Druckverminderungsventile [2]

[191] Druckverminderungsventile. Die Firma C.W. Jul. Blancke & Co. in Merseburg führt neuerdings selbsttätige Druckregler für mit Abdampf und Frischdampf gespeiste Leitungen aus.

Ein solches Ventil zeigt Fig. 1. Bei demselben strömt der von der Maschine kommende Abdampf zunächst in Richtung des Pfeils I durch s in den Gehäuseteil a. Solange nun die Maschine Dampf in genügender Menge abgibt, bleibt auch der Druck im Niederdruckraum i konstant. Der in dem Hochdruckraum k befindliche, bei II eintretende Frischdampf wirkt gegen die untere Seite des Gegenkolbens n, dessen Querschnitt größer sein muß als der des Frischdampfventils, und hält das letztere geschlossen; denn der durch den Kanal p in den Raum o übertretende Frischdampf entweicht, da in diesem Falle g von v abgehoben ist, durch h nach i, so daß n von oben nur mit dem Abdampfdruck belastet wird. Steigt der Druck im Niederdruckraum, so wird derselbe ein Heben des Sicherheitsventils c mit seiner Führungsstange g bewirken, so daß der überschüssige Dampf in der Richtung des Pfeils IV abziehen kann. Fällt dagegen der Druck im Niederdruckraum i, dann sinkt c mit g infolge der Gewichtsbelastung nach abwärts, und es setzt sich g auf das Ventil v auf. Dadurch wird der Dampfübertritt von o nach i abgeschlossen und der Gegenkolben von oben durch den Frischdampf ebenfalls belastet, so daß nunmehr der Druck des Frischdampfes auf das Ventil p1 zur Wirkung kommt und letzteres öffnet; der Frischdampf kann nunmehr unter Vermittlung der Düse r von k nach i übertreten. Der Kolbenkörper c folgt hierbei mit g der Abwärtsbewegung der Teile p1, n, v, so daß der Ueberführungskanal h so lange geschlossen bleibt, bis im Niederdruckraum der normale Dampfdruck hergestellt ist und der Kolbenkörper c wieder seine normale Stellung eingenommen hat, in welchem Falle o durch h entlastet und p1 in die Schlußstellung gebracht wird. Ein stoßfreies Arbeiten des Frischdampfventils wird dadurch herbeigeführt, daß die Entlastung bezw. Belastung des Gegenkolbens von oben allmählich erfolgt.

Ein Ventil mit indirekter Beeinflussung durch eine zwischengeschaltete Wassersäule baut die Firma Jaeger, Rothe & Nachtigall in Leipzig-Eutritzsch. Dasselbe ist in Ansicht und Schnitt in Fig. 2 abgebildet. Der Dampf strömt in der angegebenen Richtung des Pfeils durch das Ventil, welches denselben je nach Stellung drosselt oder ganz absperrt. Durch den im Bock befindlichen Kanal c pflanzt lieh der Druck unter dem Kolben fort, hebt diesen, sobald der Druck zu stark wird, und schließt dadurch mittels des entsprechend belasteten Hebels das Ventil. Der Kolben ist durch die Manschette b abgedichtet, welche lieh ihrer konischen Form wegen bei Bewegung des Kolbens reibungslos abwickelt. Der reduzierte Druck wird um so höher, je schwerer das Gewicht am Hebel ist. Die Manschette ist gegen Verwickelung durch eine Kappe a geschützt.

Die Firma Schäffer & Budenberg in Magdeburg-Buckau hat folgende neueren Konstruktionen. Bei dem in Fig. 3 dargestellten kombinierten Dampfdruckreduzierventil und Absperrventil wird mit ein und demselben Handrad die Absperrung des ganzen Ventils und die Einstellung auf den gewünschten reduzierten Dampfdruck bewirkt. Die Hohlspindel, auf welcher das Handrad befestigt ist, hat linkes Gewinde, so daß durch Rechtsdrehung (wie bei jedem [191] Absperrventil) der Abschluß erfolgt. Dreht man aus dieser Schlußstellung das Handrad links herum, so öffnet sich das röhrenförmige Doppelventil, und der Dampf kann in der Richtung des Pfeils durchströmen. Die Spiralfeder ist zunächst gar nicht gespannt, so daß nur ein geringer Dampfdruck durchgelassen wird. Je mehr man nun das Handrad links herum dreht (je mehr man also die bei gewöhnlichen Absperrventilen übliche Linksdrehung vornimmt), desto stärker wird die Sender angespannt und mit desto höherer Spannung kann der Dampf durchströmen.

Bei dem in Fig. 4 dargestellten Ventil derselben Firma mit einsitziger Absperrung und Gummimembran ruht der Eingangsdampfdruck auf der Membran unter dem Kegel. Ueber dem Kegel wirkt der reduzierte Druck, welchem die Spannung einer Sender das Gleichgewicht hält. Die Membran liegt unten, so daß die darauf ruhende Wasserschicht zum Schutz gegen die Dampfwärme wirkt. – Um schließlich sowohl für Abdampf als auch für Frischdampf den Druck vermindern zu können, wird von der genannten Firma das Ventil Fig. 5 und 6 (D.R.P. Nr. 234990) gebaut. Denn es ist bei Verwendung von Abdampf zu irgendwelchen Zwecken, z.B. zum Kochen, Heizen u.s.w., sehr angebracht, eine Vorrichtung anzuwenden, welche neben dem Abdampf auch Frischdampf anzuwenden gestattet, wenn es z.B. infolge geringerer Belastung oder Stillstands der Dampfmaschine an Abdampf mangelt. Dann muß selbsttätig Frischdampf zugeführt und die Dampfmenge und der Dampfdruck ebenfalls selbsttätig den jeweiligen Betriebsverhältnissen angepaßt werden. Auch sind geeignete Vorrichtungen erforderlich, welche bei zeitweiser Ausschaltung des Nebenbetriebs (Heizung, Kochvorrichtung u.s.w.), wobei überhaupt kein Abdampf mehr benötigt wird, den Abdampf in einfacher Weise selbsttätig in die freie Luft abführen. Soll zunächst überhaupt kein Abdampf verwendet werden, sondern derselbe in die freie Luft entweichen, so wird das oben am Ventil befindliche Handrädchen gedreht, so daß der Zeiger a auf der am Deckel des Ventils angebrachten Skala auf Auspuff steht. Der Regulierkolben b nimmt dann die in Fig. 5 und 6 angegebene Stellung ein. Der Abdampf der Maschine tritt bei c ein und gelangt ungehindert nach dem Auspuffstutzen d, während der Nebenbetriebsstutzen e durch den Regulierkolben abgeschlossen ist. Auch das Frischdampfeinlaßventil f ist geschlossen, weil in dieser Stellung der auf der Führungsbuchse h aufliegende Bund g eine Abwärtsbewegung des Regulierkolbens verhindert.

Soll jedoch der Abdampf zum Heizen, Kochen u.s.w. benutzt werden, so dreht man das Handrad um 90° nach rechts, so daß der Zeiger a über »Nebenbetrieb« steht. In dieser Stellung ist der Auspuffstutzen d abgeschlossen, und der Abdampf kann durch die aus dem Grundriß, Fig. 6, ersichtlichen Kanäle i nach dem Nebenbetriebsstutzen e gelangen. Außerdem läßt sich der Regulierkolben in dieser Stellung auch nach oben und unten bewegen, weil jetzt der Bund g über entsprechenden Aussparungen der Führungsbuchse h steht. Der jeweilig in der Nebenbetriebsleitung gewünschte Druck läßt sich leicht durch Verschieben des Belastungsgewichts k, unter Beobachtung des am Druckregler oder in dessen Nähe befindlichen Manometers, einstellen. Tritt der Umstand ein, daß der Nebenbetrieb plötzlich ausgeschaltet wird, so hebt sich der Regulierkolben b so hoch, daß der ganze Abdampf in die Atmosphäre entweichen kann. Der Regulierkolben wirkt also in beiden Fällen als Sicherheitsventil. Falls jedoch der Verbrauch an Abdampf für den Nebenbetrieb größer ist als die von der Maschine erzeugte Abdampfmenge, so sinkt der Regulierkolben und öffnet hierbei durch die Hebelübertragung das Frischdampfeinlaßventil f. Der Regulierkolben bleibt dann in einer etwas tieferen Stellung stehen, bei der das Frischdampfventil entsprechend dem Mehrverbrauch an Abdampf geöffnet ist. Schließlich kann der Fall eintreten, daß die Zuführung von Abdampf durch Abstellen der Maschine plötzlich aufhört. Dann nimmt der Regulierkolben eine noch tiefere Stellung ein und öffnet das Frischdampfventil so weit, daß der Nebenbetrieb nur noch durch reduzierten Frischdampf gespeist wird. Der Apparat arbeitet in den beiden letzteren Fällen als Reduzierventil. Durch eine besondere Vorrichtung ist noch dafür gesorgt, daß ein Ueberdrehen des Regulierkolbens nach der einen oder andern Seite sowie ein selbsttätiges Rückwärtsbewegen aus seiner jeweiligen Endstellung nicht eintreten kann.

v. Ihering.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 2a.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 2a.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5 und 6.
Fig. 5 und 6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 191-192.
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191 | 192
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