Standardschiffe

[599] Standardschiffe, Schiffe, die nicht als Einzelexemplare, sondern serienweise hergestellt werden. Das Bestreben hierzu war bereits vor dem Kriege vorhanden, weil diese Herstellungsart rationeller ist und niedrigere Baukosten sowie kürzere Bauzeit ermöglicht.

Das Fehlen geübter Arbeiter auf den Schiffswerften und der außerordentliche Schiffsraummangel im Kriege 1914–1918 zwang die Ententestaaten, namentlich England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, zum Bau von Standardschiffen, besonders Standardfrachtschiffen in großem Maßstabe. Es wurden wenige gangbare Typen gewählt und von diesen große Mengen in kürzester Zeit hergestellt. Weitgehende Vereinfachung, z.B. der Verzicht auf doppelseitig gewölbte, nur warm zu bearbeitende und an Bord wiederholt anzupassende Platten gestattete die Verwendung von ungelernten Arbeitern. Maschinen, Kessel und Ausrüstung der[599] Standardschiffe wurden selbstverständlich auch in wenigen Typen serienweise hergestellt. Langes paralleles Mittelschiff, großer Völligkeitsgrad des Deplacements und Fortfall des Decksprungs trugen weiter zur Vereinfachung des Baues der Standardschiffe bei. Eine geringe Einbuße an Schiffsgeschwindigkeit, weil die Form des geringsten Widerstandes in Anbetracht der Vereinfachung in der Herstellung nicht, innegehalten werden konnte, wurde als das kleinere Uebel in den Kauf genommen.


Literatur: [1] Mitteilungen des Archivs für Schiffbau und Schiffahrt, Hamburg, 3. Jahrg. – [2] Zeitschr. Schiffbau, XIX. Jahrg.

E. Waldmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 599-600.
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