Heuwender

[58] Heuwender hat die Aufgabe, in Schwaden gemähtes Gras gleichmäßig zu streuen, nach erfolgter oberflächlicher Trocknung so zu wenden, daß das zu unterst liegende Gras rein aufgenommen und lose liegend nach oben gebracht wird, und halbtrockenes Heu in schonender Weise aufzulockern.

Diese Arbeiten werden geleistet durch mit Zähnen versehene rotierende Trommeln (Trommelheuwender) oder durch in Schwingbewegung versetzte Gabeln (Gabelheuwender). Bei der ersteren Konstruktion (Fig. 1) tragen die beiden von den Fahrrädern aus angetriebenen Trommeln fünf Rechen, die durch Federn in ihrer radialen Stellung erhalten werden, bei Hindernissen jedoch momentan nachgeben können. Gewöhnlich lind die Trommelheuwender doppelt wirkende Maschinen, d.h. die Drehrichtung der Trommel kann so umgeschaltet werden, daß die Rechen entweder entgegengesetzt der Drehrichtung der Fahrräder umlaufen und dabei das Gras nach vorwärts mit herumnehmen, durchlüften und hinten gewendet abwerfen oder streuen, oder daß sie sich im Sinne der Fahrräder drehen, wobei sie das Heu zunächst auf dem Boden festdrücken und dann, indem sie es etwas anheben, umwenden. Die Geschwindigkeit der Drehbewegung ist im ersteren Falle etwa das Vier- bis Fünffache, im letzteren zirka das Dreifache der Fahrgeschwindigkeit. Bei Trommelheuwendern mit kleinem Durchmesser der Trommel erhalten die Rechen außer ihrer hier nur im Sinne der Fahrräder rotierenden noch eine durch Kurvenführungen oder Exzenter bewirkte schwingende Bewegung, um die Rechen während der Drehbewegung stets so zu stellen, daß sie richtig arbeiten können. Die Einrichtung der Gabelheuwender ist aus Fig. 2 ersichtlich. Die Wendevorrichtung besteht hier aus sechs durch Kurbelkröpfungen und Lenker in Schwingungen versetzte Gabeln, welche die Bewegung der Gabeln[58] durch Menschen nachahmen, aber die Mängel aller hin und her gehenden Bewegungen aufweisen. Die Gabeln selbst können beim Auftreffen auf Maulwurfshügel u. dergl. entgegen der Wirkung der Federn nachgeben. Um auch bei starkem Winde mit dem Heuwender arbeiten zu können, kann eine leicht abnehmbare Schutzwand vorgesehen werden. Zur Einstellung der Entfernung der Zinken vom Boden liegt die Rechendrehachse hinter der Achse der Fahrräder in einem Rahmen, der um die Radachse gehoben oder gesenkt werden kann. Die Arbeitsbreite ist 1,5–2 m, die Leistung pro Tag 6–8 ha; es ersetzt die mit einem Pferd bespannte und von einer Person bediente Heuwendemaschine 12–20 Arbeiter. Die mittlere Zugkraft pro Meter Arbeitsbreite darf man mit 25–35 kg annehmen, je nach Material, Konstruktion und Arbeitsweise; die Preise betragen 200–300 ℳ. Bezugsquellen: F. Dehne, Halberstadt; F. Zimmermann & Co., Halle a. S.; Chr. Very, Zweibrücken; Groß & Co., Leipzig; Vereinigte Fabriken landw. Maschinen von Epple & Buxbaum, Augsburg; Erzgebirgische Maschinenfabrik Baumann, Schlettau.


Literatur: Jahrbuch der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1893, S. 310.

Wrobel.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 58-59.
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