft auff disem schiff in Portugal zů faren; dann viel under inen nie in dem künigreich gewesen waren. Under diser geselschafft was ein Hispanier, gar ein treflicher feiner mann; derselbig handlet nicht mit scheinlichen wahren,[137] sunder hett sein gelt in grossen geselschafften ligen. Derselbig herr hett im auch gon Lisabona zů raisen fürgenumen, kam zů einem andren herren, der zimliches alters was, auff dem schiff, der dann seine wonung in der statt Lisabona hett. Zů demselbigen gesellet sich der gemelt jung hispanisch kauffherr; wurdend der sach so gar früntlichen eins, das der alt den jungen bitten ward, wann sie gehn Lisabona kemen, er niergent anderstwo dann in seinem haus herberg sůchen solt; dann er wißt im gůt gemach zů schaffen. Der jung sagt im semliches zů; dann er hett nit mer diener bey im dann nůr ein knecht unnd ein jungen, damit er niemant kein sunderen überlast zůfügen mocht.

Nůn begabe es sich in einer nacht, das den jungen kauffman ein gar hartes fieber berüren ward, davon er grossen schrecken empfahen thet. Seine knecht sagten das dem alten kauffherren, dem Portugaleser. Der entsatzt und erschrack der botschafft gar übel, ja nit anderst, dann wer er sein sůn gewesen. Er fügte sich zů dem patronen des schiffs, bat in umb ein sunder gemach im schiff, er wolt ims wol bezalen damit der gůt jung herr sein rhů gehaben möcht. Das warde ihm zůhandt durch den patronen bewilliget, und ward sein, sovil ymmer müglich sein mocht, uff dem schiff gepflegen mit speis unnd mit dranck, auch mit anderer notdurfft. Der jung aber ward dermassen so gar schwach, das im niemant das leben zůsagen wolt. Davon der alt solchen unmůt an sich nam, das alle die auff dem schiff sorgten, er würd auch in ein kranckheit fallen.

Zůletst aber halffe ihnen gott zů land, das sie ein port erlangten. Bald ließ der alt ein senffti oder ein rossbar machen, damit er den jungen vollend gen Lisabona bringen möcht, dann da gedacht er im wol rhat zů schaffen mit vormittel der hilff gottes; derselb ist auch der gewiss artzet zů leib und zů seelen. Also habend sie in wenig tagen die stat Lisabona erreichet, des dann der alt kauffherr fast fro gewesen.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 137-138.
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