[254] Suffolk. Lady Johanna.
SUFFOLK.
Ach! mein geliebtes Kind, wie darfs dein Vater wagen,
Sein Aug auf dich zu richten? Dich, vor kurzem[254]
Den Gegenstand, auf dem es mit so süsser
Befriedigung, und stiller Wonne ruhte!
Ach, selbst dein stummer Anblick klagt mich an!
Ich half dich elend machen!
LADY JOHANNA.
Theurer Vater!
Verschonet mich! Nur euer Leiden kann
Mich elend machen! Dieser Wechsel nicht!
SUFFOLK.
Wo war mein Geist? Wo waren meine Sinnen,
Als ich den eiteln Anschlag fassen half,
Von dem jetzt du und wir das Opfer werden?
O mein zu schwaches Herz! Wie konnten mir
Northumberlands ehrgeitzige Entwürfe
Verborgen bleiben! Wie bezauberten
Mich seine Künste! – Ach! sein Stolz allein,
Sein Stolz, jetzt seh ichs, ist die Quelle unser Jammers:
Zu spät sieht mein entnebelt Auge hell!
Es öffnet sich, doch nur des Abgrunds Tiefen
Zu sehn, in welche wir gestürzet sind. –[255]
LADY JOHANNA.
Ich, theurer Lord, ich seh in unserm Schicksal
Auf die geheime Hand der Vorsicht nur.
Sie, sie regiert mit unbegrenzter Weisheit
Die Sfäre unsrer Thaten; lenket alles
Nach ihrem Plan, und schafft aus Bösem Gutes.
Mein Herz ist ruhiger, es klopft mit sanftern Schlägen,
Ich athme wieder frey, seitdem mein Schicksal
Entschieden ist – Die Vorsicht sey gelobet.
Auch wenn sie uns durch rauhe Wege führt!
Sie sind die kürzesten in eine bessre Welt.
SUFFOLK.
O! diese Tugend, die in solchem Glanze
Sich in der Prüfung zeigt, durchbohrt nur tiefer
Mein väterliches Herz! – O wärst du nicht
Mein treuer Zeuge, der du die Gedanken
Der Geister siehst, dass meine Absicht rein war;
Dass nur der fromme Eifer, deine Kirche
Den Flammen zu entziehn, diess arme Land
Dem Untergang, – mein wankend Herz besiegte:
O! stützte dieses tröstende Bewusstseyn[256]
Nicht meinen Muth – Doch hier kommt deine Mutter,
Johanna! – Wie viel Unglückselige
Hat dieser Tag gemacht! –
Er geht ab.