31.

Von zweien rossztauschern, die schelmen tauschten.

[37] Zů Franckfurt in der meß kamen zwen rossztauscher zůsammen in einer herberg, die einandern wol kannten und vor zů vilmalen mit einandern rossz getauscht und einandern abkaufft hetten. Es war aber der ein ein tag vor dem andern in die herberg kummen, und war im sein pferd gestorben und[37] von unmůß des schinders oder wasenmeisters noch nit außgefürt, lag noch hin eim besundern nebenstall also todt.

Wie nun der ander auch auff den abend spat in die herberg kam und man schon zům nachtessen zů tisch gesessen war, das im nit zeit warde, in die stell zů lůgen, wie ir brauch ist, waß für pferd darinen stünden, sunder warde von stund an zům tisch berieft zům nachtessen; und alß er den andern am tisch sicht sitzen und einandern gegrüßt hetten, fragt der, der erst kommen was: ›Hand wir nichts zů tauschen?‹ Der ander antwort: ›Ja, ich hab wol schelmen zů tauschen.‹ Diser sprach: ›Ich bin zůfriden, ich will dich wol geweren mit einem schelmen.‹ Dann er hatt ein rossz, das hancke an allen fieren und war an eim aug blind und under dem sattel geschunden; in summa, er meint nit, das er ein grösseren schelmen finden möcht, und sprach: ›Es gelt wol, wölcher den grösten schelmen hatt, der hab gewunnen?‹ Nun sassen ander gůt erlich kauffleut und fůrleut auch am tisch, die retten auch darzů, wie man dann thůt, und warde der thausch also beschlossen, das der mit dem grösten schelmen solt gewunnen han, und solt der ander das gloch bezalen, alß, waß die kauffleut und alle, so am tisch sassen, verzerten.

Alß man nun gessen hatt und der tisch auffgehaben warde, giengen sy in den stall, zů besehen, wölcher gewunnen hette. Do fande der erst syn rossz in der streüwe ligen, und hette alle viere von im gestreckt und war under dem sattel geschunden und hett den wurm; in summa, es war ein schelm an allen vieren; das alle, so daby waren, für ein schelmen genůgsam erkanten, und diser meint, er hette gewunnen. Aber der ander sprach: ›Mir nit also! Gondt her mit mir, ich will eüch ein schelmen weysen, das ein schelm heißt.‹ Und fürt sy in ein nebenstall; da lag sein pferdt jetz biß an den vierten tag todt unnd fieng schon an zů stincken. Do das die erbar leüt sahen und schmackten, wolt ir keiner hinzů, sunder fiengen ein groß gelechter an, unnd erkanten, daß der mit dem todten rossz solt gewunnen han, und můst der ander das gloch bezalen.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 37-38.
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