Sammelteiche

[565] Sammelteiche (Sammelweiher, Stauseen), durch Stauanlagen (Talsperren) künstlich hergestellte Behälter für Ansammlungen fließender Gewässer bezw. diese Ansammlungen selbst.

Sie vermitteln die Ausgleichung zwischen Zufluß und Abfluß als Mühlweiher (s.d.) und Kompensationsreservoire (s.d.) für Speisung von Wasserversorgungen und Schifffahrtskanälen, zur Lieferung des Bewässerungswassers für landwirtschaftliche Betriebe u.s.w., als Schwellteiche für das Flößen (s. Flößereianlagen) und Triften (s.d.) von Holz u.s.w. Die Sammelteiche werden aber auch zu Klärzwecken (s. Klärung der Waschwasser) und zur Abwehr von Ueberschwemmungsgefahren errichtet; manchmal dienen sie zur Verschönerung von Gärten, zur Speisung von intermittierenden Springbrunnen, Wasserfällen u.s.w. sowie zur Fischzucht. Je nach dem Zwecke ist die Größe des Wasserinhaltes der Teiche zu bemessen. Je größer der Inhalt und die Wassertiefe, um so sicherer ist die Abklärung und hygienische Verbesserung des in den Teichen gesammelten Wassers, dessen Beschaffenheit im übrigen ganz wesentlich von der über dem Einzugsgebiet der Zuflüsse stehenden Kultur abhängt. Reine Waldgebiete und der Düngung entzogene Wiesenflächen liefern für Wasserversorgungszwecke das beste Wasser, und dies um so mehr, je mehr Quellen in denselben entspringen; stark besiedelte Einzugsgebiete mit viel Schmutzwasser kommen für diese Zwecke weniger in Betracht, sind dagegen dann, wenn die Teiche Bewässerungszwecken dienen, sogar vorzuziehen. Für gewerbliche Zwecke spielt die Qualität der Zuflüsse keine große Rolle, wohl aber ein möglichst großer Inhalt der Teiche, um Ueberläufe derselben auf ein Minimum beschränken, also möglichst alles zugeflossene Wasser den Betriebszwecken dienstbar machen zu können. – Bei Berechnung der Wasserwirtschaft an Sammelteichen sind im wesentlichen zu unterscheiden:

1. Füllung bezw. Entleerung des Teiches ohne Hochwasserüberfall, also vollständige Ausgleichung zwischen Zufluß und Abfluß und Bewerkstelligung des letzteren unter der tiefsten Spiegellage. Berechnung des Minimalinhaltes für diesen Fall s. Bd. 5, S. 79.

2. Füllung bezw. Entleerung eines Teiches mit zum vornherein bekanntem Fassungsvermögen, an welchem zur Begrenzung der größten Spiegelhöhe ein Hochwasserüberfall besteht; Berechnung dieser Wirtschaft s. Stauanlagen.

3. Anordnung eines Teiches derart, daß das Wasser nur mit Ueberfall oder durch ein offenes Gerinne abfließt, ähnlich wie bei den natürlichen Seen; über die hier eintretenden Spiegelschwankungen s. Retentionsvermögen der natürlichen Seen.

Mit Vorteil können Sammelteiche nur über wenig durchlässigem Boden angelegt werden; künstlich abgedichteter, in weiter Ausdehnung sonst durchlässiger Untergrund ist nicht empfehlenswert; geologische Vorbedingungen bespricht [1]. Liegen hinsichtlich der Untergrundbeschaffenheit die Verhältnisse günstig, so werden bei der Wahl der Baustellen und Konstruktion für das Abschlußwerk die Baukosten entscheidend, sofern im übrigen Wassermenge (Größe des Einzugsgebietes, Regenhöhe u.s.w.), Wasserqualität und Größe des Stauraumes den Erfordernissen des speziellen Falles entsprechen. Die geringsten Baukosten entstehen bei gleicher Untergrundbeschaffenheit dort, wo hinter einer Talverengung weitausgedehnte Flächen mit geringer Steigung vorhanden sind, die mit einem kurzen Staudamm von relativ kleiner Höhe eine mächtige Wasseransammlung ermöglichen. Die Sicherheit des Bestandes der Staudämme erfordert im übrigen die größte Sorgfalt beim Bau; hinter Abschlußdämmen aus Erde sollte die Wasserhöhe 15 m, hinter Staumauern 50 m nicht wesentlich überschreiten. Vgl. a. Stauanlagen und [2].


Literatur: [1] Leppla, A., Geologische Vorbedingungen der Staubecken, Berlin 1908. – [2] Ziegler, P., Der Talsperrenbau, Berlin 1900; Lueger, O., Die Wasserversorgung der Städte, S. 316 (Wasseransammlungen mittels Talsperren), Darmstadt 1895. In den unter [2] genannten Werken finden sich reichlich weitere Literaturangaben.

Lueger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 565.
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