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Ein baur fand ein krentzlin auff einer hochzeit; geriet im dardurch, das er ein gut mal aß.

[126] Ich hab eines guten gesellen kuntschafft gehabt, der was ein baurßman, aber ein schamperer, schertziger und kurtzweiliger mann. Es begab sich auff ein zeit, das er zinskorn in ein statt furt, deren namen ich hie underlas anzuzeigen. Nun was in derselbigen statt ein gros hochzeit, darauff vil erlicher leut aus andern stetten geladen waren. Als nun der kirchgang volbracht was und man yetzund zu dem imbis gon solt, hat einer der hochzeitmenner seinen krantz vom hůt oder paret fallen lassen; denselbigen hat gemelter baurßman funden und auff seinen hut gesteckt, ist also dem brautvolck nachgefolget bis an das ort, da der imbis bereit gewesen ist. Also haben die, so darzu verordnet, yederman einen yeden nach seinem stath und wirdin zu tisch gesetzt. Als man aber schon gesessen, ersicht einer des brütgams verwanter den bauren mit dem krantz, fürt in von stundan hinauff in die stuben, setzt in zu einem tisch zu andern karchern, so die frembden brautleit dargefürt hatten. Der gut baur nams zu grossem danck an, zecht und was guts muts.

Als nun der imbis vollendt was, nam der baur acht auff den, so in hat zu dem tisch heissen sitzen. Er nam freuntlich urlaup von im, dancket im des guten mals. ›Wie?‹ sagt diser, ›will dann ewer volck so bald von hof scheiden?‹ Der baur sagt: ›Ich weis von keinem volck gar nichts. Ich hab meinem junckeren zins bracht; hat mich unser herrgott dis guten mals beratten, hab ich recht mit danck angenummen.‹ – ›Wolan,‹ sagt diser, ›mein freund, ist dir etwas guts beschert, so nims zu danck an und las es bey dir bleiben!‹ Das beurlin wuscht das maul, nam urlop und für wider darvon.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 126-127.
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