Brechweinstein

[254] Brechweinstein (Kaliumantimonyltartrat, weinsaures Antimonylkalium, Stibiocalium tartaricum, Tartarus emeticus, Tartarus stibiatus), das Kaliumantimonoxydfalz der gewöhnlichen (Rechts-) Weinsäure der Zusammensetzung C4H4O6(SbO)K + 1/2H2O. Molekulargewicht 332.

Bei der technischen Darstellung des Brechweinsteins löst man 5 Teile gereinigten Weinstein in 50 Teilen Wasser und trägt in die in einem bleiernen Kessel befindliche siedende Lösung[254] allmählich und unter Umrühren 4 Teile Antimontrioxyd ein, das man durch Fällen des Chlorids mit Wasser und Behandeln des Niederschlags mit Sodalösung erhalten hat. Das Oxyd löst sich nicht ganz auf. Man filtriert durch Spitzbeutel und läßt in glasierten irdenen Gefäßen kristallisieren. Der Brechweinstein bildet durchsichtige, farblose, leicht verwitternde Kristalle (Oktaeder) und verliert bei 100° sein Kristallwasser. Bei Luftzutritt erhitzt, verkohlt er unter Funkensprühen und Entwicklung eines weißen Rauches (Antimonoxyd). Glüht man ihn in geschlossenen Gefäßen, so bildet sich eine pyrophorische, kohlehaltige Masse, die, mit Wasser in Berührung gebracht, unter Bildung von Wasserstoff heftig explodiert (s. Pyrophore). In Wasser (1 : 14,5) löslich, unlöslich in Alkohol. Die wässerige Lösung reagiert schwach sauer, schmeckt widrigmetallisch und erregt, innerlich genommen, starkes Erbrechen. Der Brechweinstein findet als Brechmittel und in Form von Salben arzneiliche und als Beize in der Färberei Verwendung.


Literatur: Clarke und Stallo, Berichte der Deutschen ehem. Gesellschaft, 13,1788; Clarke und Evans, ebend., 16, 2379; Schmidt, Lehrbuch der pharm. Chemie, Braunschweig 1901.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 254-255.
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