Der Mensch, die Schlange und der Igel

[88] Ein Mann fand eine kleine Schlange. Er nahm sie mit und zog sie auf. Als sie groß geworden war, rollte sie sich ihm eines Tages um den Hals. »Geh' hinunter!« sprach er zu ihr, sie wollte aber nicht. Darauf er: »Gehen wir zum Richter!« – »Geh',« sagte sie.[88] Unterwegs begegneten sie einem Igel, der sie frug, wohin sie in dieser Verfassung wollten. Der Mensch antwortete: »Ich habe die Schlange aufgezogen, als sie klein war, und heute will sie nicht (von meinem Halse) hinuntergehen.« Währenddem brachte eine Frau Kuskus1. »Geh' hinunter,« sprach er, »du sollst Kuskus haben.« Die Schlange stieg hinunter und der Igel sprach zum Menschen: »Töte sie!« Und er zerschmetterte ihr den Kopf. Der Igel aber war klug, entwich und verbarg sich im Gebüsch. »Er ist entflohen,« sprach der Mensch, »sonst hätte ich ihn meinen Kindern zur Speise mitgebracht.«

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d.h. Mais.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 88-89.
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