Ausbau [1]

[388] Ausbau im Bauwesen, der Inbegriff aller zur Vollendung des Innern eines neu aufgeführten Gebäudes erforderlichen Arbeiten.

Das Verfahren, ein aufgebautes Haus erst einen Winter hindurch flehen zu lassen, bevor man den Ausbau vornimmt, ist verwerflich, denn es wird der Zweck, eine gute Austrocknung zu erzielen, nicht erreicht. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, daß im Spätherbst und Winter die Luft relativ reicher an Feuchtigkeit ist als im Sommer. War vor Eintreten des Winters der Ausbau schon durch Abputz der Wände und Decken begonnen, so fällt im[388] Verlaufe des Winters, namentlich gegen das Frühjahr hin, der Putz stellenweise ab, weil das Calciumhydrat infolge des Frostes sein Wasser nicht verdunsten, bezw. Sauerstoff und Kohlensäure nicht aufnehmen konnte. Es ist daher längst als zweckmäßig erkannt worden, den Ausbau, wenn irgend möglich, noch vor Eintritt des Winters zu vollenden. Ist dies nicht möglich, tritt vielleicht während der Arbeiten zu starker Frost ein, so daß man den Ausbau bis zum Frühjahr sistieren muß, so verschließe man wenigstens noch die Oeffnungen mit definitiven Fenstern und Türen und heize den ganzen Winter hindurch täglich. Nur an ganz trockenen Tagen öffne man während des Hetzens einige Stunden Fenster und Türen. Bevor man im Frühjahr die Ausbauarbeiten wieder aufnimmt, öffne man an einigen recht windigen Tagen alle Fenster und Türen, um die trotz des Hetzens etwas flockig und moderig gewordene Luft zu beseitigen. Eine ausführliche Behandlung des Gegenstandes findet sich in [1] und [2].


Literatur: [1] Gottgetreu, Lehrbuch der Hochbaukonstruktionen, Berlin 1888, Bd. 4: Der innere Ausbau (mit Atlas). – [2] Schwatlo, Der innere Ausbau von Privat- und öffentlichen Gebäuden, 2. Aufl., Leipzig 1882.


Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 388-389.
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