43.

Ein baur understůnd ein kriegßmann umb sein pferd zů betriegen; die sach aber gieng widersinns hinauß.

[52] Man findt zů zeiten einen listigen kunden, so imm kauffen und verkauffen aller finantzen underston darff, sůcht auch all forteil und renck, damit er ein anderen überlisten möge; es findet[52] aber offt ein grosser fuchs noch ein grösseren imm hool. Also gieng es auff ein zeit einem listigen marckgrevischen bauren mitt einem commißmetzger; derselbig waß noch listiger dann der baur. Derselbig lantzknecht oder commißmetzger kam auff einen feirtag in das dorff, in welchem gemelter baur sein haußhaltung hatt. Nun hatt gedachter lantzknecht ein schönen klepper, darauff er dann was geritten kummen. Dem bauren gefiel der auß der massen seer wol, fragt den lantzknecht offt, ob im das pfert nit feil were. ›Nein,‹ sagt der lantzknecht, ›es ist ein pferd für meinen leib; wolt nitt, das mirs einer doppel bezalet.‹ Als sie aber jetz in die trinck kummen sind, hatt der baur nichts anders meer wissen zů sagen dann von dem pferd und nitt abgestanden, den lantzknecht zů bitten, im das pferd zůzůstellen. Als nun der lantzknecht semlichs an im vermerckt, hatt er gedacht, deß bauren begeren zů stillen, und gesagt: ›Ir habt mich im anfang vernummen, daß mir mein pferd nit feil ist; darzů gebt ir mir nit sovil drumb, als ichs beger zů verkauffen.‹ Antwurt der baur: ›Lieber kriegßmann, meinst du dann nitt, ich hab ein semlichen klepper so wol zů bezalen als du? Schlag mir in umb ein gelt an; versůch, ob ich in nit kauffen dörf!‹ – ›Wolan,‹ sagt der lantzknecht, ›dieweil du je deß sinnes bist, so wiß, daß er mir nit neher feil ist zů verkauffen dann umb fünffzig kronen.‹ Nun was daß pferd fünffundzwentzig kronen wol werdt; semlichs kundt der baur wol abnemmen. Darumb sagt er zů dem lantzknecht: ›Wolan, mein brüderlin, damit du meinen ernst sehest, so will das pferd umb fünf und viertzig sunnenkronen von dir nemmen und will dir also bar fünffundzwentzig kronen bezalen; die zwentzig will ich dir auff sanct Nimmarstag auch geben.‹ Der lantzknecht gedacht: ›Baur, laß sehen, wer den andren bescheißt!‹ Er sagt: ›Gůter fründ, mir ist nit so hoch oder groß an der bezalung gelegen, wann ich den heilgen kant. Stadt er auch im calender?‹ – ›Freilich stadt er darinn, sunst wer er kein heilg.‹ – ›Ich bin zůfriden,‹ sagt der lantzknecht; ›allein das mir ein verschreibung gegen einandern aufrichten.‹ Diß gieng der baur gůtwillig ein, drancken den weinkauff. Den wolt der baur halb zalen. ›Nein,‹ sagt der lantzknecht, ›ich hab nunzůmal[53] fünffundzwentzig kronen empfangen; billich soll ich die ürten bezalen.‹ Dem bauren gefiel der handel wol, meint, er hett einen hirschen gefangen; do was es kum ein reechbock.

Der lantzknecht nam die 25 kronen sampt der verschreibung, fůr sein straß. Als nun allerheilgentag kam und nit gar acht tag darnach verschinen waren, kam der gůt lantzknecht wider, seine außstendigen zwentzig kronen zů fordren. Er kam wider in das vorig wirtzhauß, schickt nach seinem bauren sampt den andren, so dann bey disem kauff gewesen; die kamen all gantz geflissen. Sobald der baur den lantzknecht ersehen ward, empfieng er in früntlich, fragt in, waß in also auff der strassen umbfůrt. ›Das mögt ir wol erachten,‹ sagt der kriegßmann, ›ich kum, mein außstendig gält vollend einzůziehen laut eüwer verschrybung.‹ – ›Hoho,‹ sagt der baur, ›es ist noch niendart das ziel verfallen, wirt ouch noch lang nit verfallen.‹ Darauff sagt der lantzknecht: ›Lieber baur, die sach wirt sich meiner rechnung nach anderst befinden. Als wir den kauff mit einandern gemacht, hab ich dich gfragt, ob sanct Niemar auch ein heilg sey; hast du in für einen heiligen bekennet und gesagt, er stand auch im jarkalender. Nun hab ich allenthalben im kalender gesůcht, find ich keinen sanct Niemar darinnen. Es ist aber vor acht tagen allerheilgentag gewesen. Dieweil nun sanct Niemar auch ein heilg ist, laß ich mich nit irren, das er nit im kalender stadt; dann es sind vil heilgen, so im Niderland, in Italien und an andern orten für heiligen gehalten werden, so wir in unseren kalendren nit haben.‹

Als sy nun vil und mangerley reden mit einandern hatten, hatt sich der baur für den amptmann berüffet, des dann der lantzknecht wol zůfriden was, kamen also für den lantzherren und auch für den amptmann und klagten. Als nun klag und antwurt von beiden partyen gehört, ist dem bauren erkant worden, den lantzknecht zůfriden zů stellen, und hatt im der herr auch umb seiner feinantz willen einen gůten frevel abgenummen. Do ward fuchs mit fuchs gefangen, wie dann billich unnd recht ist.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 52-54.
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