XCIII.

[197] Dschafer, so erzählt Ibrahim, hatte mich zu sich laden lassen. Ich begab mich nach dem Pallaste. Wir speisten, legten nach dem Speisen die Ceremonienkleider ab, und warfen uns in den Aufzug der vertrautesten Gesellschaft.

Dschafer hatte befohlen, Niemanden herein zu lassen, als Abdolmelek Alkahremani. Da kam Abdolmelek, der Sohn Sahlehs, der Haschemite. Der Thürhüter, der einen mit dem andern verwechselte, ließ ihn passiren. Dschafer war zwar anfangs ein wenig verdrießlich darüber, doch, als ein Mann von der besten Lebensart, empfieng er ihn freundlich, und ließ ihn das Kleid der innigsten Gesellschaft anziehen. Nachdem wir getrunken und gescherzet hatten, fragte Dschafer seinen Gast, was er ihm für einen Dienst erweisen könne? – Mehr als einen, antwortete Abdolmelek. Erstens, ist der Chalife böse auf mich, und ich möchte wieder in Gnaden aufgenommen werden. – Rechne, es sey geschehn. – Dann hab' ich vier tausend Dukaten nöthig. – Die sollst du haben. – Weiters möchte ich für meinen Sohn die Tochter des Chalifen zur Frau erhalten. – Dein Wunsch ist gewährt. – Endlich braucht er eine Statthalterschaft. – Die von Egypten ist ihm be stimmt.[197] Am folgenden Morgen begleitete ich den Wesir nach Hof. Kaum war er angekommen, so ließ er auch schon den Oberrichter Jusuf rufen, um den Heyrathskontrakt der Prinzessin Aischa mit dem Sohne Abdolmeleks aufzusetzen; den Schatzmeister, um das Heyrathsgut und die viertausend Dukaten auszuzahlen, den Großkanzler, um das Statthalter-Diplom von Aegypten auszufertigen. Hernach erst stattete er hievon dem Chalifen Rechenschaft ab, der nichts als: schon gut, Alles ist gut, Dschafer, antwortete.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 197-198.
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