Cap. 5.

[1931] 1.

Doch was bedarf es vieler wort, alle schätz sind verborgen dort der weisheit und erkenteniß in Christo; Colosser II. lies.

2.

Was solt ein Christlich Prediger aus andern g'schichten holen her, oder aus neben-bücherlein weisheit suchen für die Gemein.[1931]

3.

Denn Gottes reichthum und schatz ist unser lieber HERR Jesus Christ, weil alle dinge, wie man findt, in ihm zusamm'n gefasset sind.

4.

Man sagt wol ausser Jesu Christ, daß ein allmächtiger Gott ist, allein es ist so unfruchtbar als es ohn Christo immer war.

5.

Gott hat sich alleweg erzeigt in sachen, die ins aug geleucht, und an welcher ding eigenschaft und wort-zeichen sodann gehaft't.

6.

Beym lebens-baum im paradies, nach Adams fall, was er verhieß in ansehung der frauen saam', und beym auszug dem Abraham:

7.

Sein knecht, darnach sein eigner stamm hiessen ihn den Gott Abraham, dann unter Israelis lob, Gott Abram, Isac und Jacob.

8.

Die Wüst und Canaan ihn nant' Gott, der uns aus Egyptenland, aus dem dienst-hause, rausgebracht, und auf Horeb den bund gemacht.

9.

Des bundes halb geschahe es, daß die arche des zeugnisses, der tempel und Jerusalem Gott der Herr ward genant vordem.

10.

Unter welcher expression und wort-zeichen man Gott wol schon in etlichen werken der gnad und bestimten zeichen deut't hat.

11.

Doch war das alles dunkeley; wie hingegen so klar und frey genießt, und ohne allen fehl findt ihn im Christ die gläubge seel?

12.

Drum kan es ja nicht anders seyn, oder ein lehrer muß den schein der erkentniß von Gottes licht holen aus Christi angesicht.

2. Corinth 3.

13.

Weil, was ausserhalb, ohne Christ von Gotts kenntniß gebauet ist, auf ein'm so schlechten grunde steht, daß es untern händen vergeht.

14.

Wie Marcus Cicero wol eh erzehlt hat von Simonide, wohin es der damit gebracht, daß er Gott so fleißig betracht't,

15.

Durchs forschen, was die Gottheit wär, kams dahin, er wußt weniger von Gott und von göttlichem ding, als da er zu denken anfing.

16.

Den Juden fehlt noch heut zu tag erkentniß von Gott vor wie nach bey ihrem todten buchstaben; die arch ist nicht mehr zu haben.

17.

Nun ist itzt ein neu Symbolum von GOTT dem Herrn, zeichen und summ, daß der liebe Gott selber ist, der sich der welt versühnt im Christ.

18.

Vorhin war der dekkel der ark, der gnaden-stuhl, und thron und sark, da itzund der Herr Jesus Christ der wahr' gnaden-stuhl selber ist.

19.

Draus hörn wir Gotts gnadreiche stimm, werden beruhiget mit Ihm, krigen sichern zeugen durch Ihn, wo Jeremias drauf sieht hin.

20.

Sie werden das nicht sagen mehr, daß die arche des[1932] Herrn bund wär; das kommt nicht mehr in ihren sinn, sie gedenken wo anders hin;

21.

Jerusalem wird Gotts stuhl seynd. Der Prophet da's reich Christi meint, das Jerusalem himmelwärts, das frey, Gotts haus, das erwehlt herz.

22.

Daraus folget, daß der Gemein, was haupt und glieder in Christo seyn, Gott der Vater allein verleiht, Ihn zu kennen in dieser zeit.

23.

Im Christ komts auch zur Heidenschaft, die wird durch Ihn der gnad theilhaft, ohn gesetz durch sein göttlichs blut; wobey der Heilge Geist nicht ruht.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1931-1933.
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