Niemand kann seinem Schicksal entgehn.

[232] Es war einmal ein König, der wollte sich von einem hohen Felsen hinabstürzen, aber ein Engel – gesandt von Gott – kam und fing ihn in seinen Armen auf und gab ihm einen Rubin, indem er sagte, er sollte den hinunterschlucken; obwohl er es nicht wollte, er musste es thun, weil es so über ihn bestimmt war. Er schluckte ihn also hinunter, und als er darauf in seinen Palast ging, fragten ihn vier seiner Minister, was der Engel ihm gegeben hätte, und er antwortete: »Was geht das Euch an?« – Da kam ein Sterndeuter und gab ihm eine Ohrfeige, so dass der Rubin ihm zum Munde hinausflog, der Sterndeuter erwischte ihn, rannte davon und schlug sich in die Büsche. Da grämte der König sich zu Tode.

Wir sehen also:

Als er sein Leben verlieren wollte, musste er es behalten.

Als er den Rubin nicht wollte, musste er ihn hinunterschlucken, und als er ihn gern behalten wollte, verlor er ihn; und als er gern leben wollte, musste er sterben.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 232.
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