Cap. 4.

[1953] 1.

Traut, lieben! keinem geist geschwind, prüft erst, ob sie von Gott her sind? der seher, die nicht richtig seyn, sind viele in die welt hinein.

2.

Woran ihr den geist aus Gott seht, ist, wenn ein geist heraus gesteht, daß das kind JESUS ist der Christ, da wißt, daß der geist aus Gott ist.

3.

Bekennet denn ein geist nicht frey, daß das kind Jesus der Christ sey; so wißt, daß der nicht aus Gott ist, sondern der geist vom Antichrist.

4.

Daß der kömt, habt ihr wohl vernomm'n. Nun ist er in die welt gekomm'n. Ihr kinder seyd nun wol von Gott; drum überwand't ihr das complot.

5.

Eu'r geist ist herr vom geist der welt, mit dem es jene rotte hält: die welt und sie redt Eine sprach; drum geht ihn'n auch die welt so nach.

6.

Uns, die von Gott, hört, wer Gott kennt, wer nicht von ihm, sein ohr abwendt: daran erkennen wir, was geist der wahrheit oder irrthums heist.

7.

Ihr lieben! liebt einander sehr; die liebe kömt ja von Gott her: wer lieb hat, ist von Gott gezeugt, und hats erkentniß Gotts erreicht.

8.

Die ihr nicht liebt, nichts von Gott wißt, sonst wüst't ihr: Daß Gott Liebe ist.


Chor.


(Die liebe ist sein element; vor treu, vor treu wird er erkennt.)

9.

Die liebe wird uns dadurch klar, daß er in diese welt so gar den Eingebornen senden woll'n, damit wir durch ihn leben soll'n.

10.

Und mit der lieb ists so gethan, nicht daß wir Gott so gar lieb han; nein, er liebt uns, und schikt sein kind zum opfer wegen unsrer sünd.

11.

Ihr lieben! hat uns Gott so lieb; so wär ein solcher liebes-trieb des einen gegens andre schön: denn Gott selbst hat noch keins gesehn.

12.

Doch liebten wir uns nur fein sehr; so folgte, daß Gott in uns wär, und seine[1953] liebe vollends recht an uns vollendet werden möcht.

13.

Denn dabey leuchts uns selber ein, daß wir bey ihm zu hause seyn, und er seins bleibens bey uns findt, wenn wir seins Geists theilhaftig sind.

14.

Wir aber habens selbst gesehn, und zeugens, als gewiß geschehn, daß Gott der Vater zum Heiland der welt hat seinen sohn gesandt.

15.

Und wers gestehn wird rund und frey, daß Jesus der sohn Gottes sey, bey dem wird Gott zu hause seyn, und er bey Gott gehn aus und ein.

16.

Die lieb, die Gott an uns gewandt, han wir geglaubet und erkant: Gott ist lieb! ist man da daheim, bleibt man in Gott, und Gott in ein'm.

17.

Das ists, warum die liebe hier so eine arbeit macht, daß ihr am jüngsten tage frölich wißt daß ihr hier waret, wie Er ist.

18.

Die furcht bleibt bey der liebe nicht, die wahre liebe macht und spricht, wer fürcht't, (furcht ist gewissens pein) muß in der lieb unrichtig seyn.

19.

Wir lieben. Woher kömt der trieb? Er hatt' uns lange vorher lieb.


Chor.


(Laßt uns in seiner nägelmahl erblikken diese gnaden wahl.)

20.

Wenn einer spricht: Ich liebe Gott, und haßt den bruder, der treibt spott: nicht lieben, den er sehen kan, und unsichtbaren Gott lieb han.

21.

Denn das ist einmal der bericht, den wir selber von Gott gekrigt, daß wäre schon so der gebrauch, wer GOTT liebt, lieb' die brüder auch.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1953-1954.
Lizenz:
Kategorien: