[337] Zu S. 12:
Zu den Parallelen aus der Volksüberlieferung (siehe Register: Belauschen) gehört auch eine Sage der Čeremissen, welche glauben, daß das Eisen vom Teufel erfunden sei: Der Teufel hatte sich ein eisernes Beil gemacht und haut Holz. Gott sah es und fragte: »Wie hast du das gemacht?« Der Teufel wollte sein Geheimnis nicht verraten, da sandte Gott seinen Arbeiter zu ihm, daß er es wie für sich erfahren sollte. Der Teufel erklärt auf die Fragen des Arbeiters, daß er Erde erhitzt, Salz hinzutut und so Eisen herstellt.
Vgl. ferner folgende Märchen der minusinschen Fremdvölker (Tataren) Živ. Star. IX, 143 f.
Gott versammelt die Vögel, damit sie sich einen Beamten wählen. Der Kranich schlägt sich vor, die Ralle spricht dagegen und wird vom Kranich am Fuß verwundet.
Nach einiger Zeit fand wieder eine Versammlung statt, die Gott aus folgendem Grunde zusammenberufen hatte: früher waren er und der Unreine (= Teufel) Brüder; einmal hatten sie Streit, und dem Unreinen gelang es, dabei eine Menge Menschen Gott fortzunehmen, und nun wollte der Herr sie wieder zurückerlangen.
Die Ralle verspätet sich; als sie aber hinkend die Jurte betritt, wird sie vom »bunten Vogel« ausgelacht, ärgert sich und läuft nach Hause. Die Schwalbe wird ausgeschickt, kann aber die Ralle nicht überreden zurückzukommen. Da schickt Gott sie zum zweitenmal mit dem Befehl, die Ralle zu belauschen. Diese sagt folgendes: »Was ist denn jetzt wohl in die Leute gefahren, uns Vögel achtet man für nichts mehr! Man müßte aber die Sache so anpacken: dem Unreinen muß ein Spiegel gebracht und ihm vorgeschlagen werden, das in die Hände zu nehmen und neben sich hinzusetzen, was er im Spiegel erblicken würde, oder es sollte ihm vorgeschlagen werden, seinen eigenen Schatten zu fangen; könnte er dieses nicht vollbringen, so sei sein Spiel verloren.«
Gott befolgt diesen Rat und erhält die ihm geraubten Menschen zurück.
Zu S. 42 (vgl. Register: Igel als Ratgeber):
Der Igel hat die Votjaken und Čeremissen gelehrt, Feuer zu schlagen [vgl. ob. 71 Rat des Frosches] und das Feld mit eisernem Pflug zu beackern.
Zu S. 52 ff.
Nur Gott und der Satan sind von niemand erschaffen, und keiner weiß, woher sie sind; die Engel aber erschuf Gott. Satan war Gott gleich, doch[338] ohne ihn konnte er von sich aus nichts tun und erschaffen. Gemeinsam richteten sie die Welt ein. Und als Gott das Wasser hervorgebracht hatte, sprach er zum Satan: »Steige ins Meer, nimm vom Boden eine Handvoll Sand und bring sie mir, ich werde die Erde erschaffen.« Satan brachte vom Meeresboden zwei Handvoll Sand herauf (schon damals gedachte er Gott zu betrügen und ebenso zu erschaffen wie er) und gab eine Gott, die andere aber verwahrte er bei sich. Gott warf die Handvoll Sand hin, und es entstand die Erde. Als er sich aber hinweg begab, und der Satan seine Handvoll hinwarf, erschienen aus der Erde Buckel und Berge aus Stein. Darum also gibt es auf der Erde Berge. – Gott erschuf Engel und das Paradies. Und Satan wiegelte viele von ihnen auf und gedachte größer als Gott zu werden und wollte sich auch ein Paradies einrichten.
Gott erschuf den Himmel, der Satan einen zweiten; Er – den dritten, Satan – den vierten; der Herr schuf den fünften, Satan aber noch höher den sechsten; Gott erschuf den siebenten, Satan aber den achten, und auf ihm fing er an, sein Paradies einzurichten. Rund herum führte er eine starke Mauer auf. Gott gab dem Erzengel Michael einen Stab und schickte ihn aus, das Paradies des Teufels zu zerstören. Aber Satan sengte den Erzengel mit Feuer und ließ ihn bis auf dreißig Werst nicht an die Mauer heran. Der Erzengel kehrte zu Gott zurück und sagte: »Herr, ich kann nicht an die Mauer heran, Satan sengt mich mit Feuer.« Da gab Gott dem Erzengel einen anderen Stab und befahl ihm, an die Mauer des Satans zu schlagen. Der Erzengel schlägt an die Mauer – und plötzlich sprang an derselben Stelle ein feuriger Pfeil hervor, aus ihm drang ein anderer und aus diesem ein dritter; je mehr sich Pfeile zeigten, desto mehr wurden ihrer, und sie flogen auf alle Seiten, zersplitterten die Satansmauer und zerstörten sein Paradies. Als sie aber Satan und die Teufel trafen, so stürzte er vom achten Himmel in die Hölle, die Teufel aber, wohin es traf: ins Meer – da sind sie noch heute, in den Wald – und sie laufen als Waldgeister umher. – So wurde Satans achter Himmel zerstört, und es blieben sieben nach, weswegen die Sieben eine große Zahl ist.
Zu S. 58.
Der Teufel machte sich auf, zu säen. Seine Großmutter reichte ihm einen großen Sack voll Rittergüter. Er begann bei Bogense [in Fünen] und ging südwärts. Da er nach Svendborg kam, schüttelte er alles aus, was er noch in seinem Sacke übrig hatte, daher die vielen Rittergüter in der Nähe Svendborgs.
Zu S. 71, 72:
Als Gott die Erde machte, bemühte sich Pahalaine, ihn auf jede Weise zu stören. Nach Vollendung seines Werkes will Gott den Pahalaine verbannen und verbietet ihm sowohl den Himmel als auch die Erde. Nach vielen Bitten erlaubt er jedoch dem Pahalaine, soviel Platz auf der Erde in Besitz zu nehmen, wieviel die Spitze eines Stockes einnimmt. Pahalaine bedankt sich und stößt den läng sten auftreibbaren Pfahl in sumpfigen Boden, so daß nur ein kurzes Stück aus dem Boden emporragt. – Gott sieht sich betrogen, nimmt aber sein gegebenes Wort nicht zurück. Pahalaine zieht den Stock aus dem Boden, und[339] dem entstandenen Loch entsteigen die unreinen Geister in Gestalt von Fliegen, Käfern, Fröschen, Spinnen usw. All dies Geschmeiß zerstreut sich über die ganze Erde: es entstehen die Wasser-, Wald-, Haus- und Luftgeister. Doch was wäre erst geschehen, wenn Gott nicht das Loch mit einem Feuerbrand verstopft hätte!
Zu S. 99:
Abaka war ein Engel. – Gott hatte Adam erschaffen, ihm aber noch keine Seele gegeben, ging fort, befahl jedoch dem Abaka, ihn zu bewachen und Satan nicht an den Körper heranzulassen. Satan fing an, Abaka zu verlocken und zu bitten, daß er ihm erlauben möge, Adams Körper zu berühren. Abaka ging nicht darauf ein. Da ließ der Satan eine ganz fürchterliche Kälte entstehen; Abaka fing an zu zittern, und wie sehr er sich auch bemühte, sich zu erwärmen, er konnte es nicht; die Kälte wurde immer stärker und stärker, und da sprach Satan zum Abaka: »Ich werde dich erwärmen, will dir einen Pelz geben, nur laß mich wenigstens auf den Körper des Menschen einen Blick werfen.« Abaka konnte es vor Kälte nicht mehr aushalten, erklärte sich bereit, den Pelz zu nehmen, und bedeckte sich; der Verfluchte aber trat zum Körper, bespuckte Adam und verschwand. Der Herr kehrte zurück, sah Adams Körper und dann Abaka an. Sieht, daß er einen Pelz anhat, der Verfluchte zu Adam hingetreten ist und der Wächter seinen Befehl nicht ausgeführt hat. Und der Herr spricht zu ihm: »Du bist, Abaka, bis heute nackt umhergegangen und hast nicht Hitze noch Kälte gefühlt, jetzt hast du aber gesündigt: nahmst vom Satan den Pelz, hast dich mit ihm bedeckt, den Satan aber zu Adams Körper gelassen; von jetzt ab sollst du zur Strafe nicht mehr Abaka, sondern Sobaka1 heißen! Immer sollst du im Pelz gehen und dem Menschen Adam dienen. Aber obwohl du ihm dienen und ihn bewachen wirst, sollst du doch von ihm verachtet werden; es soll ihm erlaubt sein, dich zu betrügen; du wirst bei ihm lernen, was Hunger ist, und wirst Prügel erdulden müssen.« So verfluchte Gott den Abaka, er wurde zum unreinen Hund und heulte wie ein solcher; in den Körper Adams aber legte Gott eine Seele, Satans Speichel rieb er jedoch nicht ab. Seit der Zeit dient der Hund dem Menschen, von des Satans Speichel aber kam in den menschlichen Körper allerlei Siechtum, und wegen dieser satanischen Unreinheit kann jetzt jeder Zauberer dem Menschen einen Bruchschaden zufügen.
Zu S. 114:
a) Als der Herrgott die Menschen schuf, hatte er vor, sie ohne Unterschied der Farben zu bilden. Zu diesem Behufe legte er sich einen ansehnlichen Klumpen Tonkreide zurecht und bildete die ersten Menschen. Plötzlich aber gewahrte er, daß die Kreide nicht genüge, und so sammelte er schnell Lehm auf und mischte ihn unter die noch übrige Masse. Aber wieder wollte es nicht langen, und so nahm er vom schwärzlichen Erdreich und formte weiter. So entstanden hellfarbige, mischfarbige und schwarze Menschen.
b) Da Gott die Welt erschuf, behielt er ein bißchen übrig, daraus machte er den »Fynbo« [Bewohner der Insel Fünen]. Er war der letzte; ein wenig[340] rotes Haar, das sonst niemand haben wollte, war übrig, damit mußte der »Fynbo« zufrieden sein; daher die vielen Rothaarigen in Fünen.
Zu S. 127:
Zur Heiligkeit der Biene vgl. noch Kalewala XX, 340 (entsteht von den Händen der Jungfrau), Urquell VI, 141 (aus Adams Feigenblatt), Ralston, Songs 375 (ihre Mutter wohnt im Paradiese).
Zu S. 133 ff.:
Während einst der liebe Gott auf der Erde umherwandelte und die ganze Welt erschuf, nahm der Teufel die Gelegenheit wahr und stieg in den Himmel auf. Dort nahm er im »Stuhle« Platz und erschuf 1000 mal 1000 Geister.
Sobald Gott zurückkam, trieb er sie alle hinaus, und sie fielen wie ein Regen hinunter, in das Meer, auf Berge, Hügel, und sind seit der Zeit den Menschen zu Verwirrung gewesen.
Vgl. ferner: Der Urquell, N.F. II, 82 ff. (1898): Volkstümliches aus rutenischen Apokryphen von Iwan Franko = Ivan Franko, Apokrify i legendy z ukrainskich rukopysiw I, 326–28.
Zu S. 143, a:
Mit Lerchis-Puschkaitis übereinstimmend: Živaja Starina V, 434 (lettisch aus Rigas. Rākstu krājums II, 7 und III, 109 f.).
Zu S. 152, IV:
Der Wolf wird von den Lappen verabscheut, und in ihren alten Göttersagen lernt man, daß Perkel (der Teufel) ihn erschaffen habe und ihm Macht gegeben, geschwinder als andere Tiere zu laufen. Da Gott bemerkte, daß der Wolf den Menschen großen Schaden zufügen möchte, warf er einen Fichtenzweig nach ihm, der verwandelte sich in einen großen Schwanz, der ihn am zu eiligen Laufe hindert.
Zu S. 155, D: Eine russische Übersetzung der finnischen Sage steht in Živaja Starina V, 446. Vgl. ferner folgende Varianten:
a) Der Teufel war mit bei der Schöpfung des Pferdes. Es wurde von ihm zum Bösen gebildet, doch konnte er ihm nicht Leben einflößen: das mußte der liebe Gott nachher tun. Weil aber das Pferd auf diese Weise halbwegs vom Teufel seinen Ursprung hatte, bestimmte Gott, es solle der Menschen Sklave sein und daher ein armseligeres Leben haben als andere Tiere. Es trägt noch heute das Merkmal des Teufels. Den »Schwamm« an den hinteren Beinen nennen wir ja »Fandens Lillefinger« [des Teufels kleinen Finger]. Er hilft, an den kranken Zahn gelegt, gegen Zahnweh. Die Pferde sind ja schöne Tiere, der Teufel versteht wohl eine Figur zu bilden, doch müssen sie deshalb auch vieles leiden.
b) Als der liebe Gott das Pferd erschaffen wollte, ging er mit dem Teufel darüber zu Rate. Wo sollte man die Augen einsetzen? »Setze sie ein, wo du[341] willst!« sprach Gott. »So wollen wir sie in die Beine setzen, da sind sie dem Wege am nächsten und werden ihn immer finden können.« So geschah es, aber das Tier litt übel vom Staube, und Gott mußte dem Teufel zeigen, daß es ein schlechter Platz sei; weit besser wäre es, sie im Kopfe anzubringen. Das geschah, und Gott trieb zugeschnittene hölzerne Knaste in die Löcher an den Beinen, wo die Augen gesessen hatten, und dort sind sie noch zu finden, wie jedermann sehen kann.
c) Als der liebe Gott das Pferd schuf, war der Teufel mit dem Tiere unzufrieden und wollte es umgeschaffen haben. Da er aber seinen Willen nicht durchsetzen konnte, so spuckte er die Beine des Tieres an: die Male davon sieht man noch heute als hornähnliche Auswüchse.
Nach einer anderen Erzählung spuckte der Teufel das Pferd an, neidisch über den Nutzen, welchen die Menschen vom Tiere ziehen konnten.
Als Gott das Pferd erschaffen hatte, sollte der Böse ihm Augen geben; das wurde ihm erlaubt. Mittels einer Axt hieb er tiefe Scharten in die vorderen Beine des Pferdes, um einen bequemen Platz für die Augen zu finden. Gott ließ dies aber nicht zu. Die vernarbten Wunden sieht man noch immer.
Ferner wird erzählt, daß das Pferd vom Teufel erschaffen ist. Da er ihm nicht Leben zu geben vermochte, spuckte er es an.
Auch sagt man, daß der Böse, nachdem er gesehen hatte, ein wie schönes Tier das Pferd sei, sich von Gott die Erlaubnis erbat, auch ein solches Tier schaffen zu dürfen. Da es ihm nicht gelang, wurde er zornig und spuckte das Tier an.
d) Einst erlaubte Gott dem Bösen, ein Tier zu erschaffen, wie er es am liebsten hätte. Er fing an, ein Tier zu bilden, das größer und stärker als alle anderen Geschöpfe sein sollte. Sobald es fertig war, wollte er es rund umher in die Welt schicken, damit es alle Menschen töte. Eine Art von Tier erhielt er allerdings; es war ihm aber, auf welche Weise er es auch versuchte, unmöglich, es zu beleben. Zuletzt spuckte er es an, – auch umsonst; er mußte sein Werk verlassen, es blieb als ein großer Erdhügel liegen. Dies abscheuliche Geschöpf, das rund umher in der Welt hätte Menschen töten sollen, nahm Gott in seine Hand und erschuf daraus ein Pferd. Das gab er den Menschen zu ihrem Dienste. Wo aber der Teufel das Pferd angespuckt hatte, erhielt es harte, hörnerne Warzen, die es bis auf den heutigen Tag an der inneren Seite der Füße trägt.
e) Da der liebe Gott die Pferde schuf, wollte der Böse auch seine Meinung geltend machen. Er meinte, daß die Beine des Pferdes hörnern sein müßten, damit sie nicht so geschwind abgenutzt würden. Gott wollte aber die Pferde nicht steifbeinig machen, und so wurden nur die Hufe hörnern.
Zu S. 155, E, 1 und 2: Vgl. die russischen Übersetzungen in Živaja Starina V, 448. Ferner folgende Varianten:
a) Der Teufel hörte eines Tages, wie die Lerchen sangen. Es fiel ihm ein, ob er nicht imstande wäre, ähnliche Sänger zu schaffen. Es gelang ihm[342] nicht, sie wurden Frösche, die noch heute des Teufels Lerchen genannt werden.
Ein andermal wollte er es mit Enten versuchen, das mißlang ihm aber auch: statt Enten kamen »Vandhvirolere« [gyrini] zustande, kleine Käfer, die auf dem Wasser kreisen.
Einst saß der Heiland an einem Lehmgraben und bildete aus Lehm Vögelein. Sobald eins fertig war, warf er es in die Luft und rief: »Fliege jetzt, du kleine Lerche!« Es wurde lebendig und erhob sich singend in die Luft. Jetzt versuchte es der Teufel. Als er ein Vögelein gebildet hatte, warf er es in die Luft und rief: »Fliege jetzt, meine ›Lorke‹,« er konnte nicht, wie der Heiland, »Lærke« [Lerche] aussprechen. Fliegen konnte es aber nicht, es fiel in den Graben zurück – als eine Kröte. Seit der Zeit nennt man Frösche und Kröten des Teufels Lerchen.
b) Die Lumme [colymbus] ist vom Teufel erschaffen, sagt der Bauer. Als er den Vogel, wie er glaubte, fertig geschaffen hatte und dieser das Fliegen versuchen sollte, da entdeckte er, daß er die Beine vergessen hatte. Geschwind schleuderte er ihre Beine hinterher, und sie blieben an ihrem Hinterteil haften, wie wir noch heute sehen.
c) Eines Tages langte unser Heiland und St. Petrus an einem See an. Der Heiland nahm ein bißchen Erde und erschuf daraus allerlei Wasservögel und warf sie ins Wasser hinaus. St. Petrus stand dabei und sah es alles mit an. Zuletzt bat er um die Erlaubnis, auch einen Vogel zu machen. Ja, der Heiland gab ihm ein wenig Stoff und hieß ihn versuchen. St. Petrus ging an die Arbeit und klatschte einen Vogel zusammen, vergaß aber ganz, ihm Füße zu geben. Da der Vogel in den See hinauskam, deuchte es dem Herrn Sünde um ihn, er ergriff einen Stoff, bildete Füße und warf sie nach dem Vogel, eben als dieser im Begriff war, hinauszuschwimmen. Da blieben sie hängen, wo sie den Vogel trafen, nämlich am Schwanze, und daher kann die Lumme noch heutzutage nicht auf ihren Beinen gehen, sondern fliegt nur in der Luft und schwimmt nur im Wasser.
d) Als Gott mit St. Peter umherwanderte und die Vögel erschuf, teilte er ihnen ihre Glieder aus, eins nach dem andern, die Beine aber verwahrte er bis zuletzt. Alle waren damit zufrieden, nur die Lumme nicht: sie fürchtete, daß sie nichts erhalten würde, und um sicher zu sein, stahl sie ein Paar Beine und verbarg sie hinten unter ihren Flügeln. Als nun die Reihe an die Lumme kam, mußte sie sich zur Strafe mit den gestohlenen Beinen begnügen. Daher sitzen ihre Beine noch immer unter ihren Flügeln verborgen.
e) Einst waren der Heiland und St. Peter fischen gegangen, hatten Mittag gegessen, eine ganze Menge Grütze war übrig geblieben, und der Heiland rief alle die Vögel, die im Wasser schwammen. Sie kamen, fraßen, alle wurden satt, die Lumme ausgenommen. Sie wollte immer mehr, und da der Topf leer war, steckte sie ihren Kopf in St. Peters Mehlsack. Der Heiland erzürnte, ergriff den Sack und schlug mit ihm die Lumme über den Rücken, daß das Mehl[343] umherstob. Die Lumme stürzte mit einem Klaggeschrei ins Wasser, wie man sie noch heutzutage hören kann, ihr Kopf und Rücken wurden von Mehlstaub weiß.
f) Als Gott alle Tiere geschaffen hatte, wollte auch der Teufel welche schaffen, und da machte er sich daran, nahm ein Stück Ton und formte ein Wesen, das warf er in die Luft. Es flog davon und wurde die Fledermaus. Darum hat dies Geschöpf die Gestalt des Teufels, seines Schöpfers.
Zu S. 155, E (zum Anfang vgl. S. 240):
In der halben Stunde (!), welche der Teufel im Himmel verbrachte, schuf er zuerst Pferde, setzte aber die Augen an ihre Beine, da, wo noch kleine Knoten sind. Der liebe Gott mußte sie aber umschaffen, denn wenn sie durch Wasser gehen mußten, konnten sie ja die Augen dort nicht haben. Das nächste, was er erschuf, waren Kröten, die dicken, grauen Kröten, welche er Lerchen nannte. Als er zu Gott mit einer Kröte in der Hand kam, sprach er: »Da, siehst du meine Lerche?« – Dann rief er: »Fliege hoch in die Luft!« – »Nein, krieche langsam auf der Erde!« sagte Gott. Darum kriechen die Kröten so langsam.
Zu S. 156:
a) Zu der Zeit, da der Heiland umherwanderte und die ganze Welt nebst allen Menschen erschuf, war St. Peter dabei und sah sich die Sache an. Unter allem Volke, das der Heiland erschaffen, suchte aber St. Peter sich vergeblich eine Braut, die ihm gefiel. Da bat er den Heiland dringend um die Erlaubnis, sich aus einem Baume eine Braut zu hauen; alsdann möchte der Heiland sie beleben. Dies wurde ihm gewährt.
St. Peter fing nun mit den Füßen an und bildete sie so klein wie nur möglich. »Du hast ihr zu kleine Füße gegeben,« sprach der Heiland. »Sie wird aber um so längere Beine erhalten,« und er machte sie mit langen, langen Beinen. »Nein,« sprach der Heiland, »die Beine sind viel zu lang ausgefallen.« »Wohlan, ich werde einen kürzeren Leib machen,« und er machte den Leib ganz, ganz kurz. »Ihr Leib ist zu kurz geraten,« sprach der Heiland; »ja,« antwortete St. Peter, »so baue ich den Kopf um so größer.« Als sie am Ende fertig war und Leben erhalten hatte, war sie übel gesinnt und nach jeder Hinsicht eine Mißbildung. Doch das alles hätte wohl angehen können, wäre sie nicht so störrisch und eigenwillig gewesen.
[Hiermit verläuft die Erzählung in den Schwank von der Frau, die immer gegen den Strom wollte. Sie wird zum Schlusse wegen ihres störrischen und hitzigen Gemüts in eine Ameise verwandelt.]
b) St. Peter war mit allen Weibern unzufrieden und bat Gott um die Erlaubnis, sich eine Frau zu machen, wie sie ihm am besten gefiele. Es wurde ihm gewährt, und Gott wollte sie beleben.
Er fing also an; den Kopf machte er sehr groß, und Gott sprach zu ihm: »Den Kopf machst du zu groß.« »Ich werde den Hals aber kürzen,« und er machte einen kurzen Hals. »Der Hals ist zu kurz.« »Das bessere ich an[344] der Brust,« und er machte eine furchtbar lange, große Brust. »Die Brust ist zu lang.« »Ich werde es am Magen bessern,« und er machte einen kleinen, kurzen Magen. »Der Magen ist zu kurz!« – »Ich bessere es an den Schenkeln.« »Du machst die Schenkel zu lang.« »Ich bessere es an den Beinen,« und er machte die Beine ganz kurz. »Jetzt sind die Beine zu kurz.« »Das bessere ich an den Füßen,« und er machte ihr große, klumpige Füße.
Sie war dann von seiner Hand fertig, und er sprach zu Gott: »Jetzt mußt du ihr Leben einflößen,« und Gott tat es.
Sobald sie sich dann erhob, haschte sie nach St. Peter; der erschrak und lief weg.
Er rief zu Gott: »Herr, töte den Troll! [das Ungetüm].«
Zu S. 157:
Der Teufel verwandelt den Affen zum Neger.
Zu S. 158:
Da der Teufel sah, daß Gott einen Menschen erschaffen hatte, wollte er auch seine Kunst versuchen, und es gelang ihm ganz gut. Der erschaffene war aber nackt; das war nicht, wie es sein sollte. Der Teufel besaß jedoch ein Stück graues Tuch; in dessen Mitte schnitt er ein Loch, dann steckte er des Menschen Kopf hindurch, und das Tuch fiel über ihn als ein Mantel hinunter. Hierauf zeigte ihm der Teufel den Weg in die Stadt, da mußte er sich selber das Essen verschaffen. Alle versammelten sich um ihn, hatten nimmer einen Menschen mit Mantel gesehen. Es war Abend, und das Vieh wurde eben vom Felde heimgetrieben. Sobald der Dorfochs den Mann gewahr wurde, ging er auf ihn zu und sagte: »mu mu!« »Richtig,« entgegneten die Leute, »der Ochs kennt ihn, er muß ein Mönch [dänisch: Munk] sein!«
Zu S. 163:
a) Der »Sønderjyde« [Schleswiger] spricht spottend zu dem »Nörrejyde« [Jütländer]: »Weißt du, wie die Jütländer erschaffen wurden? – Bei uns zu Hause hatten wir eine gewaltige große Kuh, die sich nach Norden verlief. Eines Tages verlor sie etwas auf der Heide, und da die Sonne ein paar Tage darauf schien, fing etwas darinnen sich zu rühren an, es war der Jütländer. Er sprang auf und sprach: ›Hier bin ich, wo ist aber Süd2, wo Nord und wo mein Brotsack?‹ Daher liebt er das Vieh, es ist ja von seiner Verwandtschaft, und daher sucht er uns, weil seine Stammmutter eine unserer guten Kühe war.«
b) Als alle Völker erschaffen waren, fehlten die Schweden. Eines Tages aber wurde Moses gar zornig und schlug mit seinem Stabe so stark in einen Kuhfladen, daß eine menschenähnliche Gestalt daraus hervorsprang. Er, wie seine Nachkommen, sind immer andern Menschen im Wege.
[345] Zu S. 164, 5:
a) Gott hatte den Menschen erschaffen. Der Satan wurde neidisch und wollte auch seinerseits ein Geschöpf haben. Nahm Erde, formte einen Körper, blies ihn an – und ein Ziegenbock wurde daraus! Deswegen hat der Ziegenbock auch Hundsgestank, weil er ein Teufelsgeschöpf ist.
b) Als Gott das Schaf erschaffen hatte, sagte der Teufel: »Ich werde es besser machen.« Doch wie sehr er sich auch Mühe gab, beleben konnte er sein Geschöpf nicht. Gott sah seine fruchtlosen Anstrengungen, erbarmte sich seiner und blies dem Geschöpf die Seele eines Schafes ein. Auf diese Weise entstand die Ziege, und darum ist sie einerseits dem Teufel ähnlich, andererseits aber auch dem Schaf.
Zu S. 165:
Die Geiß und die Fledermaus sollen aus einem Haare des Teufels erschaffen worden sein.
Ebenso sind die Haare der Schlange von dem Bösen.
[Der Ausdruck ist undeutlich: des Teufels Haare – von dem Teufel erschaffen.]
Zu S. 168:
a) Man hat eine Erzählung betreffend die Erschaffung der Ameisen, wo es heißt, daß der Teufel sie kniff, wodurch sie ihren tief eingeschnittenen Leib erhielten.
b) Die Wespe hat Paulus geschaffen. Doch fand er auch das Mittel, den Stich zu heilen und so die Wirkung abzuschwächen.
Zu S. 172:
Wenn zwei Bogen am Himmel stehen, rührt der innere, schwächere, mit der umgekehrten Farbenreihe vom Teufel her.
Zu S. 177 (Sagen vom geprellten Teufel):
Kaum hatte sich der liebe Gott entschlossen, den Menschen zu erschaffen, als der Teufel eifersüchtig ihm Böses tun wollte. Der Teufel krümmte seinen Schwanz, suchte den Allmächtigen und bat ihn, er möge ihm die ungleich langen Enden der Finger überlassen, damit sie alle gleich lang würden. Gott versprach ihm, er könne die ungleich langen Enden der Finger behalten, wenn die Finger nicht einander gleich würden, sobald die Hand geballt würde. Hüten muß man sich, daß man die äußersten Knochen nicht verliere, wenn die Finger nicht gleichlang die Fläche der Hand erreichen. Da der Teufel entdeckte, daß er wenig Vorteil von der Erlaubnis Gottes erhielt, ersuchte er den Herrn um Erlaubnis, seine [des Menschen] Exkremente zu erhalten. Das wurde ihm bewilligt, sofern der Mensch nicht zurückschaute, wenn er seine Notdurft verrichtet hätte. Und das sagt man, daß die meisten rückwärts schauen. Da nun dies[346] dem Teufel nicht gelang, erbat er sich von Gott die Nägel, die die Menschen sich abschneiden. Die wurden ihm gegeben, d.h. alle die Nägel, die mit einem Schnitte entfernt würden. Aber alle die, welche in drei Stücke zerschnitten würden, sollte er nicht haben. Darum zerschneidet jedermann die abgeschnittenen Nägel in drei oder mehrere Stücke. Wenn das nicht geschieht, verwahrt der Teufel alle Nägel von einem Schnitte und stückt sie an, bis er genug hat, daß er sich Schuhe daraus fertigt.
Vgl. das Schiff Naglfar in der Edda und Snorra Edda, sowie die Schuhe des Asen Widar in der Snorra Edda. Naglfar ist das Schiff, dessen sich die Riesen zu ihrer letzten Heerfahrt gegen die Götter bedienen, »das größte, welches Muspells Söhne besitzen« (Gylfaginning 43), von Hrym (ebd. 51) oder Loki (Vǫluspǫ 50) gesteuert. Von ihm heißt es Gylfaginning 51 (Edda übers. von Gering S. 348):
Auch das Schiff Naglfar kommt los, das aus den Nägeln gestorbener Menschen verfertigt ist – und deshalb soll man niemand mit unbeschnittenen Nägeln sterben lassen, denn jeder, der das tut, fördert dadurch sehr die Vollendung des Schiffes Naglfar, von dem Götter und Menschen wünschen, daß es spät fertig werde.
Über Widar berichtet Gylfaginning 51:
[Nachdem der Fenriswolf im letzten Kampfe Odin verschlungen hat] eilt Widar [Odins Sohn] herbei und tritt mit einem Fuße dem Wolfe in den Unterkiefer. Er besitzt nämlich den Schuh, zu dem das Leder alle Zeit zuvor gesammelt ist, und zwar aus den Flicken, die die Menschen vor den Zehen und an der Ferse aus ihren Schuhen schneiden. [Die Schuhe wurden aus einem einzigen Stück Leder angefertigt.] Und darum soll ein jeder, der gewillt ist, den Asen zu Hilfe zu kommen, diese Flicken fortwerfen.
Zu S. 177 ff.:
a) Einst fand ein Mann eine Schachtel am Wege; er öffnete sie, und der Teufel sprang heraus. Er zwang ihn, entweder in die Schachtel zurückzuspringen oder binnen einiger Minuten den Wind aus der ganzen Welt zu sammeln. Er fuhr geschwind durch die vier Weltteile, da war aber die Zeit hin, und er mußte wieder in die Schachtel und hatte den fünften Teil der Welt nicht erreicht. Daher ist die Erde nicht flach, dort aber, wo der Teufel den Wind legte (!), sind die Hügel gekommen.
b) Zwei lettische Märchen von Gott und dem geprellten Teufel (aus der Hands. von Brivzemniaks mitget. v. Wissendorf) enthält die Zeitschrift Živaja Starina V, 84 ff. (1895):
I. Einstmals, in alten Zeiten, säte Gott zusammen mit dem Teufel Schnittkohl. Nach der Aussaat stellte Gott dem Teufel frei, zu wählen, was er wolle: den unteren oder den oberen Teil. Der Teufel wünschte den oberen. Gut! – Gott gab dem Teufel die Blätter, aber er selbst fing an, den Schnittkohl zu essen. Als der Teufel sah, mit welchem Appetit Gott den Schnittkohl verspeiste, bat er ihn von seinem Teil versuchen zu lassen. Der Teufel fand den[347] Schnittkohl sehr schmackhaft, und in der Absicht, ihn mit List zu gewinnen, sagte er: »Laß uns auf den Schnittkohl wetten, daß ich imstande sein werde, dich zu erschrecken.«
»Gut – warum nicht!« antwortete der Herr. Der Teufel entfernte sich vom Feuer, das sie im Walde angezündet hatten, um den Schnittkohl zu braten, und verursachte einen so starken Wind, daß der ganze Wald anfing zu krachen.
Nach einiger Zeit kehrte der Teufel zum Feuer zurück und sieht Gott in aller Ruhe dasitzen. »Hast du dich denn gar nicht erschrocken?« fragte er. – »Weswegen sollte ich mich erschrocken haben? Glaubst du, ich hätte noch keinen Wind gesehen?« Da sagte der Teufel: »Wenn ich mich jetzt auch vor dir nicht erschrecken werde, so mußt du mir deinen Schnittkohl abgeben, und ich überlasse dir die Blätter.« – Der Herr war einverstanden. Und während der Teufel nach dem Schnittkohl auf das Feld ging, befestigte Gott an einem großen Baum zwei trockene Bretter aus Tannenholz so, daß sie im Winde aneinander schlugen, und ging selbst zum Feuer.
Ein wenig später kam der Teufel zum Feuer und hörte, wie in den Wipfeln der Bäume etwas: plarksch, plarksch, tack, tack! mit solcher Gewalt machte, daß der ganze Wald erdröhnte.
Der Teufel erschrak furchtbar und flüchtete von dannen.
Als Gott zum Feuer kam, war kein Teufel mehr da. Diesen erblickte aber ein Schwarzspecht, und da er wußte, was den Teufel so erschreckt hatte, begann er mit seinem Schnabel auf einen trockenen Baum zu hacken und erschreckte damit den Teufel so, daß er aus dem Walde lief und von nun ab sich dort nicht mehr zeigte. – Und noch heute behütet der Schwarzspecht auf dieselbe Weise den Wald vor dem Teufel.
Ebd. S. 85:
II. Ein andermal säten Gott und der Teufel Roggen. Gott läßt den Teufel wählen. Dieser erinnert sich des Schnittkohls und beschließt, das zu nehmen, was unter der Erde ist. – Gott schneidet die Ähren ab, drischt den Roggen aus, mahlt ihn auf einer Handmühle und backt sich Brot. Der Teufel sammelte sein Stroh und dachte anfänglich, diesmal das Richtige getroffen zu haben, doch als er das Essen versuchte, konnte er es nicht zerkauen. Der Arme war wieder neidisch auf Gott und schlug ihm einen Wettkampf vor: wer den anderen mit einem Pfahl durchbohren würde. Der Teufel schmiedete sich eine große lange Stange und dachte: »Nun werde ich Gott erstechen!«
Gott aber ging in einen Hain und schnitt sich einen gabelförmigen Zweig ab.
Der Teufel bestimmte, daß durch einen Zaun hindurch gestochen werden müsse. Gott war einverstanden. Aber als der Teufel den Stock mit zwei Spitzen sah, dachte er bei sich: »Der muß doch viel besser sein.« Und darum sprach er zu Gott: »Laß uns tauschen!« Sie taten es. – Jetzt begann der Teufel durch den Zaun zu stechen, doch der gabelförmige Stock blieb stets im Zaun stecken, und auf keine Weise war Gott beizukommen. Doch als der Herr seine Stange in den Zaun stieß, durchbohrte er ihn, und die Spitze drang dem Teufel in den Leib. Mit Mühe gelang es ihm, halbtot zu entweichen.
Seit der Zeit arbeitete der Teufel niemals mehr mit Gott zusammen, sondern stets nur auf eigene Faust.[348]
Zu S. 178:
Einst hatte Gott dem Teufel versprochen, er dürfe auf der Erde regieren, wenn kein Laub auf den Bäumen zu finden sei. Damit er aber nicht zuviel Gewalt erhalte, richtete er es ein, daß die kleinen Buchen den ganzen Winter hindurch ihre Blätter behalten.
Der liebe Gott hatte einmal einen Streit mit dem Teu fel; sie konnten sich nicht darüber einigen, wann und wie ein jeder regieren sollte. Zuletzt wurden sie des einig, daß Gott im Himmel die Herrschaft haben sollte, solange Laub auf den Bäumen zu sehen sei; wenn aber das letzte Blatt abfalle, stehe es dem Teufel zu, sein Spiel zu treiben. Damit aber der böse Feind nicht zu toll seine Macht mißbrauche, hat der liebe Gott es so eingerichtet, daß immer einige welke Blätter an den Ästen sich vorfinden.
Zu S. 179:
a) Ein Gutsbesitzer auf Fünen hatte sich unter der Bedingung dem Teufel zu eigen verschrieben, wenn kein grüner Baum im Garten sich fände. Er pflanzte aber sofort einen Taxusbaum im Garten, und auf diese Weise wurde der Teufel betrogen ...
b) Ein Bauer hatte sich dem Teufel versprochen, wenn alle Blätter von den Bäumen gefallen waren. Da der Teufel erschien, um ihn abzuholen, zeigte der Bauer immer auf irgend einen Baum des Waldes, der Blätter, obschon welke, trug, und so ging es jeden Winter. Der Teufel konnte ihn nimmer erhalten.
Zu S. 193 Anm.:
1. Zwei Männer trafen in einem Wirtshause zusammen, bestellten einen Speckpfannkuchen, wurden des einig, daß, wer am leichtesten drei Baumnamen nennen könne, den Kuchen essen dürfe, während der andere ihn bezahlte. Der erste sprach: »Eg (quercus), Bøg (fagus), Bæverasp (popul. tremula),« der andere: » El (alnus), Pil (salix), vie (salix cinerea v. capraea),« damit griff er den Kuchen.
2. Teufel und Bauer stritten, wer am geschwindesten drei Baumnamen nennen könne: Teufel: Eg, bøg, bæverasp! Bauer: El, Pil, Vie!
3. Ane Søe, Frau eines Ritterguts, wettete mit dem Teufel. Teufel: Eg, Bøg, Birk (betula); Sie: El, Pil, Vie!
4. Teufel und des Pfarrers Hirtenknabe; Teufel: Eg, Bøg, Esk (fraxinus); Hirte: El, Pil, Vie!
5. Zwei Männer, A.: dieselben Baumnamen; B.: Sille (s. capraea), Pille, Vie! ebd. 59, 74.
[349] 6. Drei Personen, A.: El, Bøg, Birk! B.: Birk, El, Tora (cratagus)! C: Sille, Pille, Vie!
7. Bär und Fuchs, Bär mit einem fetten Schweine, Fuchs mit einem Hummelnest. Wetten, wer zuerst drei Baumnamen sage, – Fuchs dürfe am Specke beißen, Bär einmal vom Honig saugen. B.: Toll, Furu, Tyri! – sind aber nur Namen eines Baumes, der Kiefer. F.: Ask (fraxinus), Or (ribes alpinum), Eik (quercus)! Fuchs gewinnt, verleitet den Bären, in ein Wespennest zu greifen.
8. Bauer, Teufel: B.: Ek, AI (alnus), Äsp (p. tremula)! T.: Tall, Tørr, Sur! Das war aber nur eine Baumart, der Bauer behielt seine Seele.
9. »Gönge« [der im Walde wohnt] und Slättbo [der auf der flachen waldlosen Ebene wohnt] wetten. G.: »oina birk, oina fer (pinus), oina gran (abies)l« Sl.: »Hylle (sam bucus), pie, vie!«
10. Karin [Katrine] und Teufel. Karin: Asp, al, ek! Teufel: Furu (pinus), tall (abies), tre (Baum).
Dieselbe Geschichte auch von Gott und Teufel erzählt.
11. »Asp, al, eik!« – »Tall, furu, trä!«
12. Bär: »Tallträ, furustock!« Fuchs: »Asp, alen, ek!«
13. Häusler: »Ek, al, ask!« Teufel: »Tall, furu, torrstock!«
14. Bauer und Teufel. T.: »Talle, tyre, flågbrånn!« Verschiedene Namen vom Holze der abies. B.: »Ek, al, asp!«
15. Bauer, Teufel. B.: »Ek, al, ask!« T.: »Tall, furu, träd!« Der Bauer behielt seine Seele.
16. Krohn, Bär und Fuchs 65. Kuhn, Westph. S. II, 224, 4. Mélusine IV, 451 (Auvergne).
Zu S. 195:
1. Im Anschluß an die Sage von Wurzel und Halm überläßt, wie gewöhnlich, der Bauer dem »Bergmann« zu wählen. Dieser spricht: »Diesmal wollen wir nicht wählen. Wer dem andern einige wunderliche Tiere, die er nicht kennt, zeigt, kann das Ganze behalten.« Der Bauer ging darauf ein, und nach Beendigung der Buchweizenernte sollten sie am bestimmten Tage mit den Tieren erscheinen. Der »Bergmann« hatte 2 Geißböcke, die er vor einen kleinen Wagen anspannte, und vor sich murmelnd sprach er: »Ho ho, die wird er nicht kennen, ich werde das Getreide (Weizen) allein erhalten.« Der Bauer fragte seine Frau: »Was ist zu tun? Diesmal werde ich wohl vom Bergmanne betrogen: ich habe keine Tiere, die er nicht kennen wird. Ich muß dich und das Dienstmädchen vorspannen, ihr müßt auf allen vieren gehen, um Tieren ähnlich zu werden, und ihr müßt[350] rücklings gehen, mit den Aftern vorweg.« Beide, Frau und Mädchen, waren natürlich unzufrieden, da half aber keine Einrede, sie mußten. Er verschafft ihnen einen Kinderwagen, und sie kriechen vorwärts, so gut es geht.
Der Bergmann erscheint. »Wunderlich schleppt er sich heute fort,« spricht er bei sich selbst. Er war ja aber nicht verzagt und geht also zum Bauer:
»Kennst du meine Tiere?« – »Jawohl,« antwortete der Bauer, »das sind Geißböcke! Kennst du aber die meinigen?« – »Das glaube ich wohl.« Da er sie aber richtig sah, sprach er: »Nein, nimmer in meinem Leben sah ich solche; was sind sie denn?« »Ja, das sind meine,« sprach der Bauer. »Aha, es scheint mir, als hätten sie Köpfe an jedem Ende,« spricht er, geht rund um sie, streichelt ihnen die Hinteren, er wußte nicht besser, als daß es ihre Köpfe wären. Der Bergmann kannte sie nicht, der Bauer behielt den ganzen Besitz, und der Bergmann ward so zornig, daß er die Gegend verließ. [Bergmann ist dänisch = Unterirdisch.]
2. Der Bergmann spricht: Wer mit dem schönsten Fuhrwerk erscheine, solle das Ganze behalten. Da der Hafer geerntet war, erschien der Bergmann mit einem Holzschuh mit Vorgespann von zwei Mäusen. Der Bauer kam mit Frau und Dienstmädchen splitternackt vor einem Kinderwagen. »Du hast mich zweimal betrogen,« sprach er, »solche Tiere sah ich nimmer. Sie sind fett und wohl gewartet, tragen nirgends keine Haare. Lebe wohl, ich will mit dir nicht mehr teilen.« Der Bauer behielt alles.
3. Einst hatte der Teufel mit einem Bauern um seine Seele gewettet und einen Scheffel Geld; derjenige, der die merkwürdigsten Zugtiere zeigen könne, solle gewinnen. Der Teufel kam mit Elstern gefahren, der Bauer mit Frau und Dienstmädchen. Er hatte ihnen aber zuerst die Kleider über den Kopf gezogen und sie dort festgebunden. Und der Bauer gewann.
4. Pitrè, Archivio XVI, 283, IV (Calabrien). Vgl. Wolf, Niederl. Sagen, S. 559. Weinh. Zs. f. Volksk. VIII, 266, Anm. 2.
Zu S. 197, 2.
Die Fledermaus ist aus einer gewöhnlichen Maus entstanden, die am heiligen Osterkuchen geknabbert hat.
Zu S. 199:
»Fandens Ridehest« = des Teufels Reitpferd, siehe sub verbo bei Feilberg Jysk Ordb. Der Name ist allbekannt, eine Legende davon kennt F. nicht.
Zu S. 203:
»Die Mönche erzählten dem Volke, daß ein böser Geist die Wurzel der Scabiosa arvensis vel succisa (Djævelsbid) abgebissen habe, weil er dieselbe den Menschen nicht gönnte.« Mehr erfährt man durch eine schriftliche Mitteilung von einem Bauer in Süd-Dalarne so lautend: Man erzählt, daß diese Wurzel von den Alten dazu benutzt wurde, den Teufel zu verjagen. Daher soll er die[351] Hauptwurzel abgebissen haben, weil er darüber erbost war, weshalb die Wurzel den Namen »Djefoulens afbett« erhielt.
Zu S. 206, Kap. 5 ff.:
J. Dreyfus, Adam und Eva nach. Auffassung des Midrasch. Straßb. Diss. 1894. Aug. Wünsche, Schöpfung und Sündenfall. (Ex oriente lux II, Heft 4, 1906.)
Zu S. 208:
»Hugorm« – Kreuzotter (vipera berus) war des Teufels Gestalt im Paradiese.
Zu S. 216:
Man glaubt, daß der Wurm (= die Kreuzotter) Füße habe, er verbirgt sie aber, damit er nicht zu arbeiten brauche. Wenn man ihn mit Reisern stößt, wird er sie zeigen.
Zu S. 211:
Der Teufel hat Eva zweimal und unter zwei Gestalten verführt. Beim erstenmal verwandelte er sich in einen Frosch, das andere Mal aber in eine Schlange. Und so hat sich die Sache zugetragen: es ging einmal im Paradiese der Erzengel Michael mit seinem Stab umher und sah, daß Eva schläft und dicht neben ihrem Ohr der »skareda«3 sitzt (so nennt man den Frosch). »Von wo mag der Frosch dahin gelangt sein?« dachte der Erzengel; »wie ist er wohl in das Paradies gekommen?« Er trat hinzu und berührte ihn mit dem Stab, und plötzlich war der Frosch verschwunden, aber vor ihm erschien der Satan selbst und war zum Zweikampf mit dem Erzengel bereit. – Nun, diesmal kam der Satan noch irgendwie davon; – aber als er draußen war, warf er sich ins Meer, und in dieses mündete der Fluß des Paradieses, und auf dem drang er ins Paradies, und diesmal gelang es ihm, Adams Weib zu verführen.
Zu S. 212:
Die Frucht, die Eva im Paradiese gepflückt hat, war von einem Quittenbaum, und Adam konnte sie, des herben Geschmackes wegen, nicht hinunter bekommen. Daher haben nun alle Männer, als rechte Söhne Adams, noch den Knoten davon an der Kehle, was man gewöhnlich Adamsapfel nennt.
Zu S. 240:
Da Gott das Pferd schuf, wurde der Teufel neidisch, es war ja ein edles und schönes Tier, das dem Menschen nützlich werden konnte, das konnte er[352] nicht ertragen. Der liebe Gott war eben im Begriff, die Augen zu bilden, da ging der Teufel zu ihm und sprach: »Die Augen sind schlecht angebracht; es ist besser, sie hierher zu setzen.« Zugleich machte er ein tiefes Merkmal an beiden Beinen des Tieres, an der inneren Seite. Damit aber jedwedes Zeichen von des Teufels Fingern getilgt würde, ließ Gott an beiden Stellen Horn auswachsen.
Auf die trockenen Knoten an den hinteren Beinen des Pferdes hat der Teufel seinen Finger gelegt. Daher ißt man Pferdefleisch nicht.
Zu S. 242, b:
Ich kann mich nicht mehr recht darauf besinnen, wofür Adam dem Teufel eine Karte für sich und das ganze Menschengeschlecht gegeben hat! für sein Weib oder für die Erde? Einige sagen, daß es für das Weib geschehen sei, als es krank war und vom Teufel geheilt wurde, andere aber meinen, daß sich die Sache so verhalten hat: Einstmals pflügte Adam, und da tritt der Teufel auf ihn zu und spricht: »Adam, ich werde dir nicht erlauben, die Erde zu pflügen, wenn du nicht für dich und deine Nachkommen auf die Abmachung eingehst, daß der Mensch, solange er lebe – Gottes sei, nach dem Tode aber – mir gehöre.« – »Warum denn so?« fragt Adam. – »Darum, weil nicht die ganze Erde Gott gehört: wohl die eine Hälfte, die andere aber mir.« – Adam untersuchte die Sache nicht genauer und gab dem Teufel den Vertrag, damit der ihm nicht den Acker wegnehme. Und dann lief der Teufel mit Adams Karte davon und versteckte sie unter einem Stein im Jordanfluß, damit niemand sie finde und Adam mit den Menschen sie ihm nicht wegnehme. Seit der Zeit mußten Adam und alle Menschen bis Christus in die Hölle unter die Gewalt des Teufels. Gut. Christus ward geboren und kam zum Jordanfluß, sich taufen zu lassen. Und der Herr stellte sich auf denselben Stein, unter dem Adams Karte lag. Der Stein verschob sich von seinem Platz, und die Karte kam unter die Füße des Herrn zu liegen, aber dabei wurde der ganze Vertrag ausgelöscht, und die Karte wurde vernichtet. Und umsonst hielt der Teufel Adam mit den Menschen in der Hölle zurück, und Gott der Herr kam in die Hölle und führte Adam mit seinem ganzen Geschlecht heraus. – Und geschrieben hat Adam seinen Vertrag mit Blut, damals gab es noch keine Tinte.
Zu S. 243:
a) Bei Radloff I, 185 heißt es in einem Lied der Teleuten vom Weltende:
»Der Mensch wird eine Spanne lang werden, Der Mann wird einen Daumen lang sein.«
b) Die Votjaken erzählen, daß die ersten Menschen Riesen waren, für die unser Wald dasselbe war, wie für uns das Gras. Sie lebten 150–200 Jahre, trugen im Winter keine Pelze und Filzstiefel, sondern gingen im bloßen Hemd und in Bastschuhen.
In derselben Zeit lebten auch winzige Menschen, klei ner als wir, ihrer waren zwölf nötig, um einen Hammel zu schlachten. Ein Riese steckte sich welche von ihnen einst in die Tasche und brachte sie seiner Mutter. »Wir werden nicht länger mehr auf der Erde leben,« sagte er, »aber hier diese kleinen[353] Leute werden an unserer Stelle sie bewohnen.« – So ist es auch geschehen, fügte der Erzähler hinzu, wir sind jetzt viel kleiner als die ersten Menschen, nach uns aber werden die Menschen noch viel kleiner sein.
Zu S. 246:
Die gefallenen Engel wurden durch ihren Fall in Seen, Wälder, Häuser, das Meer usw. Kobolde, Unterirdische und allerlei Naturgeister.
Zu S. 246:
Adam hatte zuerst eine Frau, Lillis genannt. Sie konnte sowohl schwimmen als fliegen, und wenn sie Kinder gebar, erhielt sie immer auf einmal eine halbe Stiege. Alle die waren »Ellefolk« und waren überaus klein. Ihren Namen erhielten sie nach dem Namen ihrer Mutter, sie hatte ja die vielen l- in ihrem Namen. Die Alten erzählten, daß der liebe Gott zunächst zwei Menschen auf einmal erschuf, er wurde aber der Lillis überdrüssig und erschuf dann zum andern Mal Eva, wie in der Bibel erzählt wird.
Vor Eva hatte Adam eine Frau, Lucia. Auf irgend eine Weise aber wurde sie ihm mißfällig; deshalb wurde seine Ehe mit ihr gelöst, und sie nebst ihrer Nachkommenschaft wurden von Gott dazu verurteilt, daß sie unsichtbar wurden. In der Schrift wird gesagt, daß Kain nach einem fremden Land zog, wo er sich eine Frau nahm. Die war aber aus diesem Geschlechte, und von seiner Nachkommenschaft, welche vier Ellen unter der Oberfläche der Erde wohnt, stammen die »Vättar«4 her. Man sagt, daß Lucifers5 Verwandtschaft noch lebe und auf Erlösung harre.
Einmal besuchte der allmächtige Gott Adam und Eva, sie empfingen ihn freundlich, zeigten ihm alles, was sie im Hause hatten, auch zeigten sie ihm ihre Kinder, die ihm alle wohlbegabt erschienen. Er fragte Eva, ob sie sonst keine Kinder habe als die, welche sie ihm gezeigt hatte. Das verneinte sie[354] Die Sache war nämlich, daß es ihr nicht gelungen war, einige von den Kindern reinzuwaschen, und sie schämte sich, Gott die ungewaschenen sehen zu lassen, weshalb sie dieselben beiseite schob. Das wußte aber Gott und sprach: »Das, was mir verborgen wurde, soll den Menschen verborgen (hulið) sein.« Diese Kinder wurden nun den Menschen unsichtbar, wohnten in Wäldern und Heiden, in Klippen und Steinen. Von ihnen stammen die Alben [Huldufolk], die Menschen aber stammen von den Kindern, die Eva Gott zeigte. Menschen können nimmer die Alben sehen, wenn die Alben es nicht wollen. Sie können Menschen sehen und erlauben, daß sie von Menschen gesehen werden.
Votjakensage: Ein Weib hat 7 Kinder auf einmal geboren, alle von der Größe einer Faust. Eines wirft sie in den Wald, ein anderes in den Fluß, ein drittes in den See usw. Alle wurden zu unreinen Geistern. Den Knaben im Walde zog ein Hase auf, dabei wurde er aber zu einem Bären. Darum hat der Bär auch Brüste wie ein Mensch und einen kurzen Schwanz; wenn man ihm aber das Fell abziehen würde, so wäre er ganz wie ein Mensch.
Zu S. 248:
a) Als Eva aus dem Paradies gejagt wurde, freute sich die Schlange, da sie bösen Sinnes war. Dann sagte sie: »Ich werde dir ein Andenken geben, auf daß du diesen Platz nicht zu schnell vergißt!« Und da spuckte sie eine Unmenge Wasser, heißes, kochendes Wasser aus dem Rachen hinter Eva her, damit sie darin ertrinken sollte. Aber Eva hatte der Erde Gutes getan, und so kam ihr diese schnell zu Hilfe, indem sie das kochende Wasser schnell aufsog. Dieses konnte daher nur bis an Evas Fersen reichen, und nur sie wurden verbrüht. Seitdem haben die Fersen eine schwielige Haut. – Das heiße Wasser aber lief dann im Erdinnern zu einem Meere zusammen, und wenn man tief gräbt, kann man's finden. Das Wasser der Zisternen ist deshalb auch wärmer als das gewöhnliche Wasser.
b) Als Adam und Eva aus dem Paradies gejagt wurden, mußten sie arbeiten, um zu essen. Aber Adam war wenig geschickt, und Eva war ebenfalls nicht sehr anstellig. So stritten sie manchmal miteinander, und keines wollte sich Schuld beimessen lassen. Eines Tages nun gewahrte Adam einen Sumpfgeier, der eifrig kleinen Vögeln nachstellte, um sie dann wegzuschaffen. Vorerst aber verzehr te er stets eine Menge fetter Mücken oder auch etwas vom Vogelfang. Und dabei war er stets vergnügt. Darüber wunderte sich Adam und fragte ihn, wohin er die Vögel schaffe. Da sagte der Vogel: »Ich hole sie für mein Weib ein! Früher flogen wir alle beide aus, und da hatten wir stets Streit, da ich nie etwas von der Beute vorwegnehmen durfte, mein Weib aber selten etwas Richtiges mit nach Hause brachte. So verständigten wir uns, daß ich den Fang übernehme, sie aber zu Hause bleiben solle! Und seitdem werden wir beide satt!« Da freute sich Adam und sagte: »Du hast mir diesen Rat gegeben, und darum sollst du von nun an Bu-Adam (Vater Adams) heißen!« – Dann ging er heim, und von der Zeit an kümmerte er sich allein um das Essen, während Eva die Hausarbeit verrichtete. Seitdem gehört die Frau ins Haus, der Mann an den Pflug.
[355] c) Felsen und Steine waren anfänglich weich. Einst wollte Adam hauen und ergriff einen großen Stein, um ihn als Hauklotz zu benützen. Da sprach Eva: »Hüte dich, zerhaue die Axt nicht an dem Stein!« Seit der Zeit wurde der Stein hart.
Zu S. 254:
Über Kain als Nachtjäger s. Bosquet, Normandie Romanesque, S. 65.
Zu S. 258:
Gott zeichnete den Umriß des Menschen auf die Erde und befahl ihm, aufzustehen; der Mensch stand auf und ging (Mordvinen). Der erste Mensch hieß Abraham (Votjaken), und als er einstmals im Boot fuhr, sagte er zu seiner Trau: »Setz dich, Frau.« Die tat es auf seine Aufforderung hin nicht, da erzürnte er und sagte: »Setz dich, Teufel.« Augenblicklich erschien der Schaitan, und seit der Zeit lernte der Mensch den Teufel kennen.
Zu S. 263:
Als sich der Teufel wider Gott empörte und ihm gleich sein wollte, verbannte ihn Gottes allmächtiges Wort auf die Erde. Hierbei sagte der Herr, daß er den Teufel überall, wo er sich auch verstecken möge, finden würde. »Dann verstecke ich mich in einem Baum,« sagte der Teufel in seiner unsinnigen Verblendung. – »Und ich werde dich mitsamt dem Baume zerschmettern,« erwiderte der Allmächtige. – »Dann verberge ich mich in einem Fisch oder einem anderen Tier,« vermaß sich der Teufel zu antworten. – »Ich finde dich auch im Wasser wie auf dem Trockenen und zerschmettere mit dir den Fisch und das Tier,« sagte der Herr. – »Aber dann verstecke ich mich im Menschen!« – »Auch im Menschen werde ich deiner nicht verschonen!« –
Da schwieg der Teufel, und von der Zeit an versucht er sich vor Gott zu retten, sobald sich Gewitterwolken am Himmel zeigen, und verbirgt sich in einem Baum, im Wasser, in einem Tier oder im Menschen. Dem letzteren, wenn er unschuldig in Mitleidenschaft gezogen und vom Blitz getötet worden ist, schenkt Gott das ewige Himmelreich.
Zu S. 281 und 282: Vgl. Živaja Starina V, 434 (übereinstimmende lettische Sage aus Latv. Taut. pasak. I, Nr. 166). Ebd. 435 (aus Rigas. Rākstu krājums III, 109) lettische Sage mit folgender Abweichung:
Alle Tiere zitterten in Erwartung des Urteils der Mücke, nur die Schlange leckte sich die Lippen in der Hoffnung auf einen guten Braten. Die Schwalbe hielt sich in der Nähe der Mücke, um diese, wenn nötig, in ihrer Rede zu unterbrechen und sich selbst und ihre Freunde vor allem Unheil zu bewahren. Als alle beisammen waren und Stille herrschte, wurde der Mücke befohlen, Bericht abzustatten. Sogleich rief die Mücke aus: »Der Mensch hat das wohlschmeckendste Fleisch!« Zum Glück verwirrte sich dabei die Zunge der Mücke, so daß niemand außer der Schwalbe und dem Menschen sie verstand. [Die Schwalbe reißt dann, unter dem Vorwande, einen Splitter auszuziehen, der Mücke die Zunge aus.] Diese ward stumm und konnte nicht mehr sprechen, sondern schrie[356] fortwährend »Vai, vai, vai!« Die Schlange mochte fragen, soviel sie wollte: »Wer? Wer hat das schönste Fleisch?« – Die Mücke gab ihr keine Antwort. Da sagte die Schwalbe zur Schlange: »Der Frosch, der Frosch, der Frosch hat das wohlschmeckendste Fleisch!« (Vardei, vardei, vardei visgardaka gala.) Auf diese Weise wurde der Frosch zum Fraß der Schlange bestimmt, der Mensch aber dank der List der Schwalbe gerettet.
Zu S. 287:
a) Alle wissen ja, daß der von Noah ausgeschickte Rabe nicht zurückkehrte. Die Sache war die, daß er einen gescheiterten Walfisch antraf. Er fing gleich an, von ihm zu essen, und blieb dort, bis ihn Noah fand und entdeckte, was er vorhatte. Noah erzürnte und sprach über den Raben den Fluch aus, daß er in aller Zukunft nimmer an der Küste weilen dürfte, wo ein Walfisch tot eintreibt. Darum wird er dort niemals gesehen.
b) Reinhold Köhler, Kl. Schr. I, 3 (= Ztschr. f. dt. Myth. III, 408, 1855):
Aus Buttstädt (im Großherzogt. Sachsen-Weimar) hat mir ein älterer Freund als eine in seiner Jugend verbreitete Volksansicht erzählt, daß die Raben im Brachmonat ihre Schnäbel immer vor Durst aufsperren, aber nicht trinken können – zur Strafe für den Ungehorsam jenes Raben, den Noah ausschickte und der nicht zurückkehrte. Bei den Griechen war in ähnlicher Weise der Durst eine von Apollon den Raben deshalb verhängte Strafe, weil einer, um Wasser ausgeschickt, auf einer Wiese zu lange ver weilt hatte. Vgl. Aelian, Hist. anim. 1, 47 und Prantls schönen Aufsatz: »Einige Reste des Tierepos bei den Sammelschriftstellern und Naturhistorikern des späteren Altertums« im Philologus VII, 70.
Zu S. 292 f.:
An einer Stelle auf dem höchsten Teile von Kunoy (Færör) liegt ein Brett von Noahs Arche; Muscheln und Seeschnecken sind auf ihm angewachsen. Wenn sich Leute im Nebel hier im Gebirge verirrt haben, so sollen sie zu demselben gekommen sein, aber keiner hat es gefunden, der ausgefahren ist, es zu suchen.
Vgl. Winther, Færöernes Oltidshistorie (Köbenhavn 1875), S. 10, wo die Sage berichtet wird, daß ein Stück von der Arche Noahs auf der höchsten Spitze des sogen. Kúdungafjall auf der Konø sich findet. Es heißt, daß jemand einst von diesem Wracke etwas wegnehmen wollte; da er aber beim Hinabgehen das Bein brach, so hat niemand mehr hinaufzugehen gewagt. Ebd. S. 11, Anm. 2 kommt statt des Brettes ein Baumstamm vor, aus dem Blut fließt, wenn man ihn schneidet.
Zu S. 318:
Die Seehunde sind zuerst von Menschen gekommen, welche sich selbst hinabgestürzt und in der See ertränkt haben. Einmal in jedem Jahre, in der Epiphaniasnacht, ist es ihnen gegönnt, aus dem Balg zu schlüpfen. Dann vergnügen sie sich am Strande mit Tanz und Spiel.
1 sobaka, russ. = Hund.
2 Anspielung auf die hier gewöhnliche Sitte, immer die Lage einer Sache, eines Platzes nach den Himmelsgegenden anzugeben; man sagt selten links, rechts.
3 skareda, russ. = der schmutzige Geizhals.
4 = Elben.
5 Volksetymologie aus Lucia; »alle die verschiedenen bösen Elben (›Ovättar‹) nennt man ›Odenstyg‹ [Odins Zeug] d.h. des Teufels, Satans Gefolge« ... »allerlei Spukgeister werden noch vom Volke Lussefers Anhang genannt.« Cavallius, Wärend I, 228, 243.
Buchempfehlung
Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.
32 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro