Cap. 5.

[1954] 1.

Wißt ihr, wer ein kind Gottes ist: Wers glaubt, daß Jesus ist der Christ, und wer den liebet, der gezeugt, liebts kind auch, das dem vater gleicht.

2.

Von dem, daß wir Gott lieben, an, und seinen sinn vor augen han, so merken wir, daß Gottes kind' uns rechte liebe leute sind.

3.

Die liebe Gottes ist so groß, daß wenn sich eins darzu entschloß, drob zu halten, was Gott gut deucht, so wird uns seine vorschrift leicht.

4.

Weil, was von Gott gezeuget ist, die welt wie ein stük brot auffrißt; und nur[1954] in unserm glauben liegt der vortheil, daß man so leicht siegt.

5.

Denn wer bezwingt doch wol die welt, der JESUM nicht für Gott's sohn hält, und das ist, der gekommen ist mit wasser und blut, Jesus Christ.

6.

Merkts wohl! nicht mit wasser allein, das wasser muß beblutet seyn, und der tauff-pathe ist der Geist, der die wahrheit selbst ist, und heißt.

7.

Denn drey sagen auf erden gut, der geist, das wasser und das blut; und die drey habens im gebrauch, wo eins ist, da ists andre auch.

8.

Im himmel wirds von dreyn bekannt, Vater, Wort, Heilger Geist genant, nach dem namen und zeugniß Drey, und im tiefsten grund Einerley.

9.

Hält man menschlich ding zeugniß werth, wie wird Gott's zeugniß gnug geehrt? weil das zeugniß, das Gott gestift, die person seines sohns betrifft.

10.

Wer gläubig ist an Gottes sohn, der hat bey sich das zeugniß schon: wer Gott zu glauben scrupulirt, hat Ihn zum lügner declarirt.

11.

Weil er das zeugniß nicht wahr acht, das Gott von seinem sohn gebracht, daß GOTT uns ewigs leben schenkt; und das leben am sohne hängt.

12.

Wer also den sohn Gottes hat, hat ew'ges leben gnug und satt; wer den sohn Gottes nicht gekrigt, der hat auch kein solch leben nicht.

13.

Sanct Johannes an alles schreibt, was ans sohns Gottes namen gläubt: Daß ihr eur ewges leben merkt, und den glauben an Gotts sohn stärkt.

14.

Und darauf macht man sichern staat: er hört, was nach sein'm sinne bat; und wer weiß, die bitt ist gehört, weiß auch so viel, sie ist gewährt.

15.

Wenn eins ein'n bruder was thun sieht, das den tod nicht gleich nach sich zieht, und bet't noch vor gebrochnem stab, der hilft dem bruder noch vom grab.

16.

Eine art sünd ist schon der tod, da verschont nur den lieben Gott. Sünd ist ein ieglicher unfug, zur tods-straff doch nicht gleich genug.

17.

Ihr wißt mit einem Gottes kind hats keine art mehr recht zur sünd, es steht[1955] auf seiner wache da, und der arge kömt ihm nicht nah.

18.

Wir wissen, daß wir aus Gott seynd; mit der welt ists nicht so gemeint, die lieget in einem gebiet, daß sie kein'n rath zum guten sieht.

19.

Und wir wissen auch, daß der Christ, der sohn von Gott, gekommen ist: Gott hatt uns den verstand geschleifft, daß er den rechten mann begreifft.

20.

Und daß wir in dem rechten mann so gar unser verbleiben han: er heißt mit namen Jesus Christ, der der sohn unsers Gottes ist.

21.

Ders ewge leben, und zur noth schon genug ist zum rechten Gott. Das ist keine abgötterey. Bleibt ihr nur sonst von götzen frey.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1954-1956.
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