Sortieren der Trübe

[151] Sortieren der Trübe. Trübe nennt man in der Aufbereitung (vgl. Bd. 1, S. 346) das Gemenge der kleinsten Körner (unter 2 mm) mit Wasser. Das Sortieren der Trübe bedeutet die Trennung der Körner nach der Fallgeschwindigkeit entweder im tiefen wagerechten oder im senkrecht aufzeigenden Wasserstrom. Die Einrichtungen heißen Stromapparate. Von den sich ergebenden Produkten heißen die gröbsten Sande (früher auch Häuptel genannt, und zwar die größeren Röschhäuptel, die kleineren Zähhäuptel), die feineren Mehle und die allerfeinsten Schlämme. Die Sande werden, um die durch das Sortieren vorbereitete Trennung zu vollenden, weiter auf Feinkornsetzmaschinen (s. Setzarbeit) behandelt, die Mehle und Schlämme auf Herden (s. Herdarbeit).

Im wagerechten Wasserströme (Fig. 1) beschreiben die eingetragenen Körnchen um so steilere parabolische Kurven, je größer ihre Fallgeschwindigkeit ist, und es sinken Körnchen von gleicher Fallgeschwindigkeit auch an derselben Stelle nieder. Nach den Gesetzen des freien Falles im Wasser gilt, wenn die Durchmesser gleichschnell fallender Körner d, d1 und die spezifischen Gewichte ε, ε1 sind, die Formel d : d1 = ε1 – 1 : ε – 1. Man findet daher in einem Polten sortierter Körner neben größeren von spezifisch niedrigerem Gewicht kleinere spezifisch schwere. – Im aufsteigenden Wasserströme fallen die Körnchen nieder, deren Fallgeschwindigkeit größer ist als die Wassergeschwindigkeit, während diejenigen Körnchen, deren Fallgeschwindigkeit kleiner ist, vom Wasserströme mit fortgeführt werden. Der theoretisch mögliche Grenzfall, daß Körner, deren Fallgeschwindigkeit ebenso groß ist, wie die Geschwindigkeit des aufsteigenden Wasserstromes, zur Schwebe gelangen, ist für die Praxis unerheblich. – Die ältesten Einrichtungen (Mehl-, Rinnen-, Schlammführung) beruhen auf der Anwendung des wagerechten Wasserstromes in Gerinnen; die am Boden sich anhäufenden Körner müssen von Zeit[151] zu Zeit mit der Schaufel ausgehoben und dann zur weiteren Verarbeitung wieder mit Wasser angemengt werden. Rittinger gebührt das Verdienst, die Spitzkästen (Fig. 2) mit ununterbrochen selbsttätigem Austrag etwa 1845 in die Aufbereitung eingeführt zu haben. Das Gerinne besteht aus mehreren, immer breiter werdenden Abteilungen, so daß die Geschwindigkeit der Trübe allmählich abnimmt. An Stelle des ebenen Gerinnebodens tritt in jeder Abteilung eine umgekehrte Pyramide p, welche die niederfallenden Körner aufnimmt und durch ein unten anschließendes, gebogenes Rohr A1 mit Trübe in ein kleines Gerinne g austrägt. Führt man durch ein senkrecht bis in den tiefsten Teil des Spitzkastens hinabreichendes Rohr r frisches Wasser zu, so entsteht hier ein aufwärts gerichteter Wasserstrom, der das feinste Gut am Austreten hindert; die Körner werden dann statt mit Trübe mit Klarwasser ausgetragen. Das Stromgerinne [1] beruht auf denselben Grundsätzen. – Von den Vorrichtungen, bei welchen der aufsteigende Wasserstrom zur Anwendung gelangt, werden am meisten die Spitzlutten (Fig. 3) benutzt und zwar vorzugsweise für Sande. In einen aus zwei senkrechten und zwei geneigten Wänden w gebildeten Kasten wird von oben ein dreiseitig prismatischer, an die senkrechten Wände dicht anschließender Einsatz N eingesenkt und festgestellt, so daß die bei E zu- und bei A abströmende Trübe durch einen rechteckigen Querschnitt zunächst abwärts, dann aufwärts strömt. Auf dem letzteren Wege sinken die schneller fallenden Körnchen im Trübestrom nieder und werden durch einen Bodenschlitz, den die beiden Wände w zwischen sich frei lassen, und ein angebautes Rohr ausgetragen. In dem Bodenschlitze kann durch ein seitlich einmündendes Rohr ein aufsteigender Klarwasserstrom erzeugt werden, so daß wie bei den Spitzkästen der Sand mit klarem Wasser ausgetragen wird. Jede Spitzlutte gibt ein Produkt; um mehrere gleichfällige Sorten zu erzeugen, wird eine entsprechende Anzahl Spitzlutten hintereinander (Spitzluttengerinne) angewendet, bei denen durch entsprechende Einstellung der Querschnitte die Trübegeschwindigkeit allmählich abnimmt. – Büttgenbach ordnet in seinem Klassifikator (Fig. 4) mehrere Spitzlutten übereinander an und läßt den Trübestrom mit abnehmender Geschwindigkeit zwischen den geneigten Wänden aufsteigen. In jedem Trichter fällt eine gleichfällige Sorte nieder und wird in bekannter Weise ausgetragen. Aehnliche Apparate heißen wegen der Anordnung der einzelnen Gefäße übereinander Etagenstromapparate.


Literatur: [1] Gaetzschmann, Die Aufbereitung, Bd. 2, S. 237, Leipzig 1864 und 1872; vgl. a. die allgemeinen Werke über Aufbereitung, Bd. 1, S. 350.

Treptow.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 151-152.
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