Floß

[93] Floß, ein aus zusammengebundenen Hölzern hergestelltes Fahrzeug für den Wassertransport. In der Regel ist der Transport des Holzes der Zweck; seltener dienen die Flöße Verkehrszwecken, z.B. zum Ueberfahren der Ströme u.s.w.

Beim Holztransport mittels Flößen wird Bauholz (Stämme, Stangen, Dielen, Bretter, Latten u.s.w.) sowie Brennholz befördert. Für die Gestaltung des Floßes ist die Beschaffenheit der Wasserläufe bestimmend. Man unterscheidet bewegliche und steife, Balken- und Bretterflöße.

Bei den beweglichen Flößen werden die Balken der Länge nach nebeneinander gelegt, an den Enden gelocht und mit Wieden (20–40 mm starke Zweige) aneinander gekuppelt oder mittels eines Querbalkens (Zenkelstange) und mit Hilfe von Wieden, Nägeln zu einer Floßtafel (Gestöre) verbunden. Die einzelnen Floßtafeln werden mit Gurtwieden hintereinander gehängt.[93]

Bei den steifen Flößen werden die einzelnen Balkenlagen (Gestöre) je nach der Wassertiefe in mehreren Reihen übereinander geschoben und fest verbunden. Vielfach erhalten die dann Floßboden genannten Balkenflöße eine Ueberlast von Schnitt- oder Brennholz.

Bei den Bretterflößen wird aus 10–15 Brettern ein Bund gebildet. Eine Reihe solcher Bünde werden nebeneinander gelegt, oben und unten mit Querbohlen versehen und mit Wieden zu einer Tafel zusammengehalten. In den oberen Teilen der flößbaren Wasserläufe sowie wenn Floßgassen zu passieren sind, müssen die Flöße eine größere Beweglichkeit in vertikaler und horizontaler Richtung besitzen und ist daher in diesen Fällen die steife Verbindung der Flöße nicht am Platze.

Ueber zulässige Länge, Breite u.s.w. der Flöße geben die in allen Staaten bestehenden Floß- und Triftordnungen Auskunft. Auf der mittleren Donau sind die Flöße in der Regel nicht über 15 m breit und 60 m lang, am Rheine kommen Breiten bis zu 60 m und Längen bis zu 250 m vor. In neuerer Zeit wurden erfolgreiche Versuche gemacht, seetüchtig gebaute Flöße über den Ozean zu befördern. Diese werden mittels eigner Dampfschiffe remorkiert; in einzelnen Fällen erfolgt auch auf Strömen und kanalisierten Flüssen die Remorkierung der Flöße.


Literatur: Statistik des Deutschen Reiches, Bd. 15: Die deutschen Wasserstraßen; Sägerschmid, Handbuch für Holztransporte u. Floßwesen, Karlsruhe 1827; Lagrené, Cours de navigation intérieure, Paris 1869–73; Handb. d. Ingenieurwissensch., Bd. 3, 2. Abt., 1. Hälfte, 1897.

Pollak.

Fig. 1., Fig. 2.
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Fig. 3.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 93-94.
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