Panzerschiff [2]

[589] Panzerschiff. Als Panzerschiff gilt heutigestags nur das Hauptkampfschiff, das sogenannte Linienschiff, da der Bau von kleinen Panzerschiffen, wie Küstenpanzerschiffen, Monitors u.s.w., selbst bei den kleinen Marinen gänzlich aufgegeben ist.

Die Bauweise des Panzerschiff es lehnt sich in den Hauptverbandteilen des Schiffsrumpfes an die Vorgänger an, nur ist der Unterwasserschutz gegen Torpedo- und Minenangriffe seit den Erfahrungen des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 bei allen Marinen zur Einführung gelangt und hat mit zur Steigerung des Deplacements der Hauptkampfschiffe Veranlassung gegeben. Daneben ist die Unterteilung des Schiffsrumpfes in eine große Zahl von wasserdichten Abteilungen zur Sicherung der Schwimmfähigkeit des Schiffes bei Zerstörung der Außenhaut durch Minen oder Torpedos ständig gesteigert worden, um den Einbruch von Leckwasser einzuschränken, Ueber die Einzelheiten des Unterwasserschutzes wird in allen Marinen strengste Geheimhaltung bewahrt, so daß hierüber nichts bekannt geworden ist.

Die Bauweise des Schiffsrumpfes für den Teil unterhalb des Panzerdecks erfolgt allgemein nach dem reinen oder gemischten Längsspantensystem, oberhalb des Panzerdecks zur Stützung des Seitenpanzers und der Decks nach dem Querspantensystem. Mit dem Längsspantensystem ist ein Innenboden verbunden, welcher vom Panzerdeck der einen Seite zum Panzerdeck der andern Seite reicht- Die Einführung eines Tripelbodens, d.h. einer dritten, wasserdichten Abgrenzung des Schiffsraumes nach innen zu, zum Schütze gegen Minenexplosionen ist nur bei einem Linienschiffsbau erfolgt. Einzelne der Längsspanten bezw. der Längsschotten dienen neuerdings zur Stützung der Dockkiele, welche mit Zunahme der Schiffsgrößen[589] und namentlich der Schiffsbreiten nach dem Vorgang der Amerikaner allgemein Verwendung finden, um die Last des Schiffes beim Trockenstellen im Dock sicher aufnehmen und auf die starken Bauteile übertragen zu können. Das Panzerdeck, welches von Steven zu Steven ununterbrochen durchgeführt ist und querschiffs meist in starker Krümmung nach der Bordwand zu heruntergezogen wird, wird im Material ständig verfeinert, um Sprengstücke sicher abzuhalten und einen wasserdichten Abschluß auch bei Einbeulungen sicherzustellen.

Wesentliche Aenderungen haben die Formen der Steven erfahren; da der Rammangriff in den Hintergrund getreten ist, so hat man beim Vorsteven den Rammsporn aufgegeben und begnügt sich mit einem Unterwassertorpedorohr für den Bugangriff. Der Hintersteven ist nach Einführung der Dampfturbine als Antriebsmotor mit 3 bis 4 Schraubenwellen sowie der Doppelruder zur Erhöhung der Drehfähigkeit des Schiffes hinfällig geworden, es treten dafür die Austrittsstützen der Wellen am Ende der Wellenhosen sowie die Ruderträger der Balancedoppelruder neu hinzu. Während der Vorsteven und die Wellenaustritte auch ferner aus Stahlformguß hergestellt werden, verwendet man für den Ruderträger vorzugsweise geschmiedeten Stahl.


Literatur: [1] E.L. Attwood, War ships. London 1912. – [2] Nauticus, Die Entwicklung des modernen Kampfschiffes, Berlin 1911. – [3] Tjard Schwarz, Die Entwicklung des Kriegsschiffsbaus. Bd. II, Berlin und Leipzig 1912. – [4] E. Krueger, Das Kriegsschiff. Leipzig 1913.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 589-590.
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