Ionentheorie

[211] Ionentheorie. Säuren, Basen, Salze sind sogenannte Elektrolyte, das sind solche Verbindungen, die durch den galvanischen Strom die Moleküle spalten und in elektropositive und in elektronegative Teilchen zerlegt werden. Diese Teilchen nennt man Ionen.

Ob eine solche Spaltung vollkommen ist oder teilweise erfolgt, hängt unter anderm von der Konzentration der Lösung ab. Die Ionentheorie (oder auch Dissoziationstheorie) lehrt auf Grund von osmotischen Versuchen und der Leitfähigkeit der Elektrolyte, daß auch schon in wässerigen Lösungen obiger chemischer Verbindungen eine solche Spaltung stattfindet. Die elektropositiven Teilchen nennt man die Kationen, die elektronegativen die Anionen. Chlorwasserstoff in sehr verdünnter wässeriger Lösung zerfällt z.B. in positive H-Ionen und in negative Cl-Ionen, NaOH in Na- und OH-Ionen, Chlornatrium in Na- und Cl-Ionen. Je mehr eine Säure oder Base in wässeriger Lösung dissoziiert, desto stärker ist die betreffende Base oder Säure. Die Dissoziationstheorie ermöglicht eine andre Definition für Basen und Säuren zu geben als die bekannte. Die Säuren sind hiernach solche Körper, welche in wässeriger Lösung H-Ionen liefern, Basen solche, welche OH-Ionen liefern, und die Reaktionen zwischen Säuren, Basen und Salzen in wässeriger Lösung sind fast immer Reaktionen zwischen ihren Ionen. Zum Beispiel eine Lösung, welche freie H-Ionen (d.i. eine Säure) enthält, gibt mit einer Lösung mit freien OH-Ionen eine Salzlösung, wie es folgende Formel zeigt: H · Cl' + NaOH' = Na · Cl' + H · OH'. Die positiven Ionen bezeichnet man mit dem +–, die negativen mit dem –-Zeichen, aber auch, wie in obiger Formel angegeben, mit einem Punkt bezw. mit einem Strich. Weiteres s. unter Dissoziation.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 211.
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