Dritter Auftritt.

[90] Die Vorigen, Lictor, Trompeter.


LICTOR. Im Namen des Consuls und des Senats der römischen Republik!

POMPONIUS. Sage deinen Spruch.

LICTOR. Gajus Gracchus, ich fordre dich, vor dem Senat zu erscheinen; diese Bürger und Sclaven friedlich nach Haus zu schicken, und dich zu verantworten als ein einzelner Mann, vor gerechtem Gericht.

POMPONIUS. Vor gerechtem Gericht! – Damit sie ihn bei der Kehle fassen, den einzelnen Mann, und ihm sein Haupt vor die Füße legen!

GRACCHUS. Still! Laß ihn reden.

LICTOR. Erscheinst du nicht sofort, ohne Waffen und Wehr, so erklärt dich der Senat für einen Feind des Staats, und verheißt dem, der ihm dein Haupt überbringt, es aufzuwiegen mit ungemischtem Gold.

POMPONIUS. Ich höre die goldene Weisheit des Opimius! – Geh zurück und meld' ihm: wir geben nicht so viel für des Opimius Haupt! Die Bürger lachen.

LICTOR. Und endlich verheißt der Senat Jedem, der diesen Hügel verläßt, eh' der Kampf gegen die Empörer beginnt, daß er straflos sein soll wie die guten Bürger; doch unfehlbaren Tod Jedem, der nicht mit mir, dem Lictor, hinuntergeht, wenn ich den Hügel verlasse.[91]

AGRICOLA. Bist du fertig, Lictor, so wandle wieder nach Haus. Wir wollen keine guten Bürger sein; schlechte wollen wir sein! Wir haben einen verdammten Widerwillen gegen die guten Bürger und den guten Senat, und für unsern schlechten Volkstribun wollen wir leben und sterben!

BÜRGER durcheinander. Ja, so ist's! – Unser Tribun soll leben! Verworrener Lärm hinter der Scene, heranwachsend. Gracchus horcht nach hinten.

AGRICOLA. Halt! Was für ein sonderbares Kriegsheer zieht von da hinten heran?


Quelle:
Adolf Wilbrandt: Gracchus der Volkstribun. Berlin [1872], S. 90-92.
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