Malerei

[286] Malerei, die vollkommenste der zeichnenden Künste, bei welcher die verschiedensten Gegenstände der Natur auf einer Fläche in Farben so wiedergegeben werden, daß sie dem Beschauer körperlich erscheinen. Sind die Darstellungen möglichst getreu der Natur nachgebildet, so heißen sie naturalistisch; entfernen sie sich ein wenig von der Natur und erscheinen sie von andern Gesetzen beeinflußt, dann heißen sie idealisiert oder stilisiert.

Nach dem Gegenstand der Darstellung unterscheidet man: 1. religiöse Malerei, welche Heiligenfiguren darzustellen hat; 2. Historienmalerei, die geschichtliche Vorgänge wiedergeben soll; 3. Genremalerei, d.h. Darstellungen von Szenen aus dem gewöhnlichen Leben; 4. Porträtmalerei; 5. Tiermalerei; 6. Stilleben, bringt künstlich angeordnete, unbelebte Objekte zur Darstellung, und 7. Landschaftsmalerei, mit ihren Unterabteilungen, den Seestücken und der Architekturmalerei. Als wichtige Hilfswissenschaft kommt hierbei die Perspektive (s.d.) in Betracht. Den zur Verwendung gekommenen Stoffen nach unterscheidet man: a) Temperamalerei, wobei die Farben mit Eiweiß oder Milch angemacht werden; b) Freskomalerei, bei welcher die Farben auf nassem Kalk aufgetragen sind;[286] c) antike enkaustische Malerei, d.h. das Aufsetzen dicker Wachsfarben mit Spachteln und leichtes Abschmelzen der scharfen Ränder durch Wärme. Letztere ist wohl zu unterscheiden von der modernen d) Wachsmalerei, bei welcher die Farben flüssig sind und das Malen mit Pinseln erfolgt. Bei e) Oelmalerei ist das Bindemittel Oel; f) Pastellmalerei wird durch kreideartige Stifte ausgeführt; g) Aquarellmalerei durch Wasserfarben; bei h) Guaschmalerei kommen dicke Deckfarben mit wässerigem Bindemittel zur Anwendung, i) Email- und Glasmalereien (s.d.) werden durch Auftragen eigner, im Feuer haltbarer Farben hergestellt. Der Grund, auf welchem Malereien ausgeführt werden können, ist vor allem die Wand, die bereits bei den alterten echt monumentalen Malereien der Alten benutzt wurde (Wandmalerei); später arbeiteten die Künstler lieber in ihrer Werkstatt auf Holz- oder Steinplatten und versetzten dann das Bild an passender Stelle in die Wand (Tafel- oder Staffeleimalerei); in modernerer Zeit werden die bedeutendsten Bilder auf Leinwand gemalt. Uebrigens wurden auch Holz- und Kupferplatten gerne verwendet, ebenso Papier, Elfenbein, Glas, Porzellan u.s.w. [1]–[8].


Literatur: [1] Lübke, W., Grundriß der Kunstgeschichte, Stuttgart 1887. – [2] Kugler-Burkhardt, Handbuch der Geschichte der Malerei, Berlin 1847. – [3] Woltmann u. Woermann, Geschichte der Malerei, Leipzig 1878–88. – [4] Völker, Die Kunst der Malerei, Leipzig 1891. – [5] Ehrhardt, Die Kunst der Malerei, Braunschweig 1885. – [6] Burnet, Prinzipien der Malkunst, deutsch von Görling, Leipzig 1885–86. – [7] Raupp, Katechismus der Malerei, Leipzig 1891. – [8] Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrhundert, München 1893–94.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 286-287.
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