Widmung

Dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Hn. Johann Georgen Erb-Prinzen der Chur,


und


Herzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, Land-Grafen in Thüringen, Markgrafen zu Meißen, auch Ober- und Nieder-Lausnitz, Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Mark, Ravensberg und Barby, Herrn zu Ravenstein. Meinem Gnädigsten Herrn.


Durchlauchtigst-großer Prinz!

Ein himmelhoher Geist,

Den das Verhängnis hat zur Majestät geboren,

Den selbst der Sternen-Prinz ein Bild der Götter heißt,

Den Gott zum Abila des Regiments erkoren:

Der wird durch Müh und Kunst der Menschen nicht erweckt.

Die hohe Bildungskraft der Mutter aller Sachen,

Hat diesen Helden-Stern bestimmt und angesteckt,

Eh man den zarten Leib sieht in den Windeln lachen.

Zeigt uns nun die Geburt der Seelen kleinen Sitz,

So spielt die Tugendglut bereit mit tausend Flammen.

Auch in der Wiegen strahlt der Sinnen hoher Blitz,

Und jeder spricht: So muß ein Held von Helden stammen.

Wenn jetzt des Löwen Frucht so Nacht als Mutter bricht,

So schauet man mit Lust die nassen Locken schütteln,

Wodurch er Mut und Art der Löwen stellt ans Licht.

Alcides lässet sich noch in der Wiege rütteln,

So reißet er mit Lust den Schlangenbalg entzwei.[7]

Eh die bemühte Kunst das Gold durch Schmelzen scheidet,

So blitzet dessen Glanz durch Schlacken, Erzt und Blei.

Es strahlt der Diamant, eh ihn der Künstler schneidet.

Und also siehet man die Fürsten-Rose blühn,

Wenn Blatt und Farbe sich noch in der Knospe zeiget:

Wie sich Verstand und Geist von Kindheit auf bemühn,

Bis Jahr und Weisheit selbst den Atlas übersteigt.

Alsdenn läßt Julius auf einem Erdenball

Mit Buch und Schwerte sich in beiden Händen, schauen1.

Durch welche Stützen wird der Prinzen hoher Fall

Verhindert, und das Land läßt sich in Friede bauen.

Es muß der blanke Stahl, der Waffen heller Glanz,

Der Prinzen Anker sein, des Fürsten Hoheit schützen.

Helm, Schwert und Stückenknall, erwirbt den Siegeskranz,

Und ein gerechter Krieg kann mehr als Friede nützen,

Der sich nur voll Verdacht in unsre Grenzen spielt.

Doch wird so Strahl als Stahl vergebens sich bemühen,

Wo nicht Gesetz und Rat der Waffen Hitze kühlt;

Und wo nicht Kunst und Recht im Fürsten-Garten blühen.

Wenn Weisheit und Verstand das kluge Schwert regiert,

So kann Tiberius die frechen Feinde schlagen2.

Wenn Weisheit und Verstand des Prinzen Scheitel ziert,

So muß auch bloße Furcht die Welt in Harnisch jagen:

Ob gleich Philippus' Fuß Madrid niemals verläßt3.

Und also kann ein Prinz auch in dem Zimmer siegen,

Ihn führt des Ruhmes Schiff nach Nord, Ost, Süd und West.

Vor seines Namens Blitz muß Feind und Neid erliegen.

Ein Prinz der sich der See des Herrschens anvertraut,

Und der Gelehrten Schar zu Ruderknechten wählet,

Der schifft mit Ruhm, wo man des Herculs Säulen schaut,[8]

Und hat den sichern Port der Ehren nie verfehlet.

Durchlauchtigst-großer Prinz! Hier schweiget Reim und Kiel,

Weil dessen Armut sich zu viel hat unternommen;

Er will mehr, als er schreibt! er schreibt nicht, wie er will,

Und seine Ohnmacht ruft: Demosthenem laßt kommen!

Er unterwindet sich ein kronenfähigs Bild,

Und göttergleichen Geist, in etwas vorzustellen:

Den Pallas mit der Milch der Weisheit hat erfüllt,

Dem sich die Tapferkeit als Freund will beigesellen.

Des Vaters Heldenart, der Mutter Tugendglut,

Hat sich genau in dir, du großer Prinz, verbunden.

Es quillt, es flammt, es brennt, das teure Sachsenblut,

Das sich zum viertenmal hat rühmlichst eingefunden,

Im Namen, welcher längst mit diamantner Schrift,

Den Sternen einverleibt. So kann ein Held nicht sterben,

Wenn Gott, Natur und Er ein solches Denkmal stift,

Das in gevierdter4 Zahl die Tugend pflegt zu erben.

Es jauchzt das frohe Land, der treue Untertan

Läßt sich mit Nektarkost der süßen Hoffnung speisen:

Die hohe Raute sei befreit vom Todeszahn,

Weil noch der werte Stock kann Prinz und Zweige weisen.

Minervens heller Schild wirft einen Wunder-Strahl,

Auf das Palladium, das unser Sachsen kennet:

Weil ein so großer Prinz in der gelehrten Zahl,

Mehr als ein Phosphorus am Tugend-Himmel brennet.

Bellona leget sich den Blitz der Waffen an,

Und will durch Heldenart dem Prinzen sich vermählen.

Denn weil des dritten Ruhm besiegt der Sternen Bahn,

So kann unmöglich es ihr bei dem vierten fehlen.

Selbst Cypris, welche ward aus Flut und Salz gezeugt,

Kömmt auf der Cimber-See in Muscheln hergefahren,

(Weil sich Magnet und Held stets nach dem Norden neigt:)

Und ist bemüht nach Wunsch ein hohes Paar zu paaren.

So wird von Gott und Welt ein großer Prinz geliebt,

Den Weisheit und Verstand, und Tapferkeit bezieren.[9]

Dem selbst der gelbe Neid dies holde Zeugnis gibt:

Man könne nichts, als Gnad und Sanftmut an Ihm spüren.

Daß nun Banise sich darf in das Heiligtum,

Und den geweihten Ort der irdschen Gottheit wagen:

Dies schafft, Durchlauchtigster! Dein hoher Gnaden-Ruhm.

Denn wie die ferne Welt muß rühmen, loben, sagen!

Daß gegen Sklaven auch Dein Gnaden-Öle flammt,

Der Sanftmut Ampel brennt: So lehrt mich Ruhm und Güte,

Daß schlechter Weihrauch nicht von Göttern wird verdammt:

Drum nah ich mich getrost mit demutsvollem Schritte.

Es senket sich mein Knie vor Deinen Altar hin.

Banise fleht: Laß sie durch gnädiges Beschützen,

Vor Mißgunst sicher sein. Ach lasse zum Gewinn

Der Augen Gnaden-Strahl auf mich, mich Ärmste, blitzen.

Schau nicht die Würdigkeit des schlechten Werkgens an,

Die Unvollkommenheit hat solches auferzogen.

Der Sonnen Majestät zeucht von der Erdenbahn

Den Dunst, und schafft daraus die schönsten Regenbogen:

Und ein Durchlauchter Blick vergöttert Werk und Kiel,

Das seinem Wesen nach nur Finsternis verdienet.

Zwar Neid und Einwurf spricht: Es sei nur allzu viel.

Banise habe sich hierdurch zu viel erkühnet:

Daß ihr geringes Blatt die Sternen übersteigt,

Zu großen Prinzen tritt, in schlechtem deutschen Kleide,

Vor denen Svada sich, als überwunden, neigt:

So führt die Hoffnung doch mich zu der süßen Weide:

Daß zwar der Sonnen Glanz der Zedern Pracht anblickt,

Und hohe Tannen meist das holde Licht genießen:

Doch wird ein niedrig Reis zugleich dadurch erquickt,

Wenn ihrer Strahlen Macht den ganzen Wald umschließen.

Das perlenreiche Meer verschmähet keinen Fluß,

Der doch nur Wasser zinst, in seine Schoß zu nehmen.[10]

Korinth entschuldiget den wohlgemeinten Schluß,

Philippi großen Sohn, als Bürger aufzunehmen;

Mit diesem: daß sie nie erwähntes Bürgerrecht,

Als nur dem Hercules, jemanden angetragen.

Hier unterfänget sich ein untertängster Knecht,

Mit beßrer Folgerung und Grunde dies zu sagen:

Man habe ja vor mir kein Opfer noch gesehn,

Das sich nach Würden Dir, Durchlauchtigster, vergleichet.

Und also wirst Du nicht dies wenige verschmähn,

Was Dir Dein Sklave hier in Demut überreicht:

Weil große Prinzen oft nur Wasser hat vergnügt,

Das eine treue Hand geschöpft. Ja selbst mein Herze,

Das mehr als diese Schrift zu Deinen Füßen liegt,

Zündt dieses Opfer an, als eine treue Kerze,

Die nach Vermögen wünscht, gleich andern, vor Dein Heil,

In Untertänigkeit zu sterben und zu brennen,

Wird mir ein Funken nun von Deiner Huld zuteil:

So werd ich bis zur Gruft mich untertänigst nennen

Eurer Chur-Prinzl. Durchl.


Leipzig den 16. Augusti

An. 1688.

Treu-gehorsamst- und

demütigst-ergebner Knecht

H.A.v.Z.u.K.

1

cum lemmate: Ex utroque Caesar.

2

Tacit. lib. 2. Annal.

3

Saav. Embl. 84.

4

Virtutes quatuor Cardinales.

Quelle:
Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen: Die Asiatische Banise. München 1965, S. 7-11.
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