32.

Von einem, der ein eerlichs erbieten an die herrn thet, er were sunst gehenckt worden.

[38] Ein unnützer nasser vogel, als man dann solche gesellen pflegt zů heissen oder nennen, welcher zů vielmalen umb kleine diebstal in der gefencknuß gelegen war, doch sich alle mal außgeredt hette, das er allweg darvonkame, aber doch zůlest das also vil tribe, das er nimme erlitten möcht werden. Derhalben er wider gefangen warde, und rochen die sachen also zůsamen, das er mit keiserlichem rechten zum tod verurteilt ward, das man in solt hencken.

Do im aber die herren die urtheil brachten, wie man dann thůt, ein tag oder drey darvor, ehe das man in abthat, damit er sich könt darein schicken, unnd do er vernam, das man in solt hencken, stalt er sich also seltzan und greußlich, das sich die herren verwunderten. Und do er lang mit viel worten sich der urtheil gewidert und angezeiget, wie sie im gar nit anzůnemen were, dann sie wer im zů streng, er kündts nit erleiden, in summa sprach er: ›Ich wirde die urteil nit annemen, god gebe, waß ir machen, so wirde ichs nit thůn. Aber also wil ich im thůn, damit ir, meine herrn, sehen, das ich selbs nichts unbilligs begeren will, thůnd eins und schneident mir beid oren ab und hawen mich mit růten auß, und wil euch noch zehen gulden darzů geben. Ist das nicht ein erbers und eerlichs erbieten?‹

Des erlichen erbietens můsten die herren lachen, brachten es also wider hinder sich an ir oberherrn. Also wurden sie zů radt unnd kamen seim eerlichen erbieten nach und sagten im, wo er mer keme, so müste er den galgen umbreissen oder daran erwürgen. Also kam er nimmermer.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 38-39.
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