Freskomalerei

[191] Freskomalerei, jene Wandmalerei, die auf einer noch feuchten Kalkfläche ausgeführt wird. Ihr Vorzug besteht in der weit größeren Dauerhaftigkeit, die sie insbesondere gegenüber der auf trockenem Mauergrunde hergestellten Temperamalerei voraus hat.

Die hierzu verwendeten Farben, meist mineralischen Ursprunges, verbinden sich mit dem noch nicht erhärteten Kalk zu einem chemisch gebundenen, schwer löslichen Stoff, der die größere Haltbarkeit bedingt. Doch gehört zu dieser Malerei große Erfahrung, da nicht alle Wasserfarben hierzu tauglich sind, die meisten sich wesentlich ändern und alle, solange die Wandfläche noch naß ist, tief dunkel erscheinen, beim Trocknen aber unverhältnismäßig lichter werden. Ein späteres Nachbessern der bereits trockenen Malerei, das häufig geschieht, macht die ganze Dauerhaftigkeit illusorisch. Die moderne Freskomalerei stammt aus dem Italienischen (»al fresco«, ins Frische malen). Bei dem warmen Klima Mittel- und Süditaliens, wo überdies Fröste selten sind, haben sich derartige Malereien vortrefflich erhalten. Das gleiche läßt sich von den Freskomalereien der nördlicher gelegenen Länder nicht sagen; man hat namentlich in Deutschland in dieser Begehung nicht viel gute Erfahrungen zu verzeichnen. Auch die Alten waren mit[191] dieser Art der Malerei schon vertraut; so gehört dazu die wohlbekannte pompejanische Wandmalerei. Vitruv gibt eine genaue Beschreibung der Herstellungsweise. Er teilt mit, daß drei Schichten aufgetragen werden: die unterste ist die gröbste und dient als Untergrund, die zweite Schicht enthält gestoßenes Marmorpulver, das zuerst aufgetragen und dann mit Ruten so lange gepeitscht wird, bis die Fläche eben ist; die dritte Schicht besteht aus Kalkmilch und seinem Marmorpulver, die vorsichtig aufgetragen und glattgestrichen wird. Hierauf malt der Künstler, solange die Wandfläche noch feucht ist, das Gemälde oder Ornament; schließlich wird die Wand zum völligen Austrocknen gebracht, mit einem Wachsüberzug versehen und mit wollenen Tüchern abgerieben. Beim Florentiner Fresko (fresco secco) erfolgt der Auftrag der Farben zwar auch auf nassen, aber nicht auf frischen, sondern angefeuchteten Kalk.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 191-192.
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