52.

Einer satzt seinem gefattern ein hůt mit bruntz auff den kopff in einer abenzech.

[68] Wunderbarliche gesellen findet man offt inn den abenzechen; insonders so es umb die fünffte kanten wirt, so mag sich sant Grobianus nit verbergen, kummt mit seinem seytenspil zum sewtrog geloffen, bald hebt man die sewglocken zů leüten; dann kan niemants nit meer verderben: ye gröber, ye hüpscher, ye wüster, ye holtseliger. Also gieng es auch in einer abenzech mit zweyen gůten gesellen, die waren gefattern unnd eines handwercks, warend mir beid seer wolbekandt, als sy dann noch seind.[68]

Es begab sich eins tags, das sy einen zunfftbrůder zů der begrebniß begleiten. Als er nun zů der erden bestattet, wurden etlich under inen zů radt, zugen mit einander auff ire zunfftstuben und fiengen an den schlemmer zů singen, damit sy des gůten abgestorbnen kärlins dest ehe vergessen möchten. Als sy aber auff die stuben kamen, funden sy bald irs glychen; sy sassen zusammen und liessen inn aufftragen nach der schwere. In summa, einer under den zweyen ward seer wol betruncken, were derhalben gern von dem tisch gewesen, ein wässerlin ze machen. Sein gefatter saß im an der seiten, den bat er zum offternmal, er solt in herfürlassen, sagt im darbey sein anligen. Diser sagt: ›Hey, wolt ir darumb auffston? Nempt hin meinen hůt, bruntzend darein!‹ Der was nit unbehend, nam den hůt, das sunst kein mensch an dem tisch warnam, bruntzt in also under dem tisch mer dann halber voll. Der hůt fieng an heftig unden durchrinnen; der gůt kerle war angsthafft und sagt zů seinem gefatteren: ›Wo soll ich nun mit dem hůt hin?‹ Sein gfatter sagt: ›Wißt ir nit, wo er hingehört?‹ Diser war nit unbehend, nam den hůt, satzt in seinem gefatteren auf mit bruntz und allem, das im das harnwasser über den köpf und bart abran unnd an seinem gantzen leib mit bruntz überschüttet; dann ehe sy die anderen wargenummen, ist der schad geschehen, unnd was dem schon genetzt und gezwagen.

Was solt er aber darzů thůn? Zürnen kond er nit, dieweil er im den hůt selbs dar hatt gebotten. So was die ander gselschafft dermassen mit lachen behaft, wann sy gleich einandern gerupft, hetten sy demnach nit frid nemmen künden. Nach langem gelechter ward ein rachtung antroffen, sy solten lieb unnd gůte gefatteren sein, damit sy nit in sant Grobianus brůderschafft außgetilgt wurden.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 68-69.
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