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[130] Kann man sich selbst in die besten Menschen immer finden. Schöne Einstimmung der That und des Worts, die den Mann erst zum Manne macht, wie selten bist du!

Der gute edle Oheim selbst spricht oft mit gefälligem Behagen von den Verwirrungen seiner Jugend, seine Phantasie spielt damit, er erzählt sie sich wieder als ein anmuthiges Mährchen. Nein, Walther, sein Herz hat nie geliebt!

Weh' den Unheiligen, die sich nicht scheuen, das was sie lieben, zu entehren im Schatten der Finsterniß!

Ehre und Unschuld, schöne Glorie um das Haupt der Geliebten, sie nur erhöhen die Blüthe der Schönheit zum Gegenstand einer reinen ewigen Liebe! In der Ehre der Frauen liegt die Haltung der Würde des Geschlechts, des Hausfriedens und Glückes, wie die des Allgemeinwohls.[130]

Das alte Volk, dessen Größe unser Knabenalter noch immer umschattet, in dessen That und Sinn wir zum Manne heranwachsen, wußte das wohl, und aus der Ehrfurcht für die Ehre der Frauen entsprangen neue Umformungen des öffentlichen Lebens; sie war der Freiheit hohes liebliches Symbol.

Quelle:
Caroline von Wolzogen: Erzählungen. 2 Bände, Band 2, Stuttgart und Tübingen 1826, S. 130-131.
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