Hydrologie

[158] Hydrologie (Wasserkunde) bildet einen Teil der Geophysik und beschäftigt sich sowohl mit dem Herkommen des Stoffes H2O in seinen verschiedenen Aggregatformen als auch mit den Wirkungen desselben. Einen wesentlichen Teil der Hydrologie bildet die Hydrographie, d.h. die Beschreibung und Aufzeichnung der auf der Erdoberfläche vorkommenden Gewässer; in der letzteren inbegriffen ist die Ozeanographie: die Beschreibung des Meeres.

Chemische Beschaffenheit, Aggregatform und Beziehungen zwischen Pressung, Temperatur und Gewicht des Wassers wollen in dem Art. Wasser nachgesehen werden. Die Entstehung und den Verlauf des sich aus der Dampfform bildenden flüssigen Wassers und des Eises zu erklären und zu verfolgen ist die Hauptaufgabe der Hydrologie. Man nennt die Vorgänge auch den Kreislauf des Wassers. Ende und Anfang des letzteren ist das Meer; in dieses ergießen sich schließlich alle bis dorthin flüssig bleibenden Gewässer und aus diesem vollzieht sich durch die Arbeit der Wärme die Umwandlung des flüssigen Wassers in die Dampfform. Die infolge der ungleichen Erwärmung der Erdoberfläche entstehenden atmosphärischen Strömungen tragen den Wasserdampf wieder über das Festland, wo er unter verschiedenen Einflüssen kondensiert wird, um dann als flüssiges Wasser von neuem den Kreislauf zu beginnen. Die regelmäßige Wiederkehr dieser Vorgänge ist veranlaßt durch die Bewegung der Erde um die Sonne, die Bestrahlung der ihr zugewendeten Erdhälfte und durch die niedrige Temperatur des Weltenraumes, in dem die Bewegung stattfindet. Sie ist auch die notwendige Vorbedingung für die Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen flüssigen Wassers über und unter der Oberfläche des Festlandes. Diese Erscheinungen sind jedoch wandelbar. Erwünschte und unerwünschte Aenderungen hängen mit dem Eingreifen der Technik zusammen, die den Ablauf des flüssigen Wassers nach dem Meere beschleunigen oder hemmen (Flußregulierungen, Sammelteiche u.s.w.) sowie die Umwandlung in die Dampfform begünstigen oder hintanhalten kann (Bodenkultur). Um diese Tätigkeit zu regeln und das durch die natürlichen Verhältnisse Gebotene richtig auszunutzen, sind hydrologische Studien von unschätzbarem Werte, besonders wenn sie sich mehr auf richtige[158] Beobachtung von Tatsachen (Messungen, Kartierungen) als auf Spekulationen erstrecken. Im übrigen kann nur derjenige auf diesem Gebiete mit Erfolg arbeiten, der gründliche Kenntnisse der Hydraulik und brauchbare geognostische Unterlagen besitzt.

Fast in allen Kulturstaaten sind in neuerer Zeit hydrographische Aemter, meist in Verbindung mit den meteorologischen Stationen, errichtet worden. Die bis 1884 vorliegenden Beobachtungen u.s.w., besonders aber eine reiche Literatur erwähnt [1]; weitere schätzenswerte Anhaltspunkte liefern [2] sowie die Publikationen der Staatsstellen, unter welchen wir [3] als Beispiel nennen.


Literatur: [1] Günther, S., Geophysik, Bd. 2, Stuttgart 1885. – [2] Wollny, Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik, Zeitschr., Heidelberg, alljährlich. – [3] Beiträge zur Hydrographie des Großherzogtums Baden, Karlsruhe.

Lueger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 158-159.
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