Flügelmauern

[98] Flügelmauern. In den meisten Fällen schließen die äußeren Ansichten von Brücken oder Durchlässen an Erdkörper an; dieser Anschluß wird in der Regel durch Flügelmauern vermittelt.

Lage und Form der Flügelmauern sind verschieden: 1. Sie sind parallel zur Brücken bezw. senkrecht zur Durchlaßachse und heißen dann wohl auch Stirnflügel; das Aussehen ist ein vorteilhaftes, und für Brücken, bei denen eine besonders günstige formale Gestaltung angestrebt wird, sind sie in hohem Grade zu empfehlen. 2. Die Flügelmauern stehen senkrecht zur Brücken bezw. parallel zur Durchlaßachse; Aussehen sehr ungünstig, deshalb wenig angewendet. 3. Die Flügelmauern stehen schräg zur Brücken- bezw. Durchlaßachse und werden dann wohl auch Böschungsflügel genannt; ihrer Einfachheit wegen werden sie bei Durchlässen und kleineren Brücken sehr häufig ausgeführt. 4. Die Flügelmauern sind nach außen konkav gekrümmt; sie können in geringerer Dicke als Böschungsflügel hergestellt werden, und man findet sie in Frankreich, namentlich in England häufiger. 5. Die Flügelmauern sind nach außen konvex gekrümmt, eine Form, die in der Regel nur aus örtlichen Ursachen, oder um scharfe Kanten zu vermeiden, entsteht.

Die Flügelmauern werden meist aus Bruch- oder Hausteinen, seltener aus Backsteinen,. hergestellt; sie werden in der Regel mit Steinplatten oder mit Decksteinen (Deckquadern) abgedeckt; ausnahmsweise kommen auch Backsteinrollschichten zur Anwendung.

Schmitt Darmstadt.

Im Wasserbau versteht man unter Flügelmauern Stütz- bezw. Verkleidungsmauern von Erdkörpern an Stellen, an denen Straßen- oder Bahnüberführungen stattfinden, oder, wie z.B. bei Kanaleinlässen, Uebergänge von der Böschung in eine senkrechte Mauer erforderlich werden. – In der Architektur bezeichnet man als Flügelmauern alle jene Mauern, die mit den zugehörigen Hauptteilen des Gebäudes einen stumpfen Winkel bilden. – Im Festungsbau ist Flügelmauer gleichbedeutend mit Flankenmauer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 98.
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