7.
Wie die beide kauffherrn gehn Lisabona komen unnd freundtlich empfangen warden, auch wie der alt herr befelch gab, des jungen wol zů pflegen.

[138] So man lang auff dem mör gefaren ist und jetzunder wider zů land kumpt, ist grosse freud bey allen denen, so uff dem schiff gewesen; insunderheit wann sie zů haus haus kommen, werden sie von weib, kinden und dem gantzen hausgesind mit grossen freuden und frolockung empfangen. Also gienge es da auch zů. Der alt kauffherr ritte mit etlichen seinen dienern erstlich zů haus, die andern liesse er bey der bor, befalh inen, nur gemach harnach zů kummen; dann er sorgt, wo jemand aus seinem gesind die bor gesehen, würden sie sich darab entsetzt haben, ime wer etwas übels widerfaren. Er ward früntlich von den seinen empfangen. Da was alle freud, das sie iren alten herren wider frisch und gesundt daheimen hetten.

In disen dingen kam auch der kranck kauffherr. Der alt aber hett zůvor seinem weib kunt gethon, wie ein krancker kauffman kem, den wolt er also bey ihm behalten, bis er widerumb zů krefften keme. Also was im schon ein besunder gemach nach aller notturfft bereit. Der alt befalh allem seinem gesind, das man sein bey dem allerbesten pflegen solt; das dann auch geschah, also das der gůt jung kauffman in kurtzen tagen fein wider anfieng zů ihm selb zů kummen. Als er nůn anfieng ein wentzig starck zů werden, ass er nit mer inn seinem gemach, sunder gieng allen ymbis an des alten herren taflen essen.

Nůn het der herr ein schöne gerade tochter, die yetzunder schon manbar was. Die fieng dem krancken kauffherren an zů gefallen; dann es gar leicht mag sein, das einen krancken ergetzet. Also was disem herren auch; so het er auch nie kein weib gehabt, was ime auch vatter und můter mit tod vergangen. Darumb nam er im entlich für, den alten herren umb die tochter anzůsprechen. Dann er was gůter hoffnung, sie würde im keins wegs abgeschlagen; er wußt sich auch an[139] gůt so mechtig, als ihr vatter was. Darzů was er auch von person, leib und gestalt ein schöner gerader jüngling; es het in aber yetzund der last der kranchkeit ettwas an seiner gestalt und schöne entstellet. Als ihm aber die kranckheit vergangen was, nam er von tag zů tag wider zů, das er in gar kurtzer zeit zů seiner vorigen gestalt kumen thet. Cassandra aber (also hies die tochter) lag im stetigs an, darumb er dann täglichen hinach gedencken ward, wie er doch mitt dem vater zů red kem, also das es in glimpff möcht zůgon.

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Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 138-140.
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