Formänderungen

[141] Formänderungen, elastische, treten bei jedem Bauwerk oder Konstruktionsteil[141] infolge Beanspruchung durch äußere Kräfte und infolge der Elastizität (s.d.) des Materials ein und bewirken kleine Verschiebungen der Knotenpunkte bei Fachwerken oder der Achspunkte bei Vollwandträgern.

Da die Elastizität bei verschiedenen Baumaterialien (Beton, Stein) keine vollkommene ist, so hat man zwischen bleibenden und elastischen Formänderungen zu unterscheiden. Die Summe beider ist dann die gesamte Formänderung. Die elastischen Formänderungen spielen eine große Rolle bei der Berechnung von statisch unbestimmten Konstruktionen, indem sich nur mit ihrer Berücksichtigung die nötigen Gleichungen für die Ermittlung der statisch unbestimmten Größen ergeben. Die elastischen Formänderungen entstehen bei einem Fachwerk dadurch, daß infolge ihrer Beanspruchung die Längen der Stäbe und damit die Winkel der Stabdreiecke sich etwas ändern; bei den vollwandigen Trägern nähern oder entfernen sich zwei benachbarte Querschnitte infolge der Normalkraft Nx, während sie sich gleichzeitig infolge des Moments Mx gegeneinander verdrehen. Die Methoden zur Ermittlung der elastischen Formänderungen sind verschieden, je nachdem die Verschiebungen nach Größe und Richtung oder nur ihre vertikalen Komponenten gesucht sind. Die letzteren nennt man die Durchbiegungen oder Einsenkungen (s.d.). Trägt man die vertikalen Komponenten der Verschiebungen der Knotenpunkte einer Fachwerksgurtung von einer Horizontalen aus auf, so erhält man die Biegungslinie (s.d.) der betreffenden Gurtung. Bei den Biegungslinien vollwandiger Träger treten an Stelle der Knotenpunkte die Punkte der Achse.

Mörsch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 141-142.
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