108.

Von einem weyhenachtkind und dem Joseph, wie er im ein müßlin kochet inn der kirchen und einanderen in der kirchen schlůgen.

[135] Im bisthumb Cöllen beschach es einmal zů den weyhennachtzeyten in der christnacht, daß sy das kindlein inn derselben nacht wiegen, unnd namen einen grossen chorschůler, der solte das kindlein seyn, und legten das kindlin Jesu in ein wiegen; und Maria die wiegt es, und das kindlin fieng an gar hefftig ze schreyen. Als es aber nit schweygen wolt, laufft der Joseph gschwind hin und wil dem kindlin Jesu ein müßlin oder brey kochen und im zů essen gebenn, damit es schweyge. Ye vester er aber kochet, ye mer das kind schreyt. Als es aber ye nit schweygenn wil, nimpt der gůt Joseph ein löffel voll heisses můß, laufft mit zů der wiegen unnd stoßt dem kind den löffel mit dem heissen můß in halß und verbrannt dem kind das maul also übel, daß im das schreyen unnd weinen vergieng. Das kind wüscht geschwind in der wiegen auf, fiel dem Joseph ins haar, unnd schlůgen einandern. Aber das kind was dem guten Joseph ze starck; dann es warff in ze bodenn unnd gienge dermassen mit im umb, daß die leüt, so in der kirchen waren, dem Joseph zu hilff můßten kommen.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 135-136.
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