Nach Standes-Gebühr Geehrter Leser!

[11] Endlich erkühnet sich meine Asiatische Banise, als eine unzeitige Frucht seichter Lippen, unter der Presse hervorzuwagen, und sich auf dem Schauplatz der schrift-ekeln Welt vorzustellen; der angenehmen Hoffnung lebende: daß, ungeachtet vieler Mißgünstigen, (derer ich eine ziemliche Bataillon wider den Jenghien Bassa ins Feld stellen wollt,) welche nicht ermangeln werden, diese Blätter durch alle Prädicamenta durchzuziehen, sich dennoch viel honette Gemüter finden werden, die dieses mein wohlmeinendes Unterfangen mehr loben als schelten, und aus dem Willen erkennen werden: was ich mir wünschte, in der Tat würklich zu leisten. Ich kann mich zwar mit der Unwissenheit nicht entschuldigen, was vor ein gefährliches Unternehmen es sei, sich der scrupuleusen Welt durch Schriften zu offenbaren, angesehen solche ohnedies mit so vielen gelehrten Sachen in allen Wissenschaften dermaßen angefüllet, ja überhäufet ist, daß fast keine Verbesserung zu hoffen: Dennoch wird diese Indianische Prinzessin verhoffentlich passieret werden, wenn sie ganz gerne bekennet, daß sie keinen locum in denen Actis Eruditorum meritire; zugleich aber beweglichst bittet, sie mit einem ungleichen Judicio Otiosorum zu verschonen; angesehen sie sich nur in einem schlechten deutschen Kleide, nicht aber im Harnisch, wodurch sie einige Begierde zu fechten andeuten möchte, vorstellet. In solcher Blödigkeit hat sie sich billig unter die mächtigen Schutzflügel des Durchlauchtigsten Chur-Prinzens zu Sachsen, dessen berühmte Sanftmut und hohe Gütigkeit auch in Asien erschollen, demütigst begeben, und um gnädigste Beschirmung wider alle Pfeile der giftigen Mißgunst fußfällig geflehet.

Hier sollte ich nun ferner bemühet leben, alle besorgende Einwürfe, welche ich bereits anzuhören bemüßiget worden, gründlich zu widerlegen: bevoraus die catonianische Meinung,[12] ob wären die Romainen schlechterdings unnütze Schriften: Allein ich verlasse mich auf die Gütigkeit des geneigten Lesers, und übergehe alles mit Stillschweigen. Denen ungegründeten Hassern aber der Heldenschriften, und andern Übelgesinneten rate ich dienstfreundlich, dieses geringfügige Werkgen, welches sich nur als eine unwürdige Aufwärterin der heutig-vortrefflichen Romainen aufgeführet, beiseite zu legen, und ein nützlicher Buch nach seiner Caprice zu ergreifen, aus welchem er beweisen könne: Dicatur in eo, quod non dictum sit prius. Den Inhalt der wenigen Blätter belangende, so sind es mehrenteils wahrhaftige Begebenheiten, welche sich zu Ende des funfzehenhunderten Seculi bei der grausamen Veränderung des Königreichs Pegu und dessen angrenzenden Reichen zugetragen haben: Wobei zugleich ein wohlgesinnter Leser die wundersamen Gewohnheiten und Gebräuche der Barbarischen Asiater, bei Heiraten, Begräbnissen und Krönungen, welche ich, nebst der historischen Wahrheit, mit Fleiß aus denen gelehrten Schriften des nie genung gepriesenen Francisci, Saarens, Schultzens und Balby Reisebeschreibungen, Rogeri Heidentum, Rossens Religionen und andern curieusen Schriften colligieret, verhoffentlich nicht sonder Anmut bemerken wird. Und wie ich mich möglichst beflissen, alle unartige und ärgerliche Redensarten äußerst zu meiden, auch niemanden mit Fleiß zu touchieren, (es sei denn, daß sich jemand getroffen fände, da ich versichere, es sei von ungefähr geschehen) also verhoffe um so viel eher, aller übeln Meinung entübriget zu bleiben.

Des Styli und eingestreueten Barbarismi wegen werde ich verhoffentlich zu perdonnieren sein, wenn ich sage: daß ich hierinnen den eigentlichen Endzweck der Romanen, die deutsche Sprache zu erheben, nicht so genau beobachtet habe: weil ich mich viel zu wenig erachtet, unserer werten Muttersprache den wenigsten Zierat durch mich zu erteilen: Zudem auch der Inhalt sich mehr einer historischen Beschreibung, als Heldengedichte gleichet: Dahero ich durch vergebene Bemühung die Armut meiner Zunge nicht verraten, sondern mich durchgehends einer leichten und gewöhnlichen Redensart bedienen wollen. Sollte aber dem geehrten Leser die Vollkommenheit deutscher Sprache zu sehen belieben, so wird ehestens der unvergleichliche Arminius nebst seiner Durchlauchtigsten Thusnelda des weit[13] berühmten und vortrefflichen Daniel Caspar von Lohensteins sein Verlangen sattsam stillen.

En fin; Ich bitte nochmals, diese Schrift nicht nach Würden, sondern nach dem wohlgemeinten Absehen de meliori zu judicieren, und mir durch geneigtes Aufnehmen meiner Banisen fernere Gelegenheit geben: daß ich künftig meine Dankbarkeit hiervor noch durch zwei unterschiedene Bemühungen der strebenden Feder, welche durch ihre Benamungen: Helden-Liebe der Schrift, und Diarium Historico-Poëticum, den Inhalt sollen zu verstehen geben, kühnlich darzulegen, möge Ursach haben. Denen übeldeutenden Momis und Zoilis aber setze ich den Wahlspruch eines hohen Ordens wohlbedächtig entgegen:


Honni soit, qui mal y pense.


VALE[14]

Quelle:
Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen: Die Asiatische Banise. München 1965, S. 11-15.
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