Munition [3]

[478] Munition. – Die Munition der Schiffsartillerie, bestehend aus Kartusche mit dem Treibmittel und dem Geschoß, hat keine wesentlichen Fortschritte erfahren. Eine Verringerung des Luftwiderstandes und damit eine Vermehrung der Durchschlagskraft haben die Amerikaner durch eine lange Geschoßkappe mit ogivaler Spitze erreicht. Die Durchschlagsfähigkeit soll hierdurch um 65% gesteigert werden, wie aus nachstehender Tabelle hervorgeht.


Munition [3]

Die Durchschlagsfähigkeit der Panzergranate hängt ferner von dem Geschoßmaterial ab. Nach neueren Erfahrungen verdienen Chromnickelstahlgeschosse den Vorzug vor Chromstahlgeschossen, da diese die Panzerplatten durchschlagen, ohne zu Bruch zu gehen. Da die Panzergeschosse als Vollgeschosse aufgegeben sind und stets mit Sprengladung versehen werden, die das Geschoß nach Durchdringung des Panzers durch einen Bodenzünder zur Detonation bringt, so ist für das Geschoßmaterial eine Erhöhung der Fertigkeit und Zähigkeit erforderlich, um die zur Aufnahme der Sprengladung nötigen Hohlräume schaffen zu können. Das Panzergeschoß kommt daher dem Sprenggeschoß immer näher und ist in Amerika und England die Einführung eines Einheitsgeschosses vor dem Kriege angestrebt worden im Interesse eines einfacheren Munitionsersatzes und der gleichmäßigen ballistischen Eigenschaften. Eine Wirkung gegen lebende Ziele verlangt man von der schweren Artillerie nicht, dagegen hat die größere Sprengwirkung der schwerkalibrigen Geschütze gegen ungepanzerte Ziele insofern große Bedeutung erlangt, als durch Unterwassertreffer nicht nur im Frieden die als Schießziele benutzten alten Schiffe unter [478] Wasser beschädigt und zum Sinken gebracht wurden, sondern auch in der Skagerrak-Schlacht englische Große Kreuzer und Linienschiffe durch Unterwassertreffer, teilweise verbunden mit Explosionen in den Munitionskammern, gesunken sind. Die Sprengwirkung der Granaten äußert sich aber nicht nur in der großen Zerstörung der Sprengstücke des Geschosses, sondern auch in der erhöhten Wirkung der Gase, welche die Ladung beim Verbrennen erzeugt und welche durchweg giftig wirken wegen der größeren Mengen an Kohlensäure, Kohlenoxyd und Methan, so daß in den Seeschlachten des letzten Krieges Gasmasken gute Dienste zum Schutz der Besatzung getan haben.


Literatur: [1] Brassey, The Naval Annual, Portsmouth 1914. – [2] Nauticus, Der Uebergang zum 38-cm-Geschütz, Berlin 1914. – [3] H. Navath, Die Wirkung der schweren Geschütze der Schiffsartillerie, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1917, S. 161.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 478-479.
Lizenz:
Faksimiles:
478 | 479
Kategorien: