C. Unterlassene Zahlung.

[130] 22. Sage der malayisch redenden Bevölkerung von West-Borneo.


In der Nähe und an den Ufern der Flüsse ertönt häufig der Gesang oder vielmehr das Geschrei eines Vogels, das nicht auffallt durch Schönheit, sondern durch die Glut und die Kraft der Stimme. Das ist der Kritjauwai. Zornig schilt er auf die Schildkröte, der er in uralten Zeiten die Schildplatte geliefert. Sie ist ihm aber noch immer den Preis schuldig. Darum fordert er sie jeden Tag zur Bezahlung auf, doch jeden Tag verschiebt sie diese, und der Vogel überhäuft sie mit einer Flut von Schimpfwörtern.


  • Literatur: T.J. Bezemer, Volksdichtung aus Indonesien, S. 136.

23. Aus Togo.


Ich war da, der Kolibri war da, der Leopard und die Antilope waren da; der Leopard, ein Schlauer ist er, und er hatte einen großen Stuhl geschnitzt. Niemand konnte ihn kaufen. Der Kolibri wollte ihn kaufen, und er kaufte ihn und sagte: »An dem Tage, da sein Fuß die Erde berühren werde, da werde er bezahlen.« Der Leopard suchte lange die Schuld einzutreiben, bis er ermüdete. Das ärgerte ihn, und er wurde jetzt ganz wild. Der Kolibri sagte, die Antilope sei seines Vaters Sklavin, die gebe er ihm jetzt zur Bezahlung. Deshalb ist der Leopard immer hinter der Antilope her und plagt sie, daß sie ihm doch gefälligst zahlen möchte.


  • Literatur: Zeitschrift für afrikanische, ozeanische und ostasiatische Sprachen 7, S. 17.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 130.
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