Das Erste Lied

[151] 1.

Sophia komm/ du edles Bild/

Mein Trost und Schild/

Ich fühle deiner Liebe Schmertzen

In meinem Hertzen;

Ach eyle/ meine Sonn und Zier

und komm zu mier/

Ach laß der Augen helles strahlen

mich auch bemahlen;

Laß seyn in deinen Armen mich/

damit ich dich/

Mein Lieb/ erkennen kann/

Die ich vorlängsten liebgewann.


2.

Sophia komm und träncke mich/

So lieb' ich Dich/

Laß deine weisen Ströhme fließen

und mich durchsüßen/

Damit ich von dir reden mag

Zu Nacht und Tag;

Ach! laß mein Heupt nun auch bekräntzen

In diesem Lentzen/

und schleuß mich nun in deine Gunst/

du Bild der Kunst;

Dein braunes Angesicht/

Das sey in Dunckelheit mein Licht.[151]


3.

Laß deinen Zucker-süßen Mund/

Der mich verwundt/

mit meinen dürren Lippen rühren/

Den Tau zu spüren/

Der auff den deinen sich befindt/

Du weises Kind/

Wie Perlen-Tau auff Rosen stehet/

Wenn einher gehet

Die Himmels-Braut bey früher Zeit

in roth bekleidt:

Wohlan! Ich komm zu Dier/

wil bey dier wohnen für und für.


4.

Komm/ liebe Braut/ und kröne mich/

Lieb' ich doch dich;

Komm/ lege deinen Scepter nieder/

Damit ein jeder

von Dier/ O Fürstin/ wird geehrt/

Der dich nur hört;

Ich wil mein Antlitz zu Dier kehren

und dich nur hören/

Damit ich deine weise Kunst/

Dein' Ehr und Gunst

Allzeit genießen mag/

O schöne Braut/ zu Nacht und Tag.


Quelle:
Philipp von Zesen: Sämtliche Werke, 17 Bände, Band 1, Berlin/ New York 1970 ff., S. 151-152.
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Die Vögel. (Orinthes)

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